Ich frage mich schon die ganze Zeit, was Ihnen eigentlich die österreichische Bevölkerung getan hat. Was hat sich denn die österreichische Bevölkerung zuschulden kommen lassen, dass Sie so mit ihr umspringen? Ist es vielleicht die Rache dafür, dass schon bei der letzten Wahl über 70 Prozent der Wähler so gescheit waren, Sie nicht zu wählen? Das könnte eine mögliche Zugangsweise sein, dass Sie das unter 30 Prozent-Trauma der SPÖ sozusagen bis heute nicht verkraftet haben.
Oder es könnte auch sein, dass Sie bis heute nicht die Volksabstimmung zu Zwentendorf überwunden haben; dass das ein zweites Trauma ist, das SPÖ-Zwentendorf-Kreisky-Trauma. Oder vielleicht sind es beide zusammen. Aber Zwentendorf ist doch ein wesentlicher Punkt, den man sich in Erinnerung rufen sollte. Und da sollten auch die Damen und Herren von den Grünen ihre Ohren spitzen.
Damals, 1978, war es die einfache österreichische Bevölkerung, die gewusst hat, dass das, was Sie ihr mit all Ihren Experten und all Ihren Atomphysikern als größte Zukunftserrungenschaft im Energiebereich aufschwatzen wollten, der falsche Weg ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Österreicher wollten davon nichts wissen und haben in ihrer Mehrheit – und das, ohne promovierte Atomphysiker oder Nuklearexperten zu sein – die richtige Entscheidung getroffen, meine Damen und Herren. Sie sollten also den Österreichern nicht böse sein wegen einer solchen Entscheidung, sondern Sie sollten sich in Wahrheit bei der österreichischen Bevölkerung bedanken, daraus lernen und ihr öfters solche Fragen vorlegen.
Herr Bundeskanzler, ich weiß ja nicht, wo Sie sich Ihre Befehle oder Ihre Arbeitsanleitungen herholen. Beim Kaiser hat man gewusst, er leitet seinen Anspruch, das zu tun, was er getan hat, vom Herrgott her. Bei Ihnen ist es wahrscheinlich eher die Europäische Kommission. Das könnte, nehme ich einmal an, einer der Einflussfaktoren sein.
Vielleicht ist es aber auch die eine oder andere Reise, die Sie in die Schweiz geführt hat. Den Tipp würde ich Ihnen geben, Herr Bundeskanzler: Wenn Sie schon in die Schweiz fahren, dann schauen Sie sich bitte in der Schweiz das funktionierende Modell der direkten Demokratie an, wie es dort seit vielen, vielen Jahren erfolgreich gelebt wird, und holen Sie sich nicht bei den Bilderberger-Sitzungen irgendwelche Befehle ab! (Beifall bei der FPÖ.)
Vielleicht wird uns der Herr Kollege Cap dann noch erklären, was Sie dort im Übrigen als österreichischer Regierungschef verloren haben. Das wäre durchaus interessant, denn das G’schichterl, dass Sie als Privatmann dort aufgetaucht sind, können Sie jemand anderem erzählen.
Aber versetzen wir uns einmal einen Moment in eine positive Fantasiewelt! Nehmen wir nur einmal einen Moment an, wir hätten einen Regierungschef, der sich durch Leadership auszeichnet und dem man etwas glauben kann, wenn er etwas verspricht! – Sie brauchen sich nicht betroffen zu fühlen, Sie sind damit nicht gemeint. (Heiterkeit bei der FPÖ.)
Oder nehmen wir nur einmal an, meine Damen und Herren, wir hätten einen Kanzler, der nicht vergessen hat, dass es die österreichische Verfassung ist, auf die er angelobt ist und sonst gar nichts. – Keine Angst, Sie sind nicht betroffen, Sie sind nicht gemeint, Herr Bundeskanzler!
Oder nehmen wir nur einmal an, wir hätten einen Bundeskanzler, der es auch wirklich ernst meint mit den Reformbemühungen und nicht nur so tut. – Keine Angst, das gilt alles nicht für Sie, Herr Bundeskanzler!
Das wäre eine Lichtgestalt in der österreichischen Politik – also das Gegenteil von Ihnen, Herr Bundeskanzler! Eine richtige Lichtgestalt! (Abg. Mag. Muttonen: Ist das witzig?)
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