Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll155. Sitzung, 15. Mai 2012 / Seite 187

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Vallaster war als SS-Mann in Schloss Hartheim tätig, hat dort den Gashahn bedient, war ein sogenannter „Brenner“, wie man das in Hartheim genannt hat, und war als „Brenner“ mitverantwortlich dafür, dass 18 000 Menschen mit geistiger Behinderung in Hartheim ermordet wurden. – Und dieses Mannes wird gedacht! Dieser Mann hat angeblich im Auftrag der Heimat sein Leben gelassen. Er war nach Hartheim im Konzentrationslager Belzec in Polen tätig. Er war tätig im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ . Er ist dann versetzt worden ins Vernichtungslager Sobibor und war auch dort wieder für die Vergasung von Menschen und für die Verbrennung der Opfer „zuständig“.

Josef Vallaster war ein Mann, der wegen seiner Brutalität sogar von der SS gerügt worden ist. Er war ein Mann, der sich die besondere Feindschaft der Häftlinge zuge­zogen hat und der in einem Akt eines besonderen Heldenmutes in Sobibor, beim Häftlingsaufstand gegen die SS, von empörten Häftlingen am 14. Oktober 1943 erschlagen worden ist. Dieser Mann hat in seinem Leben nichts anderes getan, als im Sinne des Nationalsozialismus zu morden.

Vallaster ist ein Beispiel von vielen, die in der Krypta unterschiedslos mit Soldaten der Wehrmacht, die sich nichts zuschulden kommen lassen haben, genannt werden. Das halten wir für einen untragbaren Zustand, Herr Minister, und deshalb ist die Beantwortung meiner Frage an Sie, nämlich die Beantwortung der Frage 6: „Teilen Sie die Einschätzung, dass Angehörige der Wehrmacht ‚für Österreich‘ gefallen sind (…)?“, unzureichend.

Sie beantworten das damit, dass eben die Gefallenen beider Weltkriege geehrt wer­den und dass dort nicht das Wort „gefallen“ vorkomme, sondern „umgekommen“. Das ist ein unwürdiger Zustand, Herr Minister, wir sind dringend gefordert, den zu beenden. Die Gemeinde Silbertal war dazu in der Lage. Sie hat einen Erinnerungsplatz eingerichtet. Die Gemeinde Silbertal hat diesen Erinnerungsplatz so gestaltet, dass er eigentlich vorbildlich sein könnte für ganz Österreich. Also wenn Sie so wollen: Österreich muss Silbertal werden!

Ich darf Sie daran erinnern, dass an diesem Ort – wirklich einer staatlichen Pein­lichkeit – österreichische Soldaten Ehrenwache stehen müssen für Massenmörder der SS, dass Staatsbesuche dorthin geführt werden und dort ihre Kränze niederlegen, dass der Bundespräsident, der Bundeskanzler dort jeweils ihre Kränze niederlegen, zu Ehren der sogenannten unbekannten Soldaten!

Wir haben gesagt, dieser Ort muss komplett umgestaltet werden. Ich habe das auch dem Herrn Bundespräsidenten geschrieben, und ich darf die Antwort des Herrn Bundespräsidenten zitieren:

„Im Übrigen möchte ich Ihnen zustimmen,“ – schreibt er mir –, „dass (…) das gesamte Ensemble des Heldenplatzes im Hinblick auf eine zeitgemäße Gedenkkultur Gegenstand von politischen, historischen und städteplanerischen Überlegungen werden sollte.“

Der Herr Bundespräsident unterstützt unsere Forderung also – und wir fordern von Ihnen, dringend eine international besetzte, wissenschaftliche Kommission einzuset­zen, die diesen unwürdigen Platz jetzt endlich in einen würdigen Gedenkplatz für die Republik Österreich umgestaltet! Wir glauben, dass in dieser Umgestaltung auch der Widerstand eine entscheidende Rolle spielen sollte. Wir glauben, dass dort auch dieses heftig diskutierte Deserteur-Denkmal untergebracht werden sollte.

Wir glauben überhaupt, dass auch die Opfer des Nationalsozialismus an dieser zentralen Gedenkstätte Platz haben müssen.

 


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