Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll185. Sitzung / Seite 30

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Daher meine Frage an Sie: Was werden Sie in Zukunft tun, damit Integration im Schulbereich stattfindet, und was werden Sie gegen diese offenkundige Bildung von Ghettoklassen tun, die weder den Schülerinnen und Schülern helfen, die eine nichtdeutsche Muttersprache haben, noch jenen, die Deutsch als Muttersprache haben?

Diese Frage ist natürlich auch im Zusammenhang mit der durchaus berechtigten An­merkung des Kollegen Rosenkranz zu sehen, der von der Flucht an die Privatschulen gesprochen hat. Das heißt, wenn nicht mehr ordentlich gelehrt wird, darf man sich nicht wundern, wenn die Schüler von ihren Eltern an andere Schulen gebracht werden.

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin, bitte.

 


Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Sie sprechen ein ganz wichtiges Thema an, und ich möchte da auch ein bisschen in die Tiefe gehen.

Der Migrationshintergrund ist ein Faktum, und wir haben zunehmend mehr junge Menschen in unseren Schulen mit Migrationshintergrund. Wenn Sie sich da die Zeit­reihe anschauen: allein in den letzten sieben Jahren um 10 Prozentpunkte ange­stiegen. Das heißt, das wird sich jetzt Jahrgang für Jahrgang durch das gesamte Schulsystem entsprechend weiterentwickeln. – Der erste Punkt.

Zweiter Punkt: Wir haben extreme Unterschiede zwischen dem städtischen Bereich und dem ländlichen Bereich und im städtischen Bereich zwischen den einzelnen Bezirken. Allein in Wien lebt jedes zweite Kind, das die Volksschule besucht, in einer Familie, wo zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird. Das ist das Thema!

Jetzt haben wir gemeinsam eine Reihe von Maßnahmen gesetzt, von denen ich mir eine Wirkung verspreche. Wir haben ja oft auch gemeinsam die Beschlüsse gefasst – etwa: verpflichtendes Kindergartenjahr, Sprachförderung, kleinere Klassen –, aber ich meine, wir müssen in Zukunft die Sprachförderung noch einmal intensivieren, ganztägige Schulformen forcieren, gerade auch unter diesem Aspekt, und wir müssen die Schwerpunktschulen – ich sage jetzt bewusst nicht „Brennpunktschulen“ – noch einmal gesondert ausstatten. Wir dürfen auch dort die Lehrer und Lehrerinnen nicht alleinlassen, da müssen wir auch mit Sozialarbeitern arbeiten, und wir müssen da auch die Eltern erreichen.

Das sind die großen Aufgaben von heute und der Zukunft! Da stimme ich zu hundert Prozent mit Ihnen überein. (Beifall bei der SPÖ.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete Mag. Korun.

 


Abgeordnete Mag. Alev Korun (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bun­desministerin, einen schönen guten Morgen! Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache, zweisprachige, mehrsprachige Kinder: Dieses Thema wurde schon angesprochen. Ich erziehe selber ein zweisprachiges Kind und bekomme hautnah mit, wie dieses Kind und auch die Freunde und Freundinnen meiner Tochter im Kindergarten gemeinsam Deutsch üben und die Deutschkenntnisse anderer nicht-deutschsprachiger Kinder mit jedem Tag besser werden.

Wir haben ja Tausende mehrsprachige Kinder in Österreich, die, wenn sie optimal gefördert würden, sehr wohl sowohl des Deutschen als auch der Muttersprache, die sie mitbringen, mächtig wären. Sie sind bei meinem Vorredner ein bisschen darauf einge­gangen. Meine Frage lautet:

Welche konkreten Maßnahmen bei der Sprachförderung haben Sie vor, in nächster Zeit zu setzen, damit diese Kinder sehr wohl gut Deutsch können als auch ihre Mutter-


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