Jetzt haben wir eine Kreditaushaftung von 1,2 Milliarden, und wir haben dafür bis jetzt 30 Millionen Zinsen bekommen.
Es gibt Alternativen – und die einzige Richtschnur für uns ist: Wir nehmen jene Alternative, die für unseren Steuerzahler die günstigste Lösung ist. Dass das alles keine angenehme Situation ist, dass in der Vergangenheit Fehler gemacht worden sind, ist gar keine Frage, aber, Herr Kollege Strache, ich frage Sie jetzt eines: Glauben Sie ernsthaft, dass in dieser schwierigen Lage alle 17 europäischen Regierungschefs, 17 Finanzminister, 17 Notenbank-Präsidenten, der Europäische Währungsfonds, 100 Experten dumm sind, nur Sie sind das Oberg’scheiterl und wissen alles besser? Glauben Sie das wirklich, Herr Kollege Strache? – Also ich glaube es nicht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Strache.)
Kollege Kogler, der jetzt leider nicht anwesend ist und den ich sehr schätze, hat zu Recht dieselbe Frage angeschnitten, die auch mir immer wieder gestellt wird (Abg. Strache: Das ist das Grundproblem! Sie sind genau die Experten, die unsere Staatsschulden von 60 Prozent vom BIP auf 80 Prozent hinauf...!): Wie kann es sein, dass ein kleines Land, dessen Wirtschaftsleistung nur etwas mehr als 2 Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung ausmacht und dessen Schulden zwar sehr hoch sind, das insgesamt aber nur 4 Prozent der europäischen Schulden hat, solche Turbulenzen auslösen kann? – Die Antwort ist sehr einfach: weil die Finanzwelt heute unglaublich vernetzt ist, globalisiert ist und weil wir heute einfach sehen, dass das, was 350 Milliarden Schulden in Griechenland sind, in den Bilanzen von europäischen Banken, Versicherungen, Pensionsfonds, Investmentfonds Aktiva sind. Wenn dann ein Schuldenschnitt um 50 Prozent erfolgt, gehen in Europa oder weltweit 175 Milliarden € mit einem Schlag den Bach hinunter. Kollege Krainer hat schon richtig gesagt, allein die Pleite von Lehman Brothers hat die globale Finanzkrise ausgelöst.
Also so locker zu sagen: Lassen wir Griechenland halt pleitegehen!, das ist – und das habe ich schon einmal gesagt – politisches Roulette. Wir von den Regierungsparteien wollen nicht politisches Roulette spielen mit den Spargeldern der Österreicher, mit den Pensionskonten und so weiter. Das ist politisches Roulette, Herr Kollege Strache! Das ist unverantwortlich, wirklich unverantwortlich. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)
Aber ich gebe zu, an den Stammtischen, in Bierzelten, wenn die Situation schon ein bisschen angeheitert ist, mögen Sie damit punkten. (Abg. Strache: Die Ökonomen unter den Europäern geben uns recht!) – Glauben Sie, die Menschen sind viel klüger, als Sie manchmal glauben, Herr Kollege Strache! Glauben Sie mir das wirklich! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Mag. Wurm. – Abg. Strache: Glauben Sie mir das, die Menschen sind so klug, ...!) – Warten Sie auf den Wahltag! Meinungsumfragen sind Momentaufnahmen, Herr Kollege Strache! Warten Sie auf den Wahltag, Sie werden sehen, die Menschen sind klüger, als Sie glauben! (Abg. Strache: Da werden Sie die Klugheit der Bürger am eigenen Leib spüren!)
Meine Damen und Herren, ich darf noch eines sagen: Sowohl der Herr Staatssekretär als auch die Frau Finanzministerin haben darauf hingewiesen, dass wir an sich die Hauptprofiteure der Europäischen Union sind. (Abg. Strache: „Das größte Geschäft“!) – Herr Kollege Strache, nur eine Zahl: Sie werden von allen Wirtschaftswissenschaftern hören, dass allein durch die Binnenmarktdynamik unser Wirtschaftswachstum jedes Jahr um 0,4 bis 0,5 Prozent höher ist. Wenn Sie das umrechnen auf 15 Jahre bei einer Steuerquote von 40 Prozent, dann haben wir jedes Jahr höhere Steuereinnahmen von 4 bis 6 Milliarden €. Das heißt, wir sind buchhalterisch Nettozahler, ökonomisch sind wir haushoher Nettogewinner. (Abg. Mag. Stefan: Wer hat dann verloren? Es haben eigentlich alle gewonnen! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ohne den Euro wären wir in der Finanzkrise – wo damals ein amerikanischer
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