Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll173. Sitzung / Seite 135

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das Scheitern von Staaten. Wir haben Katastrophen internationaler und österreichi­scher Art zu bewältigen. Und wir haben Friedensmissionen zu bewältigen. Im Übrigen: Bei Friedensmissionen sind auch jetzt schon im Österreichischen Bundesheer nur Pro­fis im Einsatz, nämlich Berufssoldaten oder Milizsoldaten, wie es auch das neue Sys­tem vorsehen würde. (Abg. Mag. Ikrath: Milizsoldaten sind Wehrpflichtige!)

Zur Frage der Miliz, die vom Herrn Abgeordneten Klikovits angesprochen wurde: Es ist schon eine besondere Herausforderung, die Sie an mich hier stellen. Mein Vorgänger, der Minister Platter, hat die Milizübungen abgeschafft. Ich habe sie wieder eingeführt. Ich möchte das hier noch einmal ausdrücklich betonen. Ich habe dafür gesorgt, dass die Miliz wieder üben kann, was unter Platter nicht mehr geschehen ist. Das ist schon auch hier festzuhalten. Das möchte ich Ihnen auch ins Stammbuch schreiben. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten des BZÖ.)

Bis vor Kurzem ist hier ein Ex-Minister gesessen, Martin Bartenstein, ich habe es ihm hoch angerechnet, dass er bis jetzt hier gesessen ist. Er war auch ein Mitglied des Ka­binetts Schüssel, und damals wurde eine Politik gemacht, die in Richtung Berufsheer gegangen ist. Auch das sollte man den Menschen sagen! Die ÖVP hat eigentlich die Vorbereitung für dieses Berufsheer getroffen, verabschiedet sich aber jetzt davon. Okay, ja, ist so. (Abg. Mag. Ikrath: Wie war das bei Ihnen mit der Wehrpflicht?) Aber man muss das schon so sagen, wie es ist: dass die ÖVP hier auch einen Schwenk voll­zogen hat, und dieser Schwenk ist in die andere Richtung gegangen – eben aus durch­aus nachvollziehbaren parteipolitischen Gründen. (Zwischenruf des Abg. Klikovits.)

Wir haben im Österreichischen Bundesheer derzeit bei den Grundwehrdienern tatsäch­lich 60 Prozent Systemerhalter. Wir haben Köche, wir haben Kellner, wir haben Fahrer. Das sind keine Grundwehrdiener mit militärischen Verwendungen. Und wir haben in der Nachbereitung dieser Grundwehrdiener folgendes Bild: Wenn wir mit ihnen spre­chen, wenn wir analysieren, wie der Grundwehrdienst war, dann sagen diejenigen, die im militärischen Bereich verwendet worden sind: Ja, man kann dem Grundwehrdienst etwas abgewinnen!, und diejenigen, die als Systemerhalter eingesetzt worden sind, sa­gen: Nein, das hat keinen Sinn gemacht!

Leider ist das systemimmanent. Wir können die Grundwehrdiener nicht anders einset­zen, weil wir sonst die Aufgaben nicht erfüllen könnten, die wir erfüllen müssen. Wir ha­ben 1 800 Grundwehrdiener, die als Köche zu werten sind, wir haben 1 500 als Chauf­feure im Einsatz und nur 115 als Panzergrenadiere. (Abg. Klikovits: Herr Minister, die­se Zahlen stimmen nicht! Ich werde es Ihnen beweisen! Sie informieren die Bevölke­rung falsch!) Diese Zahlen stimmen, Herr Abgeordneter! (Abg. Klikovits: Das ist falsch!)

Das heißt, wir müssen uns die Frage stellen, ob wir wirklich 23 000 junge Männer mit sechs Monaten Zwangsdienst „beglücken“ müssen – unter Anführungszeichen – oder nicht.

Im Übrigen gehen die Geburtenzahlen zurück. Der Generalstab hat ausgerechnet, wenn wir unter 21 000 Grundwehrdiener fallen, dann können wir unsere Aufgaben nicht mehr erfüllen. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Klikovits.) Der Generalstab hat das ausgerechnet, und zwar unter der Führung des Generalstabchefs Edmund Enta­cher. Das möchte ich ganz bewusst betonen. Das heißt, wir müssen hier Reformen setzen. Und diese Reformen sind aus meiner Sicht in Richtung eines Berufsheeres zu setzen, weil wir damit den Aufgaben, die wir uns selbst stellen – Katastrophenschutz, Auslandseinsatz und der Gott sei Dank sehr theoretische Fall der Landesverteidi­gung –, mit einem Berufsheer besser nachkommen können. Auch das wurde vom Ge­neralstab bestätigt, und zwar in einem Modell, das durchgerechnet wurde. (Zwischen­ruf des Abg. Mag. Ikrath.)

Zu den Zivildienern ein Wort – nicht mein Bereich –: Es wurde gesagt, wie ich es auch in der Diskussion mit Vertretern der Zivilgesellschaft gehört habe, für ein „Freiwilliges


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