Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll166. Sitzung / Seite 87

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Eines lassen Sie mich schon als bedenklich benennen, wenn gerade heute noch eine neue Kritik an der Zentralmatura kommt, nämlich dass der Gegenstand Deutsch zu einfach sein wird. Ein Genügend werde künftig praktisch verschenkt, warnen Lehrer­vertreter. – Das sehen wir auch so, das haben wir auch von Anfang an gesagt. Zentralmatura hat nur dann Sinn, wenn damit das Leistungsniveau gehoben und vergleichbar wird, aber nicht, wenn die Matura geschenkt wird. Nur zu sagen, das Sehr gut ist tatsächlich anspruchsvoll, aber das Genügend bekommt jeder, das ist zu wenig! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich erspare mir jetzt, auch aus Zeitgründen, die entsprechenden Zitate. Aber nur eines, was Eckehard Quin bezüglich Matura sagt: Wir schaffen „zwar eine Studien­berech­tigung, nicht aber eine Studienbefähigung“.

Da ist wirklich ein Unterschied, das ist dabei der springende Punkt!

Zur Kompetenzorientierung bringe ich gerne dieses Beispiel; es sorgt manchmal für Heiterkeit, hat aber durchaus einen wahren Kern. Eine Deutsch-Schularbeit kann unter Umständen aussehen wie ein rotes Meer aufgrund der Fehler, die drinnen sind, aber wenn einer dann reinschreibt: „Die FPÖ und der Strache sind sowieso sehr böse“, dann hat derjenige schon eine derart hohe soziale Kompetenz, dass man ihm auf jeden Fall einen Vierer geben kann! – Das ist nicht das Leistungsniveau, das wir uns bei Kompetenz vorstellen. (Beifall bei der FPÖ.)

13.10


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Haubner. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.10.59

Abgeordnete Ursula Haubner (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die sogenannte Zentral­matura – kompetenzorientierte Reife- und Diplomprüfung – ist laut Regierung und laut Bundesministerin Schmied ein Quantensprung in der bildungspolitischen Landschaft. Damals, vor drei Jahren, als auch wir vom BZÖ hier unsere Zustimmung gegeben haben, ist in diesen Worten gesprochen worden.

Wir wissen, dass es in 23 von 27 EU-Staaten diese Art der Prüfung schon gibt, und Österreich ist eben eines der wenigen Länder, die in dieser Richtung noch nicht so weit sind. Wir haben damals aus Überzeugung zugestimmt, keine Frage, weil es einfach darum geht, nicht so wie bisher ständig nur Detailwissen abzufragen und zu prüfen, sondern längerfristig abrufbare Fertigkeiten und Fähigkeiten zu vermitteln, und auch, weil es zukünftig ein transparenteres, objektiveres Prüfungs- und vergleichbares Beurteilungsverfahren mit klaren und einheitlichen Bewertungskriterien gibt.

Es wurde auch bis vor Kurzem von der Frau Bundesministerin der Zeitplan nie in Frage gestellt – wenn ich denke, noch am 22. Dezember haben Sie, Frau Bundesministerin, gesagt: Eine Verschiebung kommt nicht in Frage. Aber damals schon hat es Bedenken gegeben, Bedenken von Lehrern, Eltern, Schülervertretern – ich könnte hier jede Menge von Zitaten anführen –, vor allem, was die Prüfung und Vorbereitung in Mathe­matik betrifft, dass die Lehrbücher nicht rechtzeitig umgestellt wurden und so weiter. Es hat also viele Bedenken gegeben, und Sie, Frau Bundesministerin, haben gesagt, Sie werden mit Information, mit vermehrter Information dementsprechend reagieren.

Das dürfte nicht funktioniert haben, und Sie haben jetzt – spät, aber doch, sage ich – die Bedenken der Schulpartner ernst genommen. Ich glaube, man hätte das schon früher tun können, statt auf einem Punkt zu beharren und zu sagen: Es ist ohnehin alles in Ordnung, und verschoben wird auf keinen Fall. – Aber Sie haben jetzt die Erkenntnis gewonnen, dass es so nicht geht, dass es besser ist, ein Jahr einzu­schie-


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