Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll185. Sitzung / Seite 59

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setzen. Ich sehe das bei meinem Sohn, er ist jetzt in der zweiten Klasse, er ist jetzt acht Jahre alt. Da gibt es Kinder, die können sehr gut lesen, und es gibt Kinder, die können sehr schlecht lesen. Glauben Sie, dass darauf eingegangen wird? – Eben nicht. Das ist das Problem. Es wird eben nicht darauf eingegangen.

Das heißt, wir brauchen ein flexibles Modell, wodurch von außen kontrolliert wird, wie die Fähigkeiten der jeweiligen Schüler sind. Dann gehören Förderprogramme in der Schule implementiert, wobei der Direktor die Möglichkeit hat, auch spezielle Förder­programme zu machen. (Abg. Amon: Genau das macht das BIFIE!) – Nein, eben nicht! Das BIFIE macht nichts anderes als eine Selbstbefriedigung auf Steuerzahler­kosten. Das ist es, was das BIFIE macht.

Wir haben ja die ganzen Vorschläge hier liegen. Wir wissen ja, was wir tun sollten. Wir brauchen ja nur in die Länder zu schauen, wo es funktioniert. Aber die Politik will sich hier nicht heraushalten, und darum geht es. (Abg. Steibl: Was heißt „die Politik“?)

Wenn Sie es nicht verstehen wollen, bringe ich Ihnen ein Beispiel: Wenn Sie in einem Betrieb eine Sekretärin oder einen Sekretär haben, der ein wichtiges Programm nicht versteht und damit nicht gut arbeiten kann, was machen Sie dann? Schleppen Sie ihn über Jahre mit und hoffen, dass er es irgendwann lernen wird? Oder geben Sie ihm eine Ausbildung, die meistens dann auch der Betrieb bezahlt, weil es Sinn macht?

Aber das machen wir im Schulbereich nicht. Wenn jemand mit sieben, acht Jahren schlecht lesen kann, was machen wir dann? – Wir machen eben nichts, das ist das Problem! Was geschieht, wenn jemand schlecht lesen kann? – Dann geschieht genau das, was immer geschieht: Er versucht, das Lesen zu vermeiden, und er wird nie gerne lesen. Und wenn jemand nicht gerne liest, was geschieht? – Er hat später im Erwerbs­leben schlechtere Chancen, nur weil man es nicht geschafft hat, schon in der Volks­schule spezielle Förderprogramme anzusetzen, um jeden über diese Hürde drüberzu­bringen.

Es wäre ja gar nicht so schwierig, man müsste nur diesen Managementansatz auch in der Schule implementieren: Politik raus, Hausverstand rein. Das wäre die richtige Methode, aber da müsste die Politik über ihren eigenen Schatten springen und beschließen, dass die Politik eben nicht alles regeln kann und regeln soll. (Abg. Steibl: Aber das Management kann es?) Es gibt Bereiche, wo die Politik wichtig ist, das ist keine Frage, zum Beispiel was die Rahmenbedingungen betrifft. Aber in der Schule hat die Politik nichts verloren.

Da geht es um ganz einfache Dinge, nämlich: Werden die notwendigen Fähigkeiten erlernt oder werden sie nicht erlernt? – Im Moment werden sie das nicht. Sehen Sie das nicht? Schauen Sie sich das an! Wir fallen jedes Jahr zurück in unseren Ergeb­nissen. Wir schaffen es nicht mit dem System, so wie es im Moment ist. Das heißt, wir müssen Individualförderung machen, wir müssen den Direktoren die Möglichkeit geben, einzugreifen. Wir müssen den Direktoren auch Autonomie geben, damit wir auch darauf reagieren können, dass es eine Schule im 10. Bezirk schwerer hat als in Perchtoldsdorf oder in anderen Gemeinden. Das ist einfach so. Das ist gar nicht ideo­logisch, da geht es nicht um irgendwelche Ausländerthemen oder Sonstiges. Da geht es einfach darum, dass es eine Tatsache ist, dass es in Österreich nicht egal ist, in welche Schule Sie gehen. Deshalb brauchen wir ein flexibles Modell, damit man jenen Schulen helfen kann, dass sie ihren Schülern, die in manchen Bereichen besonderen Bedarf haben – das ist ja evident –, eine spezielle Förderung zukommen lassen können.

Ich würde überhaupt sagen, dass das Bildungsvolksbegehren eine gute Sache ist. Was ist von diesem Bildungsvolksbegehren angedacht worden? Ich rede ja gar nicht von umgesetzt. – Praktisch ist es eins zu eins in der Schublade gelandet. (Abg. Elmar


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