Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll141. Sitzung / Seite 91

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Ganz wichtig sind auch Qualitätsstandards, die die Organisation, die Beratung, auch die Trainer und die Kursinhalte betreffen. Die sind mit in der Vorlage enthalten und wer­den nunmehr realisiert. Die Vorlage ermöglicht und hilft also, persönliche Defizite in der Bildung zu beseitigen, hebt die Beschäftigungsfähigkeit und die Einkommenschancen, was ganz wichtig ist, und kann auch das Abrutschen in die Armut verhindern.

Mein Schlusssatz: Heute ist ein guter Tag für die Bildung in unserem Land, auch für die Erwachsenenbildung, die in der Vergangenheit oft Stiefkind im Bildungsbereich gewe­sen ist. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

13.35


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Letten­bichler. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.35.38

Abgeordneter Mag. Josef Lettenbichler (ÖVP): Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Der sekundäre Analphabetismus, also Defizite beim Schreiben, Lesen und Rechnen, ist in unserer hochtechnisierten Welt ein struktureller Nachteil für die betrof­fenen Menschen, und zwar in allen Lebenslagen. Dem entgegenzuwirken ist Auftrag für uns, für die Politik gewesen, und ich freue mich, dass wir mit dem heutigen Be­schluss über das kostenlose Nachholen des Pflichtschulabschlusses, aber auch über die Förderung von Lehrgängen für die gerade erwähnten Grundkompetenzen einen be­deutenden, einen wichtigen Schritt setzen.

Mein Vorredner hat es erwähnt: Zirka 300 000 bis 600 000 Menschen beherrschen nach Berechnungen der UNESCO die wichtigsten Kulturtechniken nicht, in etwa 300 000 Menschen in Österreich haben keinen positiven Pflichtschulabschluss. Jahr für Jahr verlassen 2 500 bis 3 000 junge Menschen die Pflichtschule ohne Abschluss. Wir haben da Handlungsbedarf gesehen und auch reagiert.

Die Bundesregierung wird auch in Zukunft stark in die Bildung investieren, und gemein­sam mit den Ländern werden wir für diese kostenlosen Lehrgänge in den nächsten Jahren beträchtliche 55 Millionen € mehr in die Hand nehmen. Die Kosten für diese Qua­lifizierungsoffensive werden jeweils zur Hälfte vom Bund und zur Hälfte von den Län­dern getragen.

Mein Heimatland Tirol etwa wird in den kommenden Jahren dafür 1,2 Millionen € be­reitstellen. Das wird noch einmal verdoppelt vom Bund. Das Ziel ist, dass wir damit 270 Menschen zu einem Pflichtschulabschluss verhelfen und weiteren 330 Menschen ihre Grundkompetenzen verbessern können. 600 Menschen werden also allein in Tirol neue Chancen gegeben.

Hervorzuheben ist aber auch, dass für diese Lehrgänge in allen Bundesländern erst­mals einheitliche Qualitätskriterien festgelegt werden. Diese Standards betreffen zum Beispiel die Kursinhalte, den Kursaufbau, die Qualifikation der Vortragenden, aber auch die Bildungseinrichtungen selbst werden hinsichtlich der notwendigen Infrastruktur streng geprüft.

Es wird also, wie auch bei der heute noch zu beschließenden neuen Oberstufe, ein ös­terreichweit gleiches System geschaffen, damit die Pflichtschulabschlüsse ein einheitli­ches Niveau erreichen. Wir helfen mit dieser Artikel-15a-Vereinbarung einer Gruppe von Menschen, die meist ohnehin einkommensschwach ist. Und wenn man sich die Kosten von durchschnittlich 6 600 € für einen Hauptschulabschluss vor Augen führt, so glaube ich, dass wir eine sinnvolle Maßnahme setzen, und gratuliere der Bildungsmi­nisterin zu diesem Meilenstein, der in der Bildungspolitik gesetzt wird.

Ein Meilenstein, der leider nicht gesetzt wurde, und ich nütze die Gelegenheit, an die­ser Stelle Kritik an der Berichterstattung beziehungsweise Nichtberichterstattung des


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite