gleich man vielleicht heute gerechtermaßen von einem Anachronismus spricht. Aber wenn wir die Enteignungsfrage betrachten, so sehen wir: Enteignet wurde der Hofärar, der Familienfonds zugunsten der Kriegsversehrten. Das Privatvermögen ist belassen worden für jene Mitglieder der Familie, die den Thronverzicht abgegeben haben. Es hätte damals auch schlimmer für die Familie Habsburg formuliert werden können. In diesem Sinne werbe ich für historischen Respekt.
Nächster Punkt: Die Freiheitlichen haben stets einen wirklich entkrampften Umgang mit der Familie Habsburg gehabt. Als Beleg dafür berichte ich ein bestimmtes historisches Ereignis: Wir sind im Jahr 1968/69, ich war damals Funktionär des Ringes Freiheitlicher Studenten gemeinsam mit Dr. Steger und Krünes, wie wir alle aus zeitgeschichtlichen Namenserinnerungen wissen. Der damalige Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft Dantine – übrigens Mitglied bei der ÖVP, allerdings dem links-evangelischen Sektor zuzurechnen – hat Dr. Otto Habsburg zu einem Vortrag auf Hochschulboden in Österreich eingeladen. Die damals kommunistisch durchsetzte Staatspolizei – man muss hinzufügen: noch kommunistisch durchsetzte Staatspolizei – hat davon Wind gekriegt.
Es ist ein Riesenwirbel entfacht worden. Dantine hat die Einladung zurückgenommen. Wir als Ring Freiheitlicher Studenten haben das als Beleidigung gegenüber Dr. Otto Habsburg empfunden und haben ihn eingeladen, und er hat unsere Einladung angenommen.
Jetzt könnte ich noch lange erzählen, wie der Wirbel, den die Kommunisten dann gemacht haben, gelaufen ist. Öllinger war vielleicht dabei (Heiterkeit), ist als Fahnenschwinger oder Hammer-und-Sichel-Träger am Ring aufmarschiert. Es waren aber nur wenige. Zur Anscheinmachung einer höheren Zahl haben sie im Marschblock einen Zwischenabstand von 10 bis 15 Metern walten lassen, sodass es ausgeschaut hat, als ob da furchtbar viele Kommunisten wären. Es waren aber nur 50 oder 100. Die Polizei war ungefähr 20-fach überlegen. – Das ist die Geschichte des Zuganges der verschiedenen Parteien zur Frage Habsburg.
Der Ring Freiheitlicher Studenten war die erste politische Gruppierung, die Habsburg nach Wien zum Vortrag eingeladen hat, der gegen Kommunistenprotest und -ansturm durchgezogen wurde. Das waren die Freiheitlichen – jawohl! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Petzner.) Da warst du erst im Kindergarten, du kannst in dieser Sache also nicht mitreden. (Heiterkeit. – Zwischenruf des Abg. Krainer.)
Der Krainer will auch noch einaschrein. Sie waren bestenfalls im Kindergarten, lieber Kollege, Sie können auch nicht mitsprechen. Ich weiß jetzt nicht, was Ihr Geburtsjahrgang ist, aber ich repliziere auf die Ausführungen Ihres Klubobmannes Cap. Vielleicht haben Sie ihn nicht angehört, das ist auch eine Möglichkeit Ihrer Klubdisziplinbefolgung (Beifall bei der FPÖ), aber in punkto Habsburg hat sich die freiheitliche Seite gar nichts vorzuwerfen, sondern verdient historischen Zuspruch und Lob. (Abg. Krainer: Wofür Lob? – Abg. Öllinger: ... Schattenjustizminister!)
Herr Kollege Öllinger, wenn ich „Schattenjustizminister“ sein sollte, dann ist das eine Interpretation, die zuerst Licht gebietet, denn erst Licht, auf einen Körper geworfen, kann Schatten erzeugen. Danke für das Licht! (Beifall bei der FPÖ. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Öllinger.)
Wenn wir über die Thematik des heutigen Wahlrechts sprechen, dann will ich nicht duplizierend wirken, denn mein Freund Harald Stefan hat nämlich die große Problematik, die mit der Briefwahl zusammenhängt, schon ausgeführt.
Wir sind in einem nicht erwünschten Verwandlungsprozess historisch gefangen: Die Briefwahl, ursprünglich für die Auslandsösterreicher eingeführt, ist zu einem Instrument der Möglichkeit des vielfältigen Wahlfälschungsvorganges, Wahlbetruges und derglei-
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