Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll137. Sitzung / Seite 276

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Wir haben 17 500 Auflösungen im Jahr 2010 gehabt und 8 000, die die Lehrabschluss­prüfung nicht geschafft haben. Jeder Fünfte schafft das Ausbildungsziel nicht. Komi­scherweise gibt es auch junge Leute, die die Lehrzeit beenden, aber dann aus irgend­einem Grund nicht zur Lehrabschlussprüfung antreten.

Woran liegt es? Liegt es teilweise am Lehrbetrieb, hat der versagt? Oder hat der Lehr­ling versagt? – Das sind Fragen, die man sich stellen muss. Vielleicht ist ein Grund, dass die Prüfung erst zum Ende der Lehrzeit ist und man erst dann das Ergebnis der Ausbildung sieht. Ich würde dafür plädieren, wirklich intensiv darüber nachzudenken, ob man nicht zu einer, ich sage sogar, verpflichtenden Zwischenprüfung kommen soll­te, um zu sehen, wie der Ausbildungsstand ist, ob man den Lehrling noch fördern muss oder was man sonst noch tun kann, um zu einem positiven Abschluss zu kommen. Eine Reaktion in der Mitte der Lehrzeit wäre meiner Meinung nach eine gute Hilfe und eine sinnvolle Geschichte. Vielleicht geht das auch mit dem begleitenden Coaching, das jetzt in der Vorlage angeführt ist.

Zum Abschluss möchte ich noch einmal hinweisen, nachdem ich sehr viel Zustimmung von der ÖVP bei meiner vorigen Rede gespürt habe, und es noch einmal wiederholen: Ich meine, wir sollten künftig nur mehr Gesetze beschließen, von denen die Reichen und Millionäre in unserem Land nicht profitieren. (Beifall bei der SPÖ.)

21.38


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Schatz. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


21.38.00

Abgeordnete Mag. Birgit Schatz (Grüne): Meine Damen und Herren! Wir Grüne wer­den dieser Novelle zustimmen, da wir glauben, dass es einen großen Bedarf in Bezug auf die Reform der dualen Lehrlingsausbildung gibt. Anders, als Herr Abgeordneter Steindl das wieder wiederholt hat, und auch anders, als es in der Novelle bei den Er­läuterungen, bei der Einleitung selbst definiert ist, glauben wir, dass es sehr, sehr viele Probleme im Bereich der Lehrlingsausbildung gibt, und unterstützen deshalb alles, was hier an Reformen angegangen wird – auch wenn wir uns einmal eine grundlegendere Reform dringend wünschen würden und nicht immer nur diese kleinen Puzzle-Steine, so wie es auch hier wieder passiert.

Ganz konkret finden wir es sehr gut, dass Herr Minister Mitterlehner und Sozialminister Hundstorfer hier Kompetenzen an sich ziehen, die bisher bei den Sozialpartnern an­gesiedelt waren, weil offensichtlich die Sozialpartner die Reformen nicht in der ge­wünschten Form voranbringen und ich große Hoffnungen habe, dass die beiden Minis­ter in guter Kooperation uns hier ein Stück weiterbringen.

Besonders zu begrüßen ist für uns auch, dass in Richtung Qualitätssicherung mehr passieren soll, wiewohl die wirklich konkret angeführten Maßnahmen doch sehr vage sind. Das heißt, ein bisschen etwas Konkreteres, wie das ausschauen kann, hätten wir uns gewünscht. Vor allem setzt all das, was da drinnen steht, nämlich diese Sachen wie mehr Bildungsberatung, Berufsberatung, Lehrlings-Coaching et cetera, immer wie­der beim Lehrling an, während wir uns wünschen würden, dass Qualitätssicherung auch auf Seiten der Betriebe stärker stattfindet. Sie haben im Ausschuss nur gesagt, es werden modernisierte Unterrichtsmaterialien, Ausbildungsmaterialien zur Verfügung gestellt. Das scheint mir noch nicht ausreichend zu sein.

Kurz: Wir Grüne glauben, es braucht eine grundlegendere Reform der Lehrlingsaus­bildung, nicht nur so kleine Punkte, es braucht aber auch, ganz wichtig, heute schon angesprochen, endlich eine Reform unseres Bildungssystems.

Es kann nicht sein, dass Jugendliche nach der Pflichtschule einfach nicht fit genug sind, um eine Lehre zu beginnen. Wir müssen etwas tun, um das Verschwinden der betrieb-


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