Wir wissen, dass sich immer mehr Unternehmen beklagen, dass die jungen Leute mit einem Bildungsniveau aus der Schule kommen, welches sie nicht ermächtigt, eine Lehre wirklich beginnen zu können. Jetzt weiß ich schon, Herr Minister, es gibt das Lehrlingscoaching, das versucht, parallel zur Lehre diese Defizite auszugleichen. Aber trotzdem, das kann es eigentlich nicht sein!
Nächster Punkt: Wir haben häufig Motivationsdefizite bei den jungen Menschen, wenn sie in der Lehre sind, und zwar zum Teil auch deshalb, weil es ihnen einfach nicht möglich ist und gelingt, in dem Beruf eine Ausbildung zu machen, der ihnen vielleicht wirklich entsprechen würde. Wir haben dringenden Handlungsbedarf im Zusammenhang mit der richtigen Berufswahl. Wir brauchen eine bessere Berufsorientierung und Berufsberatung. Das wissen wir alle, aber trotzdem ist es, obwohl auch viele Experten das seit Langem fordern, noch nicht durchgesetzt, dass die Berufsberatung, die Berufsorientierung wirklich längere Zeit Teil der Schulausbildung ist beziehungsweise in den Lehrplänen fix integriert ist.
Dritter Punkt: Wir haben, was Sie auch alle wissen, das Problem, dass seit Jahren die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze zurückgeht. Und ich muss sagen: Ich glaube, es ist ein Mythos, dass das nur an den Förderungen liegt. Der Blum-Bonus hat daran nichts Wesentliches geändert und würde daran auch nicht viel ändern.
Abgesehen von den fehlenden Plätzen haben wir auch ein Qualitätsproblem. Es ist leider so, dass es mehr oder weniger fast Zufall ist, ob ich einen Lehrplatz mit einem guten Niveau bekomme oder nicht. Wie gesagt, wir haben ein Problem im Bereich der Qualitätssicherung.
Meine Damen und Herren! Das duale Ausbildungssystem passt offenbar nicht mehr zu den Unternehmen von heute oder – sagen wir es so! – zu immer weniger Unternehmen von heute. Und dieser Realität müssen wir uns stellen. Wir müssen hier neue Modelle entwickeln beziehungsweise von mir aus gerne das bestehende Modell, das sich ja bisher bewährt hat, weiterentwickeln.
Die FPÖ hat dazu einige Vorschläge gemacht, wie man auch andere Ansätze sozusagen verfolgen könnte. Die wurden mehrheitlich abgelehnt. Für mich stellt sich die Frage: Wann und wo widmen wir uns einer wirklich grundlegenden Auseinandersetzung damit, wie die praxisbezogene Berufsausbildung in Österreich ausschauen soll?
Warum setzen wir uns, die Leute aus dem Wirtschaftsausschuss, dem Sozialausschuss und auch aus dem Bildungssauschuss, nicht mit Experten zusammen, um zukunftsweisende Konzepte zu erarbeiten? Sicher, es kommt dann immer das Argument: Das machen im Prinzip die Sozialpartner! Aber auch in dieser Frage muss ich sagen: Die Sozialpartner bringen hier einfach nichts weiter!
Es ist unsere Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die jungen Menschen eine qualitativ hochwertige Berufsausbildung bekommen, und ich hoffe, dass wir hier im Parlament und auch Sie, Herr Minister, dieser Verantwortung noch stärker nachkommen. Wir brauchen dringend eine Schulreform, die die jungen Menschen ermächtigt, gute berufliche Chancen zu haben. Wir brauchen mehr Plätze in den berufsbildenden Schulen. Es kann nicht sein, dass man, obwohl man eine praxisbezogene Ausbildung will, in eine AHS gehen muss, weil es in den BHS nicht genügend Plätze gibt.
Wir brauchen eine bessere Ausbildungs- und Berufsberatung. Das wissen wir! Wir brauchen eine grundlegende Reform der dualen Ausbildung. Wir Grüne haben dazu Vorschläge gemacht. Wir würden sagen: Die Betriebe gehören entlastet! Es könnte zum Beispiel die überbetriebliche Ausbildung fixer Teil der dualen Ausbildung werden. Und als drittes Element würden wir auch die Berufsschulzeiten ausbauen.
Schließlich noch ein Punkt, den ich ins Spiel bringen möchte: Ich denke, wir müssten auch einmal über die Kosten reden. Es ist eigentlich nicht einzusehen, warum die öf-
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