Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll110. Sitzung / Seite 45

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Worum es mir in diesem Zusammenhang aber auch geht, ist: Wir brauchen, so wie je­des andere Land auch, ein sauberes Verhältnis zu unserer gesamten Geschichte. Und zu unserer gesamten Geschichte heißt natürlich auch zu den Habsburgern, die diese Geschichte sehr stark geprägt haben, die, wie ich immer sage, 500 Jahre lang auf der Butterseite der Geschichte waren. Letztlich waren aber die Liechtenstein intelligenter, was die Vermögensanhäufung betrifft, denn die gibt es heute noch in einem Ausmaß, das beachtlich ist, und die haben auch darauf geschaut, durch einen kleinen Flecken Land, dass sie quasi die Steuern sich selbst zu entrichten haben. Also da haben die Habsburger den Kürzeren gezogen. – Aber das ist nicht mein Thema. Wir haben da ei­ne ganz andere Herangehensweise, wenn wir das zu diskutieren haben.

Aber mir geht es darum, dass es da keine Verklärung gibt und dass es Kritik gibt, wo Kritik anzuführen ist. Und da gab es eben vom Familienchef Otto Habsburg zwei Äuße­rungen. Die eine betraf sein Verständnis für die Ausschaltung des Parlaments und für das Verbot von Parteien und Gewerkschaften damals, als es um die Frage der Okku­pation Österreichs durch Hitler-Deutschland gegangen ist. Die andere Äußerung war jene, in der er noch in einer Veranstaltung hier im Haus die Opfertheorie wiederbelebt hat, dass quasi Österreich das erste Opfer des Hitler-Faschismus war. Da hat es eine ziemliche Auseinandersetzung gegeben, und der damalige Klubobmann der ÖVP, Wolfgang Schüssel, hat das korrigiert und hat sich dazu auch zu Wort gemeldet – das sei hier sehr positiv erwähnt und sei hinzugefügt.

Das sind Punkte, die auch in Zukunft dann Gegenstand der Diskussion sein werden, wenn einzelne Mitglieder dieser Familie sich mit politischen Ansprüchen zu Wort mel­den. Damit sind wir in manchen Fragen dann eben auch Gegner und es gibt Auseinan­dersetzungen, in anderen Fragen gibt es vielleicht sogar Übereinstimmungen. Das ist nicht das Thema, sondern da wird man dann eben behandelt wie jemand, der sich in der Politik engagiert und auch einbringt.

Aber worum es mir vor allem geht, ist, dass versucht wird, dann so im Nachhinein mit Nostalgiegefühlen zu spielen, mit der Sehnsucht nach Großmachtemotionen – man flüchtet sich dann in den Heimatfilm, die Aussage, wir sind eine Kulturgroßmacht und Kulturnation, den Sissi-Mythos und all das, was eben eine nicht geringe Rolle gespielt hat. Wobei die Sissi aber angeheiratet war! Das ist also nicht einmal ein Verdienst des Familienstammes, sondern die war angeheiratet – ich glaube, sie war eine Wittels­bacher, jedenfalls aus Bayern –, und so hat sich dieser Mythos entwickelt. – Mir geht es nur darum, dass keine Verklärung der Geschichte erfolgt, sondern dass man immer genau sieht, was los war.

Wissen Sie, ich hätte mich zu diesem Thema in dieser Debatte eigentlich gar nicht zu Wort gemeldet, sondern ich bin dann plötzlich doch draufgekommen, das zu sagen, weil am Wochenende im „Kurier“ ein Streitgespräch war zwischen dem Herrn Roubi­nek – der in der Fernsehserie „Wir sind Kaiser“ diesen Hoflakaien abgibt – und dem, wie er sich selbst nennt, Prinzen Hubertus von Hohenlohe, der dann in einer sehr ver­klärenden Art und Weise sagt: „Die Monarchie war eine Art Diktatur, mit Schöngeist halt.“ Und da beginne ich dann langsam mein Öhrli etwas zu öffnen, denn das soll nicht sozusagen ein Aufarbeitungselement sein, dass man sagt: Na ja, das war halt, mein Gott, eine Diktatur; aber seien wir doch ehrlich, 1848, die Gegenreformation, das war alles nicht so schlimm – die paar Kriege und was sich da so abgespielt hat, mein Gott!

Da bin ich der Meinung, dass man sehr präzise sein muss, denn da gibt es einmal eine Werteordnung, da gibt es Grundsätze. Ich bin überzeugter Republikaner – ich nehme an, alle, die hier herinnen sind, sind überzeugte Republikaner, vielleicht sogar auch Sie (auf die Galerie blickend) als Vertreter der Habsburger; Sie werden doch nicht zurück­schauen in die Vergangenheit, Sie wollen ja in die Zukunft schauen, also vielleicht ha-


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