Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll140. Sitzung / Seite 123

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bringt natürlich eine ganze Menge anderer Herausforderungen mit sich, wie zum Beispiel Probleme hinsichtlich der Fragen: Wie ernähren wir all diese Menschen? Wie bekämpfen wir Armut bei immer mehr werdenden Menschen? Wie gehen wir um mit Ressourcen und Energie? Was tun wir gegen die Klimaerwärmung, die mit mehr Menschen immer schneller vonstattengeht? Wie gehen wir mit einer immer größeren Urbanisierung um, oder wie schaffen wir es, dass die Gesundheitsvorsorge­einrich­tungen oder auch die Bildung Schritt halten mit dem Mehr an Menschen?

Das alles sind genuin entwicklungspolitisch relevante Themen. Es gibt auf international wissenschaftlicher Ebene mehrere Szenarien, wie sich die Bevölkerung bis zum Ende dieses Jahrhunderts, also bis in weniger als 90 Jahren, entwickeln könnte.

Das höchste Szenario geht von einer fast Vervierfachung der momentanen Bevöl­kerung aus und liegt bei 26,8 Milliarden Menschen. Ich glaube, es ist müßig darüber zu diskutieren, dass die Erde mit den momentanen Mitteln und Möglichkeiten es wohl nicht hinkriegen wird, diese alle zu ernähren, mit Wasser zu versorgen et cetera.

Aber auch bei den Szenarien, bei denen wir aktiv politisch etwas tun und Bevöl­kerungsentwicklung politisch planen und die dementsprechenden Maßnahmen setzen, rechnen wir immer noch mit 15 Milliarden Menschen Ende dieses Jahrhunderts und im besten Fall mit 10 Milliarden Menschen. Also auch eine weitere gravierende Steige­rung.

Die natürlichen Ressourcen wachsen natürlich nicht ansatzweise so schnell oder wachsen überhaupt nicht, wie die Bevölkerung wächst. Bei trinkbarem Wasser, bei Energieträgern und bei seltenen Erden und bei vielen anderen Rohstoffen ist das ganz klar.

Es gibt aber auch noch andere Ressourcen, bei denen wir selbst etwas tun können, damit diese wachsen. Aber man muss eben auch wirklich politisch etwas tun, damit sie wachsen, wie zum Beispiel bei der Frage von Bildungseinrichtungen.

Wir haben momentan einen Bevölkerungszuwachs von ungefähr 78 Millionen Men­schen pro Jahr. Das heißt, wenn wir nur die jetzige Bildung beibehalten wollen – da reden wir jetzt gar nicht vom Ausbauen, was wir eigentlich wollen –, brauchen wir jedes Jahr 1,5 Millionen Lehrer mehr. Diese auszubilden bedeutet gewaltigen Aufwand.

Ebenso ist es im Gesundheitssystem: Es ist vor allem im Subsaharan Africa nach wie vor so, dass mehr als jede zweite Geburt nicht betreut stattfindet – ohne Hebamme, ohne Arzt – und dass die Müttersterblichkeit in Afrika zum Beispiel bei 1 : 31 liegt – die Wahrscheinlichkeit, an den Folgen einer Geburt zu sterben –, während sie zum Beispiel in Österreich bei 1 : 250 000 liegt.

Es muss gelingen, dieses Bevölkerungswachstum zu verlangsamen. Wenn das gelingt, dann entsteht ein sogenanntes demografisches Fenster, das heißt, es gibt mehr arbeitsfähige Menschen als Alte und Kinder, die zu versorgen sind. Man kann dieses Geld, das man sich dafür spart, in Infrastruktur, in Daseinsvorsorge, in eine bessere Zukunft für diese Menschen investieren.

In diesem Sinne würde ich mir sehr wünschen, das wir im nächsten Außenpolitischen Bericht auch etwas zu dieser Frage von sexuellen und reproduktiven Menschenrechten lesen können, was natürlich auch einhergeht mit der Dotierung der entsprechenden Politik, zum Beispiel von UNFPA, die in dieser Frage eine sehr, sehr gute Politik macht. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.)

13.28

 


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