Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll166. Sitzung / Seite 160

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Wir haben in Österreich auch ein anderes vorbildliches Institut; und da möchte ich ein bisschen hinter die Kulissen schauen, um zu beleuchten, was eigentlich im Wesent­lichen schiefläuft bei diesen Projektbeurteilungen und Projektbeschaffungen. Das ist das Projekt in Wiener Neustadt, CERN-assoziiert, wir nennen es dort MedAustron.

Was ist das? – Das ist, um es kurz zu sagen, im Wesentlichen nichts anderes als eine wirklich tolle Angelegenheit, eine Weiterentwicklung einer medizinischen Behandlungs­therapie, eine Strahlentherapiemethode, eine Weiterentwicklung eines Linearbeschleu­nigers, der ein wirklicher Quantensprung in der Behandlung der Menschen sein wird.

Wenn man sich nun anschaut, wie dieses Projekt vor Jahren, vielleicht sogar schon vor Jahrzehnten ins Auge gefasst worden ist, welche Hürden den Betreibern, den Entwicklern, den Ideengebern seinerzeit in den Weg gelegt worden sind, dann muss man ja froh sein, dass das heute trotzdem realisiert werden kann.

Was ist geschehen? – Private Geldgeber wollten seinerzeit dieses Projekt finanzieren. Dieses Projekt konnte aber nicht finanziert werden, weil es keine Sicherheiten gegeben hat. Es hat sich keiner gefunden, der da garantiert hätte. So sind wir heute, um es kurz zu machen, in dem Bereich, dass der Bund auf der einen Seite und das Land auf der anderen Seite – dankenswerterweise, sage ich dazu – es finanziert und ermöglicht.

Da sind wir jetzt in dieser Schere: Auf der einen Seite hat die Bevölkerung den Ein­druck, dass für einige wenige ausgesuchte Projekte, wo auch wir dafür sind, zum Wohle der Bevölkerung Millionen, wenn nicht sogar Milliarden, in die Hand genommen werden. Auf der anderen Seite sind die staatlichen Universitäten, der staatliche Bildungsbereich auf einem ganz anderen Finanzierungszug. Da wird – nicht nur nach Meinung der Bevölkerung, sondern das ist ja offensichtlich, und wir sagen das auch – ausgehungert, und Plan- und Konzeptlosigkeit halten hier Einzug.

Aber gehen wir zurück zu diesem Wiener Neustädter Projekt, das eigentlich in der Schweiz, in Genf verwirklicht wird. Dort haben die Forscher das gefunden, was ein Forscher braucht. Ich muss Ihnen das nicht sagen, Herr Minister, ich maße mir das nicht an, Sie kommen ja aus diesem Bereich. Ich möchte nur sagen: Ich habe in meinen Anfängen einmal versucht, wissenschaftlich zu arbeiten. Ich habe also als Hobby­wissenschaftler ein bisschen herumgeforscht und muss sagen, ich habe damit aufgehört, bin nicht mehr weiter gegangen in diesem medizinischen Forschungs­bereich.

Warum habe ich das nicht gemacht? – Weil die Rahmenbedingungen in keinster Weise gestimmt haben. Das hat sich verschlimmert in den öffentlichen Einrichtungen. Das Umfeld stimmt nicht, es stimmt die Kontinuität nicht, es ist keine Planungssicherheit da.

Das haben die Forscher im Ausland gefunden. Sie sind in die Schweiz gegangen, dort entwickeln sie sich. Vor drei Tagen habe ich dort einen Besuch abstatten dürfen, bin von unseren Freunden in diesem Institut ein wenig herumgeführt worden. Ich habe dort eine hochqualitative, ganz tolle Motivationslage der Österreicher, die dort arbeiten, gesehen. Ich habe gesehen, was möglich ist, wenn die Umgebung stimmt, wenn die Finanzierung stimmt.

In Wirklichkeit schaut es so aus: Österreichisches Know-how, das hier ausgebildet wurde, hat sich im Ausland weiterentwickeln können. Es wird dort mit unserem Know-how – zum Glück, sage ich jetzt einmal – in einer Umgebung, die so ist, wie sie sein soll, Hochleistungstechnologie entwickelt; und diese Entwicklung wird dann mit der Eisenbahn nach Österreich transferiert, wird dort aufgebaut. Ich hoffe, ich habe jetzt unrecht, aber ich glaube, dass, wenn es dann implementiert wird, hier die Streiterei losgehen wird; denn das, was dort etabliert werden soll, ist eine hightech-medizinische Versorgung, die von den Krankenkassen bezahlt werden muss.

 


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