Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll179. Sitzung / Seite 78

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der Apotheker als auch der Arzt und alle Beteiligten wissen, wer was bekommt. Und wenn etwas nicht zusammenpasst, könnte man sogar ein Modul implementieren, das Alarm schreit. (Abg. Brosz: Im Körper – oder wo?) Das heißt, würde ein Arzt ein Me­dikament verschreiben, das Wechselwirkungen erzeugt, vielleicht sogar gefährliche Wechselwirkungen, dann könnte dieses System von sich aus aktiv werden. All das ist möglich. (Abg. Öllinger: Das ist ja interessant!)

Oder wenn es darum geht, die Krankengeschichte zu kennen: Wenn man ins Spital geht wegen einer Erkrankung oder wegen eines akuten Falls ist es jetzt oft so, dass der Arzt die Vorgeschichte nicht kennt. Das heißt, man muss mühsam den Patienten befragen: Was nehmen Sie für Medikamente, was haben Sie für Behandlungen hinter sich?, und, und, und. (Abg. Öllinger: Das ist das Wesen!) Wenn der Patient das nicht vollständig aufzählen kann, wenn er vielleicht schon etwas älter ist, dann weiß der Arzt das gar nicht.

Das heißt, es ist doch endlich an der Zeit, ein System zu haben, mit dem wir ganz ge­nau dokumentiert haben: Wie ist die Krankengeschichte, welche Medikamente vertra­gen sich, welche nicht?, damit auch der Apotheker weiß, was die Person bekommt. (Abg. Öllinger: Die Krankengeschichte steht nicht in der ELGA drinnen! Sie haben ja keine Ahnung! – Zwischenruf des Abg. Brosz.)

Damit gibt es auch keine Doppelverschreibungen, denn der Apotheker sieht da, das wurde ja schon verschrieben und, und, und. Das heißt, man würde auch eine Tablet­tenabhängigkeit besser sehen. (Abg. Öllinger: Sie haben keine Ahnung!) Das heißt, es gibt damit also ganz, ganz viele Möglichkeiten, und ELGA ist grundsätzlich einmal eine positive Sache. (Zwischenruf der Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein.)

Und jetzt sind wir genau bei dem Punkt, wo der Herr Maier von der SPÖ hier versucht, Ärzte-Bashing zu betreiben. Selbstverständlich haben die Ärzte ihre Bedenken. Selbst­verständlich ist es so, wie es jetzt vorliegt, unausgegoren. Man muss sich das einmal vorstellen: In Österreich liegt eine Situation vor, wo die Ärzte 13 €, 14 € für einen Pa­tienten bekommen und immer wieder neue Aufgaben aufoktroyiert bekommen. (Abg. Öllinger: Sie haben einen unausgegorenen Standpunkt!)

Das heißt, wenn man etwas Sinnvolles machen will, muss man die Ärzte einbeziehen. Die Ängste der Ärzte sind ja nicht von der Hand zu weisen. Erstens: Wie kann das Sys­tem in der Praxis umgesetzt werden? Zweitens: Wird es zu Wartezeiten kommen, wenn da alle möglichen Dinge gemacht werden müssen? Wie ist es mit den Kosten? Wie ist es mit den Startup-Kosten? – Das sind ja alles Bedenken, die man ernst nehmen muss! Da geht es ja nicht darum, dass die Ärzte so, wie das hier (in Richtung SPÖ weisend) unterstellt wurde, einfach alles verhindern wollen, was irgendwie positiv ist. Die sehen ja auch, dass da eine positive Entwicklung stattfindet, auch was den Da­tenschutz betrifft.

Jetzt höre ich immer, das alles ist so unsicher, elektronische Daten sind generell unsi­cher. – Wir wissen, dass es in Österreich Ärzte gibt, die ihre Krankenakten einfach in den Mistkübel schmeißen und mit dem Hausmüll entsorgen. Ich weiß, dass das nicht gesetzeskonform ist, aber es passiert trotzdem. Das heißt, es gibt immer wieder Pro­bleme, was den Datenschutz betrifft.

Aber es geht ja nicht darum, das zu generalisieren, und jeder Vorteil wird sofort mit dem Totschlagargument Datenschutz niedergeredet – auch das Pentagon ist theore­tisch „hackbar“, auch das ist schon passiert; man kann letztlich nichts hundertprozentig sicher machen –, sondern es geht darum, dass wir nicht den Fehler machen, etwas Gutes nur deshalb nicht einzuführen, weil wir Angst haben, dass es missbraucht wer­den könnte. Das ist der Punkt. Das heißt, wenn es hier Bedenken gibt, dass da ein Missbrauch möglich ist, dann müssen wir doch das System sicherer machen und nicht das Ganze gleich über Bord werfen! Das wäre doch der Ansatz.

 


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