Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll179. Sitzung / Seite 31

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Der Zivildienst, wie wir ihn jetzt haben, ist Zwangsverpflichtung, dabei werden jungen Männern Monate ihres Lebens auf Berufs- und Ausbildungswegen gestohlen. (Abg. Marek: Na geh bitte!) In diesem Bereich müssen wir ins neue Jahrhundert kommen, denn im 21. Jahrhundert, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP, geht es darum, dass man mit Motivation und Freiwilligkeit viel mehr leisten kann! (Beifall bei der SPÖ.)

Die ÖVP hatte in früheren Jahren eine andere Position, das muss man hier auch dar­stellen: Wenn sie sich jetzt als Retterin des Zivildienstes aufspielt, ist das meiner Mei­nung nach wirklich ein Hohn im Hinblick auf die Geschichte und auf Fragen des Zivil­dienstes! So haben die Minister Fasslabend und Lichal sowie Staatssekretär Kukacka immer davon gesprochen, dass der Zivildienst von jungen Männern nur aus „Bequem­lichkeitsgründen“ angetreten wird und dass da Drückeberger dabei sind. Minister Lichal hat sich sogar dazu verstiegen, auf die Frage, was die Zivildiener machen, zu sagen, dass diese ja nur Steinböcke im Alpenzoo waschen würden. – Man muss sich wirklich einmal die Historie ansehen und hier darstellen, wie man in der ÖVP die Hütchen tauscht! (Beifall bei der SPÖ.)

Das sehr hervorragende Modell von Minister Hundstorfer sieht vor, dass es Beschäfti­gungsverhältnisse für zwölf Monate gibt und dass für 6 500 Personen 1 386 € monat­lich brutto 14-mal im Jahr geregelt sind. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Werte Kollegin­nen und Kollegen von der ÖVP! Ich nehme an, Kollege Wöginger ist beim Roten Kreuz nicht ehrenamtlich, sondern beruflich beschäftigt!

Sie sagen immer, Sie wollen die „helfenden Hände“ der Gesellschaft. Die Idee der „hel­fenden Hände“ ist bei Ihnen aber damit verbunden, dass es eine Zwangsverpflichtung gibt, dass es eine Ausbeutung gibt und dass man nicht darauf schaut, dass es eine Professionalisierung und eine gerechte Bezahlung gibt. – Wir Sozialdemokraten wollen den Weg der Freiwilligkeit, der Professionalisierung und einer gerechten Bezahlung. (Beifall bei der SPÖ.)

Derzeit arbeiten als Zivildiener im Rettungswesen 43,9 Prozent, und im Behindertenbe­reich und im Sozialhilfebereich sind ebenso Zivildiener beschäftigt. Diese stellen neun Monate ihres Lebens in den Dienst der Gesellschaft, und zwar zu einem Taschengeld und nicht zu einer gerechten Entlohnung, und sie verlieren auf ihrem Lebensweg Aus­bildungsmöglichkeiten und berufliche Karrieremöglichkeiten.

Durch das hervorragende Modell von Minister Hundstorfer wird es beim bezahlten Frei­willigen Sozialen Jahr eine Anrechenbarkeit auch für weitere Ausbildungen geben, zum Beispiel einen Zugang zum Medizinstudium.

Das Interesse an Sozial- und Gesundheitsberufen ist sehr groß. Momentan haben wir 250 000 Beschäftigte, und 90 000 Beschäftigte kommen pro Jahr neu in diesen Be­reich. Das heißt: Die Zivildiener stellen nur einen sehr geringen Anteil dar und können das System nicht aufrechterhalten. Vielmehr müssen wir darauf setzen, dass wir zu­sätzliche freiwillige, motivierte und professionell engagierte Beschäftigte finden.

Um für die nächsten Jahrzehnte gut vorbereitet zu sein, ist es wichtig, dass wir sagen: Ein bezahltes Freiwilliges Soziales Jahr ist im 21. Jahrhundert eine gute Vorausset­zung für jene Männer und Frauen, die sich freiwillig im Alter von 18 bis 60 Jahren für einen Beruf im Sozial- und Gesundheitsbereich interessieren. Die Entscheidung am 20. Jänner 2013 ist eine wichtige Zukunftsentscheidung. Werte Österreicherinnen und Österreicher, entscheiden Sie für die Zukunft! (Beifall bei der SPÖ.)

10.08


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gahr. – Bitte.

 


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