Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll155. Sitzung, 15. Mai 2012 / Seite 186

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haben deshalb diese Debatte verlangt. Ich möchte aber einleitend schon eines klarstellen: Was ich an Ihnen schätze und schätzen gelernt habe in den letzten Wochen, sind sehr klare Worte gegenüber rechten Umtrieben in unserem Land, sind sehr klare Worte beispielsweise auch, was die Rolle des FPÖ-Klubobmanns und Parteichefs Heinz-Christian Strache und seine Aussagen zu den Deserteuren anlangt.

Sie haben in diesen Fällen jeweils die richtigen Worte gefunden, und Sie haben zu Recht in der Anfragebeantwortung festgehalten, dass es unter Ihrer Führung im Ressort null Toleranz gegenüber ewig gestrigem Gedankengut im Bundesheer gibt. (Zwischenrufe der Abgeordneten Kickl und Mag. Stefan.) Das habe ich geschätzt, das schätzen wir, und wir unterstützen Sie in diesem Zusammenhang auch.

Worum es uns geht, da komme ich noch auf einen Punkt Ihrer Beantwortung zu sprechen, ist, den unwürdigen Zustand, der derzeit am Heldenplatz herrscht – konkret im Äußeren Burgtor und dort wiederum vor allem, aber nicht nur in der Krypta –, zu thematisieren und schlussendlich auch abzustellen. Das würde jener Linie entsprechen, Herr Minister, die Sie angekündigt haben, das würde dem entsprechen, was, wie ich glaube, auch Ihr Ziel ist.

Warum ist diese Situation im Burgtor in der Krypta unwürdig?

Punkt eins: Es wird dort offiziell, quasi vom Bundesheer als indirektem Betreiber  natürlich ist das die katholische Militärseelsorge, die das formal übernommen hat, aber dahinter steht das Bundesheer –, von einem österreichischen Heldendenkmal ge­sprochen, und innerhalb dieser Krypta lesen wir dann die Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. Wir lesen die Namen sämtlicher, vom Schwarzen Kreuz recherchierter Gefallener der Wehrmacht, sämtlicher Gefallener der SS, der Waffen-SS – und das, bitte, hat nichts Österreichisches an sich. Das ist eines österreichischen Heldendenkmals, wiewohl wir den Begriff an sich schon thematisieren würden, unwürdig. (Abg. Dr. Graf: Da waren Vorarlberger auch dabei!)

Innerhalb dieser Krypta gibt es dann die Totenbücher. In diesen Totenbüchern sind alle aufgeführt, die während des Zweiten Weltkrieges zu Tode gekommen sind. Die meisten von ihnen sind im Rahmen der Wehrmacht gefallen. Das sind sogenannte „Pflichterfüller“, auch aus der Waffen-SS. Und im Begleittext steht, dass diese Toten­bücher täglich umgeschlagen werden, sodass sie somit symbolisch nie verges­sen werden.

Wir fragen uns dann natürlich, was für Personen das sind, die da nie vergessen werden sollen (Abg. Kickl: Sie machen es sich einfach!), die – und ich zitiere den Spruch, der dort angebracht ist – in Erfüllung ihres Auftrages ihr Leben ließen. (Abg. Kickl: Was wären Sie für ein Held gewesen!)

Ich möchte vor allem auch an einen erinnern, als einen von vielen, denn es ist leider nicht möglich, alle SS-Männer zu recherchieren, da ja jeden Tag nur eine bestimmte Seite umgeschlagen wird. Aber einen sehr interessanten Fall habe ich gefunden. Es ist ein Mann aus meiner Heimat, aus Vorarlberg. (Ruf bei der FPÖ: Ein Vorarlberger!) Es handelt sich um Josef Vallaster, geboren 1910 in Silbertal.

Was hat dieser Josef Vallaster, der im Zweiten Weltkrieg auch sein Leben ließ, in Erfüllung des Auftrages, wie dort dargestellt wird, geleistet? – Er war von vornherein Nationalsozialist, nach dem Verbot der NSDAP ab 1933 ein sogenannter Illegaler, beteiligt an diversen Umtrieben, an nationalsozialistischer Terrortätigkeit, die es in Vorarlberg en masse gegeben hat. Vallaster ist dann geflüchtet nach Deutschland, hat sich dort innerhalb der NSDAP einen gewissen Namen gemacht und hat dann unmittel­bar nach dem Anschluss eine bemerkenswerte Karriere gemacht.

 


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