Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll181. Sitzung, 14., 15. und 16. November 2012 / Seite 344

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Ich mache auch den Ärzten keinen Vorwurf – wir müssen uns etwas überlegen. Wir müssen uns überlegen, ob es sinnvoll ist, dass wir in Österreich für alle, die kranken­versichert sind, eine Rein-Raus-Medizin haben, wo letztlich der Arzt gar nicht die Möglichkeit hat, sich mit dem Patienten wirklich umfassend zu beschäftigen. Das ist der Punkt.

Das heißt, wir müssten da ansetzen und es dem Arzt ermöglichen, mit dem Patienten ein ordentliches Gespräch zu führen, ihn ganzheitlich wahrzunehmen – man will ja als Patient wahrgenommen werden. Die Probleme sind oft leicht zu lösen, es sind oft gar nicht so große Probleme. Gleich Pillen zu verschreiben ist auch nicht der richtige Ansatz.

Wir haben sehr, sehr viel Reformbedarf in diesem Land. Ich weiß, ich mache mich nicht allzu beliebt, dass ich Sie jetzt mit der Nase darauf stoße, und ich weiß auch, dass Sie viele Dinge ja ohnehin wissen.

Es geht ja nicht darum, dass wir nicht alle wissen, wo die Probleme liegen. Es geht darum, dass wir sie endlich lösen, und dazu lade ich ein. Ich lade alle ein, hier an Lösungen zu arbeiten. Ich lade Sie ein, Herr Minister, dass wir wirklich eine ordentliche Reform machen in diesem Land.

In diesem Sinne hoffe ich, dass wir vielleicht beim nächsten Budget, vielleicht unter einem anderen Gesundheitsminister eine ordentliche Reform zustande bringen und nicht, so wie jetzt, einfach den Status quo fortschreiben.  Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach. Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Glauben Sie wirklich, dass Sie nach dieser Rede beim nächsten Budget dabei sind? Abg. Lugar – das Rednerpult verlassend –: War ja gar nicht so schlimm!)

14.20


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abgeord­nete Steibl. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.20.36

Abgeordnete Ridi Maria Steibl (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister für Gesundheit! Nach dem dozierenden Vortrag von Abgeordnetem Lugar und der gesundheitsschädigenden Rede von Abgeordnetem Keck möchte ich einfach wieder zur Tagesordnung zurückkommen und sagen: Wir haben ein hervorragendes Sozial- und Gesundheitssystem. Das soll auch so bleiben. Aber, Herr Bundesminister, sich auf einem bestehenden System auszuruhen, das wäre der falsche Weg.

Es ist natürlich einiges zu tun. Ich weiß, dass Sie gerade im Wirkungsziel 3 auch die Sicherstellung der Förderung und Erhaltung der Gesundheit unter Bedachtnahme auf eine spezielle Zielgruppe festgeschrieben haben, nämlich der Kinder. Und gerade die Umsetzung der Ergebnisse der Kindergesundheitsstrategie, basierend auf dem Kinder­gesundheitsdialog, hat oberste Priorität für mich, aber auch für uns alle und, da bin ich überzeugt, auch für Sie. In der Vergangenheit ist diesem Bereich der Gesundheits­vorsorge im Gesamten eben noch zu wenig Beachtung geschenkt worden, und es wäre jetzt notwendig, einen Masterplan für die vielfältigen Bedürfnisse und Lebens­welten von Kindern und Jugendlichen sowie ihrer Familien herzustellen.

Ich möchte noch einmal anmerken, was wirklich bedauerlich ist: In Österreich gibt es 65 Rehabilitationseinrichtungen für Erwachsene und keine einzige für Kinder und Jugendliche, lediglich drei Einrichtungen bieten Kinder- und Jugend-Rehab an.

Auch geeignete Möglichkeiten zur Betreuung von psychosomatischen und psycholo­gischen Problemen müssen eigentlich erst geschaffen werden. Das bringt auch die Zeit mit sich, weil wir eben auch in diesem Bereich einen familiären Mangel haben.

 


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