Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll181. Sitzung, 14., 15. und 16. November 2012 / Seite 343

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Und das ist der Grund dafür, dass ich heute hier so ausführlich darüber spreche – Sie werden das aushalten müssen, wenn nicht, dann gehen Sie in die Cafeteria und genehmigen Sie sich dort etwas. (Abg. Hornek: Ist das eine Einladung?) – Das ist eine Einladung oder eine Ausladung, wie Sie es sehen wollen.

Ich würde jetzt gerne ohne große Zwischenrufe fortsetzen, und zwar mit dem Thema Krankenhausinfektionen. Wir wissen – das ist jetzt ein sehr heikles Thema –, in Österreich sterben jedes Jahr mehr Menschen an Krankenhausinfektionen als im Straßenverkehr. Mehr als 1 000 Menschen sterben jedes Jahr in Österreich durch Krankenhausinfektionen. Und es gibt Studien, dass man diese Zahl locker um die Hälfte reduzieren könnte, wenn man bessere Qualitätsstandards einführen würde. Selbstverständlich kostet das Geld, aber ist es uns das nicht wert? 500 Menschen! Das sind fast zwei Flugzeugabstürze, die wir uns jedes Jahr ersparen könnten, wenn wir da ansetzen würden. Viel ist es nicht, es fehlt oft nicht viel, es sind oft beispielsweise Hygienestandards bei Lüftungsanlagen. Wir wissen, in den Krankenhäusern sind die Lüftungsanlagen Bakterienschleudern. Da gibt es viele Punkte, aber ich möchte sie nicht damit langweilen. 500 Menschen jedes Jahr, denen wir das Leben retten könnten. Darüber sollten wir doch nachdenken! (Ruf bei der SPÖ: Tun Sie das!)

Einen Punkt habe ich noch für Sie – ich weiß, Sie halten es kaum noch aus –, es geht um die Pharmaindustrie. Wir wissen, dass die Pharmaindustrie in Österreich großen Ein­fluss auf die Ärzte hat. Es gibt viele Pharmareferenten, die alle möglichen Programme auflegen, um den Arzt entsprechend zu motivieren. – Glauben Sie wirklich, dass das zielführend ist? Noch dazu, wo ein Drittel aller Medikamente, die verschrie­ben werden, gar nicht eingenommen werden, weggeworfen werden. Ein Drittel!

Ein Drittel der Medikamente wird in Österreich weggeworfen, woran liegt das wohl? – Könnte das vielleicht daran liegen, dass manche Patienten dem Arzt zu wenig Vertrauen entgegenbringen und instinktiv wissen, dass sie bei einer einfachen Erkältung keine Antibiotika und sonstigen Medikamente brauchen. (Zwischenruf des Abg. Mag. Schickhofer.– Genau. Es gibt, wie Sie richtig sagen, Ärzte in Österreich, die bei einfachen Erkältungen Antibiotika verschreiben, obwohl wir alle hier im Saal wissen – viele zumindest –, dass das nicht zielführend ist. Aber auch das passiert in Österreich, und auch darüber müssen wir einmal reden.

Ich bin daher froh, damit auch etwas Positives gesagt wird, dass wir ELGA einführen, denn damit würde man unter Umständen, wenn man es gut aufsetzt, sehen können, ob wirklich das verschrieben wird, was angezeigt ist. Auch diesbezüglich müssen wir einiges tun.

Jetzt komme ich zur Rein-Raus-Medizin. Wir haben in Österreich das Problem, dass man, wenn man nicht privatversichert ist oder sich einen Privatarzt genehmigt, der einen 100 bis 150 € kostet, zumindest zwei, drei Stunden in einem Wartezimmer warten muss – bei Fachärzten ist es besonders schlimm – und dass man dann, wenn man endlich hineinkommt, nach ein paar Minuten wieder draußen ist, weil der Arzt gar nicht mehr die Zeit hat, sich mit dem Patienten ordentlich zu beschäftigen.

Wenn man will, dass sich der Arzt mit einem beschäftigt, dann muss man zu einem Privatarzt gehen, da legt man dann 100 bis 150 € ab, und dann gibt es ein ordentliches Beratungsgespräch, das mitunter auch eine Stunde dauern kann, wo der Arzt einen wirklich genau fragt: Wie schaut es aus – Herr Rasinger, das habe ich sehr gut gefunden –, gibt es Stress, wie schaut es im Beruf aus, wie schaut es privat aus, wie schaut die Ernährung aus, wie schauen die Lebensgewohnheiten aus? – Das wäre ein ganzheitlicher Ansatz. Das würden wir uns doch wünschen, aber das spielt es nicht, denn wenn ein Arzt 10, 12, 15 € für einen Patienten bekommt, bei all den Kosten, die er sonst noch hat, dann geht das einfach nicht!

 


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