Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll143. Sitzung / Seite 80

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kommen. Wir haben damals gemeinsam sehr viel Geld in die Hand genommen, um Ban­ken zu retten. Wir haben damals viel Geld in die Hand genommen für Konjunkturpake­te und Arbeitsmarktpakete. Und weil wir das gemacht haben, gibt es jetzt – ja! – die Notwendigkeit einer Konsolidierung. Aber lassen wir uns nicht mit dem Kappel fangen. Es geht nicht darum, die Krise umzudeuten und zu behaupten, die Menschen hätten über ihre Verhältnisse gelebt. Das ist sicherlich nicht der Fall! (Beifall bei der SPÖ.)

Ja, ich bekenne mich zur Konsolidierung, und zwar aus zwei Gründen. Zum einen, weil wir die notwendige Flexibilität in den Staatsfinanzen brauchen, den politischen Hand­lungsspielraum insbesondere dann, wenn wir in Richtung wirtschaftlich schwieriger Zei­ten steuern, um auch wieder die Möglichkeit zu haben, in Konjunktur- oder Arbeits­marktpakete zu investieren. Aber ich bekenne mich auch deswegen zur Konsolidie­rung, weil ich nicht haben möchte, dass irgendwann eine Troika oder sonst irgendje­mand da auftaucht und uns, den Mitgliedern des Nationalrates und der Bevölkerung, erklärt, was wir zu tun haben. Ich möchte die Handlungsfähigkeit in Österreich hier in diesem Haus behalten!

Und ganz ehrlich, meine Damen und Herren von der Opposition: Ich setze mich viel lie­ber mit Ihnen auseinander, inhaltlich, sachlich, als mit irgendwelchen Leuten einer Troi­ka oder von sonst irgendwo. Das ist der zweite Grund. (Beifall bei der SPÖ.)

Das, was vorliegt – ja! –, ist ein politischer Kompromiss. Gar keine Frage. Das weiß jeder, der Verhandlungen führt, in denen es Beteiligte mit unterschiedlichen Interessen­lagen oder unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen gibt. Aber trotzdem ist dieses Pa­ket, das vorliegt, anders als in anderen europäischen Ländern. Und wir brauchen gar nicht Griechenland oder Portugal zu strapazieren. Wenn Sie sich ansehen, wie etwa in Spanien einseitig in die Löhne der Beschäftigten in der Privatwirtschaft eingegriffen wird, wie Entlassungen und Kündigungen erleichtert werden, wie Kollektivverträge, die zwischen den Sozialpartnern ausgehandelt sind, ausgehebelt werden oder wie in Ita­lien die Massensteuern erhöht werden und Kürzungen – Kürzungen! – im Bereich der öffentlichen Dienste und der Pensionen stattfinden, dann, glaube ich, werden Sie zuge­ben müssen, dass das Paket, das wir hier vorliegen haben, ganz anders aussieht, auch von der sozialen Ausgestaltung her.

Wir haben am 20. Jänner im Rahmen einer großen Veranstaltung der Gewerkschaften und der Arbeiterkammer unsere Eckpunkte für eine solche Konsolidierung definiert. Wachstum und Beschäftigung dürfen nicht gefährdet sein. Wir brauchen auch offensive Maßnahmen und nicht nur Sparen, keine Privatisierungen, kein Zertrümmern des So­zialstaates. Das sind die Kriterien, nach denen wir auch heute dieses Paket und die Maß­nahmen, die hier gesetzt werden, bewerten.

Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Ökonomen in der Ar­beiterkammer, aber auch das Wifo haben ausgerechnet, dass die gesamtwirtschaftli­che Dämpfung des Wirtschaftswachstums durch die Maßnahmen, die hier vorgeschla­gen werden, im Schnitt 0,15 Prozent pro Jahr ausmacht. Ich denke, das ist ein ver­kraftbarer Wert, vor allem im Vergleich dazu, was tatsächlich am Tapet gewesen ist. Im Raum stand eine rein ausgabenseitige Maßnahme.

Und da können wir jetzt auch wieder diskutieren, ob das Verhältnis zwischen Einnah­men und Ausgaben, Kollege Kopf, 24 : 76 oder sonst wie ist. Frau Schratzenstaller ist unverdächtig. Sie ist die Budgetexpertin des Wifo und hat heute gesagt: Das Ver­hältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben ist bei den in Loipersdorf beschlossenen Maßnahmen 53 Prozent ausgabenseitig zu 47 Prozent einnahmenseitig, im vorliegen­den Stabilisierungspaket 65 Prozent ausgabenseitig zu 35 Prozent einnahmenseitig; da­her insgesamt 41 Prozent einnahmenseitig zu 59 Prozent ausgabenseitig.

Ich weiß schon, der Standort bestimmt den Standpunkt. Jeder kann seine Zahlen so drehen und darstellen, wie es gerade gut ins Konzept passt, aber ich denke, insge-


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