Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll155. Sitzung, 15. Mai 2012 / Seite 196

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Gegensatz dazu dort der Weiheraum, versperrt, keine Staatsgäste – sagt alles darü­ber, wie Österreich mit seiner Geschichte umgeht und worauf sich die Republik be­zieht.

Herr Bundesminister, Sie haben viel Handlungsbedarf. Da Sie offensichtlich – wenn ich Ihnen so zuhöre – engagiert und motiviert sind, kann ich nur sagen: Handeln Sie auch wirklich! – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

18.08


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter List. – Bitte.

 


18.08.09

Abgeordneter Kurt List (BZÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Traditionspflege beim österreichischen Bundesheer, das ist ein weiterer Bereich, zu dem Sie, Herr „Selbstverteidigungsminister“ Darabos, ein gestörtes Verhältnis haben. (Zwischenruf des Abg. Heinzl.) Ich wollte das ganz anders sagen, aber Sie sind ein Selbstverteidigungsminister, Herr Minister Darabos. Als Nicht-Wehrdienstleistender, praktisch als Wehrdienstverweigerer, haben Sie nämlich das Ausbildungsziel: Traditionspflege soll die Einstellung der Soldaten des österreichischen Bundesheeres zum demokratischen Staat Österreich verbessern, nicht erreicht. Dieses Ausbildungsziel haben Sie nicht erreicht, und deshalb fristet die Traditionspflege in Ihrem Ressort ein Schattendasein.

Und heute haben Sie hier festgestellt und im Konkreten gesagt, Sie stehen auf der richtigen Seite, auf einer Seite der „Front“.

Geschätzte Damen und Herren, man sollte aber bei der Aufarbeitung der Geschichte, und vor allem als Minister, für beide Seiten offen sein – nicht nur auf der einen Seite, auf der falschen, oder nur auf der anderen, der richtigen. (Abg. Dr. Walser – den Kopf schüttelnd –: Auf beiden Seiten?! – Das ist ja „super“!)

Hohes Haus, es ist logisch, hier von meiner Seite als Offizier des österreichischen Bundesheeres, der sich ein bisschen auskennt – Dienstgrad Oberstleutnant, 38 Jahre im Dienst –, dass ich über Traditionspflege und Ähnliches Bescheid weiß. Aber Sie, Herr Bundesminister Darabos, kennen sich in dieser Sache eigentlich überhaupt nicht aus.

Wir wissen, was es für einen Offizier bedeutet, Traditionspflege zu betreiben und sich mit Traditionen zu identifizieren. Ein Jahrgangsname der Theresianischen Militär­akademie trägt beispielsweise den Namen „Erzherzog Johann“. Der steirische Erz­herzog Johann hat nämlich während der industriellen Revolution als Pionier für die Steiermark und für ganz Österreich Großartiges geleistet. Es ist sicherlich eine besondere Ehre für diesen Jahrgang, aber vor allem auch für die steirischen Offiziere, seinen Namen verwenden zu dürfen, und das ist gelebte Traditionspflege, Herr Bundesminister!

Wir damals als junge Fähnriche haben uns 1975 auf den Jahrgangsnamen „Flitsch-Tolmein“ geeinigt. Flitsch-Tolmein – wissen Sie eigentlich, was das ist, Herr Bundes­minister? Das ist nämlich ein Ort in Oberitalien, an der slowenischen Grenze, am Isonzo. Dort haben sich im Ersten Weltkrieg die Soldaten der italienischen Armee und der k. u. k.-Armee in einem blutigen Stellungskrieg bekämpft. Ich werde jetzt nicht näher auf die einzelnen Isonzo-Schlachten eingehen – das würde den Rahmen sprengen –, ich werde mich nur auf eine kurze beschränken und diese kurz darstellen, nämlich die Schlacht um Flitsch-Tolmein.

In dieser Schlacht, geschätzte Damen und Herren, hat nämlich die k. u. k.-Armee durch besondere soldatische Tugenden ihrer damaligen Kommandanten noch einen Erfolg über die italienischen Truppen erzielt. Die Tapferkeit, der Gehorsam, die Treue


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