Aber das ist demaskierend für Ihre generelle Ansicht, die Sie offensichtlich dann haben, wenn Sie von Autonomie sprechen, von der Einbindung von Betroffenen und Ähnlichem, von Bürgerbeteiligung und so weiter: Wenn das nicht grün ist, dann hat das im demokratischen Spektrum überhaupt nichts zu suchen! Darunter leiden Sie: Sie haben offensichtlich ein nicht ganz gutes Verhältnis dazu, dass es auch andere Mehrheiten gibt, geben kann und auch geben muss. Das ist eben das Wesen der Demokratie. Aber da haben wir aus Niederösterreich unlängst von Ihrer Frau Krismer auch ein schönes, leuchtendes Beispiel gehört, in welche historische Reihenfolge sie sich einordnet.
Nun, es geht um dieses Projekt der Zentralmatura, und Sie, Herr Kollege Walser, können sich erinnern, dass alle Parteien dafür waren, für die Zentralmatura? (Abg. Dr. Walser: Sie natürlich nicht!) – Sehen Sie! Jetzt sagen Sie auf einmal: „Sie natürlich nicht!“ Zuerst sagen Sie, alle waren dafür, jetzt heißt es: „Sie natürlich nicht!“ Wenn wir noch länger einen Diskurs führen, dann kommen wir vielleicht zu anderen Dingen.
Wobei wir, um der Wahrheit gerecht zu werden, natürlich eines schon sagen: Zentralmatura – um das jetzt nur mit diesem Schlagwort zu benennen – findet nicht prinzipiell unsere Ablehnung. Wogegen wir uns gewandt haben, ist die vorwissenschaftliche Arbeit, die wir an sich als eher sinnlos betrachten. Wissenschaft ist an der Universität beheimatet, und eine schriftliche und eine mündliche Matura mit der erforderlichen Zeit und den Ressourcen gehört eben in die Oberstufe als Abschluss und als Studienberechtigung.
Die Verschiebung erfolgt, weil es Ängste gegeben hat, weil es Probleme gegeben hat. Da kommt es natürlich dazu – kompetenzorientiert ist ja jetzt diese neue Form der Matura –, dass man in der Mathematik eben nicht weiß, was mit der sozialen Kompetenz gemacht wird. Da bleibt zwei mal zwei vier, und da kann man herumdeuteln, was man möchte. Da hat es die meisten Irritationen gegeben, weil auch die Testungen nicht besonders waren.
Bei den Fremdsprachen: ganz hervorragend! Der Fremdsprachenabschluss bietet auch die Möglichkeit einer internationalen Anerkennung dieses Abschlusses. Etwas Positives wird auch entsprechend anerkannt.
Und: Mit diesem Gesetz gibt es auch Möglichkeiten am Schulstandort – mit diesen ganzen Bedenken, die Sie geäußert haben, von hervorragender Vorbereitung, also die, die sich ans Gesetz gehalten haben, werden jetzt benachteiligt und Ähnliches. Ja kennen Sie die Mechanismen oder die Spielregeln der Demokratie so wenig, dass Sie sie nicht einschätzen können, wenn diese Sechstklassler-Schüler sagen: Liebe Eltern, helft uns dabei!? Das sind schon einmal zwei Gruppen der drei.
Und dann glauben Sie, im Lehrkörper sind wirklich nur diese – die Sie immer so apostrophieren – „Versagerlehrer“ oder sonst irgendetwas, von denen Sie sprechen, diese knöchernen, die überhaupt keine Reformen wollen, die sich nicht kontrolliert wissen wollen und Ähnliches? – Die Realität ist eine andere!
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Schulpartner am Schulstandort – und das wird ja wahrscheinlich der beste Beweis sein, dass man die Schulautonomie, die Sie alle und auch wir im Mund führen, stärken möchte – dem zum Durchbruch verhelfen wird. Genau mit diesem Gesetz ist auch eine Möglichkeit geschaffen worden, dass man das einmal lebt; dass die einen sagen: Wir wollen noch Vorbereitungszeit haben, für uns geht es zu schnell – die haben die Möglichkeit, beim alten System zu bleiben. Und die anderen, die sagen: Wir sind bestens gerüstet und vorbereitet, wir wollen es nach dem Neuen machen – für beide Seiten wird es das Optimum geben. Das ist daher ein gutes Gesetz, dem wir unsere Zustimmung erteilen werden. (Beifall bei der FPÖ.)
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