Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll144. Sitzung / Seite 41

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malige ÖBBler aus dem Ruhestand als Gutachter zurückholen und ihnen damals 2 000 Schilling pro Tag oder Halbtag zahlen, weil bei den ÖBB die entsprechenden Experten nicht mehr vorhanden waren, weil sie bereits in Frühpension waren.

Wenn Herr Haberzettl vorhin gesagt hat, es sei so sozial, so niedrige Preise bei den Österreichischen Bundesbahnen und im österreichischen Verkehrswesen zu haben, dann mag das richtig sein. Ich muss nur sagen: Die Menschen müssen auch wissen, dass jeder einzelne von ihnen, vom Säugling bis zum Greis, 840 € im Jahr allein für die Österreichischen Bundesbahnen bezahlt, ohne ein einziges Ticket gelöst zu haben! – Was, Herr Haberzettl, ist daran sozial? (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist vielmehr so, dass die ÖBB ein Sozialfall sind und wir schauen müssen, dass wir dieses wichtige Unternehmen, an dem mir sehr viel gelegen ist, auf gesunde Beine stellen. Diese Reformen sind ein erster, ganz wichtiger Schritt, und dafür danke ich Ihnen, Frau Bundesminister, und ich danke Ihnen auch dafür, dass Sie nicht einen Kahlschlag bei den Infrastrukturprojekten gemacht haben, die so wichtig sind und welche die Verkehrspolitik ja ausmachen!

Ich denke jetzt an den Brenner-Tunnel: Es ist dies eine Strecke, über die mehr Güter­verkehr als in Summe über sämtliche anderen Alpenübergänge in ganz Europa geführt wird. Es wäre ein Wahnsinn, dieses Projekt, das noch dazu zu einem Drittel von der EU und zu einem Drittel von Italien bezahlt wird, einfach zu streichen, nur weil die Österreichischen Bundesbahnen in der Ost-West-Richtung ihr Geld verdienen und nicht in der Nord-Süd-Richtung. Es aber zu redimensionieren, zu verkleinern und überall Einsparungen zu treffen, ist absolut legitim.

Ein Erlebnis neulich in Österreich: Ich fahre jetzt noch sehr viel mehr mit dem Zug als früher, ich habe ein kleines Kind. Man kommt zum Bahnhof mit dem Kinderwagen, dem Koffer, der Wickeltasche, der Handtasche, der Computertasche und versucht, zum Zug zu kommen. Man kommt zum Bahnsteig, wo der railjet losfahren soll. Dort steht ein rauchender ÖBB-Bediensteter. Man fragt: Wo ist das Kinderabteil? – Er sagt darauf: Naja, der Zug fährt in sieben Minuten ab, das Kinderabteil ist im 23. Waggon, mit dem ganzen Gepäck schaffen Sie das nicht! (Zwischenruf des Abg. Heinzl.)

Man dreht sich um und fragt: Wann geht die nächste Westbahn von Wien Richtung Westen? – Zwei Bahnsteige weiter, 15 Minuten später startet die Westbahn. Man tritt ein, völlig unbelastet, ohne Stufe, schiebt hier den Koffer, da den Kinderwagen, und das funktioniert. Das ist eigentlich die Qualität, die sich die Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer in Österreich erwarten! Es ist mir ein Rätsel, warum unsere Österreichi­schen Bundesbahnen noch immer keine barrierefreien Eingänge zu den Waggons haben! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von FPÖ und Grünen.)

Da fehlen Investitionen! So etwas muss ein gutes Service bieten. Es ist klar, dass sich die Westbahn jetzt die „Zuckerl“ – unter Anführungszeichen – heraussucht. Aber wie wichtig dieser Wettbewerb ist, wird erst einmal klar, wenn man jetzt die Ankündigungen im railjet liest: Bald bieten auch die ÖBB Wireless LAN in allen Zügen. Ich bettle seit zehn Jahren darum, dass man in einem Zug wenigstens arbeiten kann, wenn es schon fast fünf Stunden dauert, von Innsbruck nach Wien zu kommen! Ich fordere schon lange, dass das Handy funktioniert, dass es Wireless LAN gibt und dass ein entsprechendes Service geboten wird. Aber erst jetzt, mit einem funktionierenden Wettbewerber auf der Scheine kommt das zum Tragen!

Frau Bundesminister, wir müssen dieses wichtige Unternehmen, in dem viele Leute gute Arbeit leisten, auf gesunde Beine stellen, und ein Ende der Frühpensionierungen darf nur ein erster Schritt sein! Wenn die ÖBB noch immer 42 000 Mitarbeiter haben und die Schweizer Bahnen in einem Land gleicher Größe nur 28 000 Leute, zugleich aber hervorragende Qualität, nämlich die beste Qualität in Europa sowohl beim Perso-


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