Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll155. Sitzung, 15. Mai 2012 / Seite 195

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und das ist das Entscheidende – es ist auch verdienstvoll, dass Sie nachschauen wollen, ob diese unsägliche Rolle in der Krypta versteckt ist.

Wir empfehlen Ihnen etwas anderes: Kümmern Sie sich nicht nur um das Unsichtbare, sondern kümmern Sie sich um das Sichtbare, nämlich um das Symbol, das die Krypta in diesem Zustand abgibt, und wofür die Krypta sozusagen steht. Der Kollege Walser und auch ich haben in der Anfrage gefragt: 

„Ist es aus Sicht des Bundesministeriums angemessen, dass so unterschiedslos allen Mitgliedern der Wehrmacht und (Waffen-)SS ein Andenken gestiftet wird“ in der Krypta?

Diese Frage haben Sie nicht beantwortet, wohlweislich. Sie wissen, dass sowohl die Waffen-SS als auch die SS nach den Nürnberger Prozessen verbrecherische Organisationen sind. Da wollten Sie nicht Stellung nehmen, denn da haben Sie Erklä­rungsbedarf.

Zweite Frage:

„Teilen Sie die Einschätzung, dass Angehörige der Wehrmacht ,Für Österreich‘ gefal­len sind, …“, wie das eine Broschüre vermittelt, die vom Bundesheer herausgegeben wird?

Da werden Sie dann schon ein bisschen relativierender, darauf wollen Sie nicht eingehen. Sie sagen dann: „Alle Österreicher zu ehren, die für die Heimat umgekom­men sind“, ist ihr  Ziel.

Ich frage Sie: Sind die Wehrmachtssoldaten tatsächlich für ihre Heimat umgekom­men – oder wurden sie von einem verbrecherischen Regime in den Krieg geschickt, und sind sie nicht vielmehr für ein verbrecherisches Regime gefallen? – Die Dar­stellung, dass sie für ihre Heimat gefallen sind, entspricht nicht dem gegenwärtigen geschichtlichen Diskurs. Insofern haben Sie massiven Nachholbedarf.

Ich nenne Ihnen andere Personen, die für ihre Heimat gefallen sind, Sie haben sie heute schon genannt: Alfred Huth, Rudolf Raschke, Karl Biedermann. Die sind für ihre Heimat gefallen – sie wollten ein weitergehendes Blutvergießen verhindern, sie haben dem militärischen Widerstand angehört. Diese Personen werden aber in der Krypta nicht gewürdigt. Gewürdigt werden SS und Waffen-SS, aber der militärische Wider­stand wird nicht gewürdigt.

Sie führen Staatsgäste, Bundesheersoldaten und andere Gäste zu dieser Krypta, es ist das offizielle Denkmal der Republik Österreich, und ich frage mich: Welches Signal senden Sie damit aus? – Daher haben Sie dringenden Handlungsbedarf. Stellen Sie sich den schwierigen Herausforderungen! Sie wissen, was mit der Debatte um die Krypta verbunden ist. Sie wissen, dass Sie damit die Debatte aufwerfen: Wie geht Österreich mit der Wehrmacht um? Wie bezieht sich das Bundesheer auf die Wehrmacht? – All das sind schwierige Fragen, denen Sie sich im Moment noch nicht offen stellen wollen.

Erster Punkt: Ändern Sie den Traditionserlass! Präzisieren Sie, dass das österreichi­sche Bundesheer in keiner, auch nicht irgendeiner Form in Bezug zu gefallenen Wehrmachtssoldaten steht!

Zweiter Punkt: Gestalten Sie die Krypta um! Wenn Sie die Krypta umgestalten, lassen Sie das von einer internationalen Kommission machen – das garantiert, dass nicht wieder österreichische Geschichtsschreibung Einzug hält.

Und der dritte Punkt: Beziehen Sie den Weiheraum mit ein! Denn allein die Dar­stellung – dort die Krypta, größtenteils öffentlich zugänglich, Staatsgäste, und im


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