Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll166. Sitzung / Seite 136

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gekämpft hat – vielleicht haben sich einige hier im Raum damit beschäftigt oder können sich noch an ihre Schulbildung erinnern (Zwischenruf bei den Grünen sowie des Abg. Scheibner) – und das zur selben Zeit Troja zu Hilfe geeilt ist. Mit den Zeugen ihrer Vergangenheit und vor allem mit ihren prachtvollen Grabdenkmälern sind die Lykier für diesen Kulturraum prägend.

Wer vielleicht irgendwann einmal in der Türkei Urlaub gemacht hat, hat sich sicher diese wunderbaren Grabdenkmäler und diese wunderbaren Ausgrabungen ange­schaut. (Abg. Petzner: ... in die Türkei fahren, oder?) – Sie können jederzeit in die Türkei fahren, das wäre wirklich ein Ziel, das würde ich empfehlen.

Die Entdeckung des Heroons von Trysa in der unwegsamen Bergwelt Lykiens geht auf den Posener Gymnasiallehrer und Forschungsreisenden Julius August Schönborn zurück, der 1841 im Zuge ausgedehnter Forschungsreisen durch Kleinasien auf diese antike Siedlung stieß und das mit diesen einzigartigen Relieffriesen ausgestattete Heroon entdeckte. Nach dem Tod Schönborns geriet das Heroon von Trysa in Verges­senheit. (Abg. Öllinger:  kann man Helden sagen!) – Ich höre Ihre Zwischenrufe leider nicht; ich würde gerne reagieren, aber ich höre sie leider nicht. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Erst 1881 unternahm Otto Benndorf, er war bei uns hier in Wien Professor am Institut für Klassische Archäologie, im Auftrag des Kultur- und Unterrichtsministeriums – Frau Ministerin, das wäre vielleicht auch für Sie von Interesse – eine Expedition zu diesem Grabmonument. Es folgten weitere, und die Reliefplatten, die ganz besonders wertvoll waren, wurden mit der Genehmigung der türkischen Regierung abgenommen, wurden erworben, wurden eigens in Kisten verpackt und auf einer Straße, die über 22 Kilo­meter lang war, hinunter zur Küste transportiert, in ein Schiff verfrachtet und nach Wien gebracht. – Das ist jetzt einmal die Vorgeschichte.

Diese Reliefplatten, die eine fast quadratische Umfassungsmauer schmückten, werden in der Fachliteratur nicht nur als Illustration griechischer Mythologie bezeichnet, da sie die Taten von Theseus, Perseus und Odysseus zeigen, sondern sie sind auch ein einzigartiges Zeugnis der Lebenswelt der Lykier im damaligen Westanatolien.

In Wien angekommen, bot das zu diesem Zeitpunkt gerade im Rohbau fertiggestellte Kunsthistorische Museum von Semper und Hasenauer für einen Neuzuzug dieser Größenordnung – Sie müssen sich vorstellen, dieses Heroon misst 20 mal 25 Meter – keinen Platz mehr. Seitdem wird wegen der Einzigartigkeit dieses Grabdenkmales und wegen seines vollständigen Erhaltungszustandes immer wieder die Forderung nach einer Aufstellung erhoben.

Vielleicht kennen einige von Ihnen Professor Friedmund Hueber, der sich bei den Ausgrabungen in Ephesos einen Namen gemacht hat. Er hatte damals – viele von Ihnen können sich noch erinnern –, als das MuseumsQuartier in Planung war, die Idee, einen der Innenhöfe der Hofstallungen zu überdachen und das Heroon dort aufzu­stellen. Wie Sie alle wissen, ist alles anders gekommen. Hueber hat jetzt die Idee, dass man unterhalb des Platzes zwischen dem Kunsthistorischen und dem Naturhisto­ri­schen Museum einen Raum gewinnen könnte, um das Heroon aufzustellen. Auf jeden Fall sollte diese beschämende Situation beendet werden! (Beifall bei der FPÖ.)

Diejenigen, die heute unseren Antrag ablehnen werden – das sind SPÖ, ÖVP und die Grünen –, haben, finde ich, erstens in einem erschreckenden Ausmaß ihr Desinteres­se, ihr Unwissen und vor allem ihre Unkultiviertheit in entlarvender Weise sichtbar gemacht. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten des BZÖ.)

Zweitens ist dieses Banausentum ein Affront gegenüber der Türkei. Es ist dies nämlich ein einzigartiges Beispiel ihres großen historischen Erbes – und das muss man wür-


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