Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll110. Sitzung / Seite 86

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ich bin froh darüber, als frei gewählter Mandatar von 24 000 Österreicherinnen und Ös­terreichern hierher in dieses Haus entsandt worden zu sein. Ich rüttle auch nicht daran, sondern bin stolz darauf, dass sich diese Demokratie trotz Rot und Schwarz einigerma­ßen weiterentwickelt, die Sie beide ja dieses Land seit Jahrzehnten mehr in Geiselhaft halten, als selbst der Kaiser es jemals hätte tun können. (Beifall beim BZÖ.)

Aber, Kollege Kräuter, ... (Abg. Silhavy: Für wen sind Sie Pressesprecher?) Kollegin Silhavy, für das Haus Habsburg oder Vertreter des Hauses Habsburg besteht auch kein Platz, solange Ihr Bundespräsident Fischer in der Hofburg unter dem Bild Ihrer kaiserlichen Majestät, der Kaiserin Maria Theresia, Regierungsmitglieder angelobt, nämlich im Schlafzimmer der Kaiserin, solange er wie ein roter Ersatzmonarch das Schloss Mürzsteg jedes Jahr nutzt um Abertausende, Hunderttausende Euro von Steu­ergeld, das Jagdschloss der Habsburger, das Jagdschloss/Sommerschloss Öster­reichs nutzt, mehr Mercedes-Dienstwägen hat, als der alte Kaiser überhaupt Kutschen hatte! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren von der Sozialdemokratie, solange also Sie in einem sozialistischen Erb-Adel unter Zuhilfenahme der Steuerzahler – wie im alten Raubritter­system – die Menschen in dem Land aussackeln, damit Sie es sich und Ihrem eigenen Lebensstandard in der Sozialpartnerschaft, in den Ämtern, an die Sie sich seit Jahr­zehnten fesseln, besser richten, so lange besteht auch keine Hoffnung, da brauchen Sie keine Sorgen zu haben, dass ein Habsburger in diesem Land noch einmal Kaiser wird, denn Sie klammern sich seit Jahrzehnten an die Funktionen des Staates mit so einer Vehemenz und Präpotenz, dass dort sowieso kein Platz für etwas anderes be­steht, sehr geehrte Damen und Herren mit Ihrem gestörten Verhältnis zur österrei­chischen Geschichte! (Beifall beim BZÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Es ist ein historisches Faktum – kein Zeichen der Sympathie, sondern Faktum –, dass die österreichische Geschichte zeitlich zu 85 Prozent von den Entscheidungen einer Familie, von den Entscheidungen des Hauses Österreich, des Hauses Habsburg be­stimmt worden ist. Das sollten wir auch einmal annehmen. Sie sitzen zumindest bei Gedenkveranstaltungen im Reichsratssitzungssaal, der durch das Monogramm „FJI“ (der Redner sagt: F, Jot, eins), Franz Joseph I., markiert ist, sehr geehrte Damen und Herren! Sie befinden sich in einem Land, das jahrhundertelang von dieser Familie und der Monarchie geprägt worden ist, mit allem Für und Wider. (Abg. Mag. Gaßner: Das „I“ steht für „Imperator“, nicht für den „Ersten“! Das steht für „Imperator“ und ist ein I, nicht ein Einser!)

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir sollten uns dafür nicht schämen, wir sollten das als historische Gegebenheit annehmen. Wir sollten auf unsere Geschichte, auf die mehr als tausendjährige Geschichte seit Ostarrichi, mit all ihren Wendungen stolz sein. Wir sollten betrüblich Zeiten zur Kenntnis nehmen und auch betrüblichst und entsetzt über Zeiten diskutieren in diesem Land, über Jahre und Jahrzehnte, die durch Diktatur, Faschismus, Mord und Tod geprägt worden sind. Wir sollten aber mit der gleichen Energie auch zu dem stehen, was Österreich als christliches Land in einem christlich geprägten Europa in den letzten tausend Jahren gemacht hat, und da gehört das Haus Habsburg untrennbar zu unserer Geschichte dazu.

Daher halte ich es für so kleinlich, ob man jetzt zu einem Mitglied des Hauses Habs­burg „Königliche Hoheit“ sagt oder ich zum Prinzen Liechtenstein in Deutschlandsberg „Durchlaucht“ sage, wenn ich ihn sehe. Das ist für mich kein Problem, und das ist für mich auch kein Ausdruck einer politischen Gesinnung, sondern das ist Ausdruck des Respekts, auch des Respekts gegenüber Menschen in dem Land und ihren Familien, die dieses Land lange genug geprägt haben. (Beifall beim BZÖ.)

13.09

 


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