diese großen Wertespender an möglichst vielen Stellen in den öffentlichen Raum einbindet, sichert er Doppeltes:
a) sich selbst vor Grenzüberschreitungen zu bewahren, die seine Identität bedrohen können;
b) Einbringung von Werten mit jener Ernsthaftigkeit, wie sie nur Religionen behaupten.
Die zweite Grundsatzfrage: Welche Ethik wird denn eigentlich im Ethikunterricht gelehrt?
Und die dritte Grundsatzfrage: Soll, darf, will sich der Staat zum geradezu monopolistischen Lehrer in Ethikfragen machen? – Das wird gerade von unseren deutschen Nachbarn heftig abgelehnt. Es gibt dort einige, die das in der ehemaligen DDR erlebt haben und mit diesem Erfahrungsschatz im Hintergrund dies vehement ablehnen.
Im Ethikunterricht soll also jetzt eine Vielfalt der Wertevorstellungen einer pluralistischen Gesellschaft abgebildet werden, aber im Endeffekt stellt sich heraus: Alles ist gut, alles ist gleich gültig, letztendlich gleichgültig.
Wenn bei einem Ethikunterricht alle religiösen und auch antireligiösen Standpunkte gleich gültig nebeneinander gestellt werden, sind sie dem nach Sinn und Halt suchenden Schüler bald gleichgültig.
Man forciert die Befreiung vom Bisherigen, weil es halt fortschrittlich ist. Demgegenüber steht der Religionsunterricht mit seiner Verlässlichkeit hinsichtlich Wertevorstellungen und Jahrhunderte alter Tradition.
Und noch ein Punkt dazu: Er arbeitet praktisch mit offenem Visier. Man weiß, was dort gelehrt wird. Beim Ethikunterricht ist das sehr nebulös, wissen wir das doch vielerorts bis heute nicht genau.
Man kann keine Moral leben, wenn man keinen Maßstab kennt. Die konstanten Werte haben die Menschen groß gemacht, nicht die Beliebigkeit, und das heißt, Freiheit benötigt Maßstab, Freiheit benötigt Orientierung, Freiheit benötigt Halt. Sonst ist alles erlaubt, alles möglich. (Beifall bei der FPÖ.)
Zum Abschluss möchte ich noch ein Zitat des derzeit sehr bekannten Philosophen Martin Rhonheimer vortragen, auch im Hinblick auf die staatstragende und vor allem demokratisch wichtige Frage eines Religionsunterrichtes:
„Angesichts der Herausforderungen der Multikulturalität, insbesondere der Gegenwart einer zunehmenden Zahl von muslimischen Mitbürgern in europäischen Ländern, die ihrer Tradition gemäß nicht auf dem Boden des gemeinsamen westlichen und christlichen Erbes stehen, wird sich Europa zunehmend seiner christlichen Wurzeln bewusst werden müssen – nicht, um das öffentliche Leben im Sinne eines Rückgängigmachens des Säkularisierungsprozesses zu ,rechristianisieren‘ und Nichtchristen entsprechend zu diskriminieren, sondern exakt im umgekehrten Sinne: um die friedensstiftende, integrierende Kraft einer säkularen, auf der Anerkennung der Menschenrechte und fundamentaler politischer Freiheiten gründenden politischen Kultur zu erhalten und wenn nötig zu verteidigen.
Vielleicht wird in Zukunft immer deutlicher werden, dass wir uns an die letztlich christlichen Wurzeln moderner Säkularität und politischer Kultur gerade deshalb erinnern sollten, um gerade diese Säkularität auf erfolgreiche Weise zu verteidigen und weiterzuentwickeln. Dadurch werden wir auch fähig sein, denen, deren kulturelle Herkunft eine andere ist, eine wirkliche Chance der Integration zu bieten: nicht, indem wir sie dazu drängen, selbst Christen zu werden, aber auch ohne zu verleugnen, dass unsere säkulare Welt eine reife Frucht der geschichtswirksamen zivilisatorischen Kraft des Christentums ist.“ (Präsident Dr. Graf übernimmt den Vorsitz.)
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