Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll109. Sitzung / Seite 177

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

wären oder es eigentlich anstreben, weniger zu arbeiten, kürzer zu arbeiten, und bereit sind, dafür einen deutlichen Lohnverzicht hinzunehmen. Sie erleben die Belastungen, sowohl die physischen als auch die psychischen, als derart intensiv, dass sie bereit wären, auf Teile ihres Einkommens zu verzichten.

Meine Damen und Herren, es gibt immer mehr Menschen, die sagen: So wollen wir nicht weitermachen!, denen es zu viel ist.

Und wie reagieren Sie darauf? – Für Sie ist Arbeitszeitverkürzung kein Thema. Ich könnte Ihnen zum x-ten Mal erklären, dass ab der siebten, spätestens achten täglichen Arbeitsstunde das Risiko, einen Arbeitsunfall zu erleiden, signifikant steigt und dass ab der siebten Arbeitsstunde die Wahrscheinlichkeit steigt, dass man mittelfristig an einer Berufskrankheit erkrankt. Bei Ihnen prallen allerdings alle sachlichen Argumente nachhaltig ab.

Sie schauen nicht hin – wir Grüne tun das aber schon! Wir wollen nicht Wachstum um jeden Preis, vor allem nicht um den Preis zunehmender Belastungen für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Wir wollen weg von dem Paradigma: auf jeden Fall Wirt­schaftswachstum, auf jeden Fall Gewinnsteigerung! Wir wollen, dass die Menschen ein gutes Leben haben. Wir wollen eine bessere Work-Life-Balance. Wir wollen nicht, dass 80 Prozent aller Erwerbstätigen mindestens einmal im Jahr kurz vor einem Zu­sam­menbruch stehen. Das wollen wir nicht! (Beifall bei den Grünen.)

Wir Grünen haben auch Vorschläge, wo man ansetzen muss: Wir müssen weg von den Überstunden! Die Überstunden und auch die Mehrstunden von Teilzeitbe­schäf­tigten müssen teurer werden – anders wird es nicht gehen!

Wir wollen auch weg von den All-in-Verträgen. All-in-Verträge sind letzten Endes nichts anderes als formalisierte Leibeigenschaft. Wir wollen eine Arbeitszeitverkürzung, wir wollen Arbeit beschränken, sowohl inhaltlich als auch zeitlich. Und wir müssen weg­kom­men von den täglichen und wöchentlichen Höchstarbeitszeiten.

Meine Damen und Herren! Wir haben in Österreich sicher keine Arbeitslosenquote von 20 Prozent, und es ist bei uns auch nicht so wie in amerikanischen Großstädten, dass man quasi rund um die Uhr arbeiten muss, um sich zumindest eine kleine Wohnung leisten zu können. Aber von einer Insel der Seligen sprechen zu können, davon sind wir wirklich meilenweit entfernt, denn die Belastungen der Menschen auf dem Arbeits­platz werden immer größer, vor allem für die jungen Menschen werden sie immer größer.

Wir brauchen einfach mehr Lebensqualität und weniger Druck. Wir brauchen Maß­nahmen zur Verkürzung der tatsächlichen Arbeitszeit. Und wir brauchen Maß­nahmen für eine gerechtere Verteilung von Arbeitszeit.

In meinen Anträgen, die heute hier vorliegen, gibt es eine Reihe von Vorschlägen, wie das angegangen werden kann, und ich hoffe, dass diese Debatte so weitergeht, dass wir wirklich bald von Ihnen Vorschläge in diese Richtung vorgelegt bekommen, die wir dann diskutieren können und wo wir gemeinsam Lösungen angehen können.

Wie schon gesagt: Die Menschen in diesem Land wollen so nicht weitermachen! (Beifall bei den Grünen.)

16.47


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Wöginger gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite