Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 129

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verständlicherweise im Gemüt des Herrn Bundesministers für Landesverteidigung Platz finden würde, bestimmt auch Platz gefunden hat, nach dem Ergebnis der Volks­befragung zur Tagesordnung überzugehen und tunlichst zu vergessen, was so passiert ist. Aber, und dafür bitte ich um Entschuldigung, diesen Gefallen können wir Ihnen nicht machen. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Die Sache, die Sie angezettelt haben, ist zu ernst. Es hat die Bevölkerung geraume Zeit hindurch in Atem gehalten, genau genommen seit 5. Oktober 2010, auf welch dra­matische Weise ein derart wichtiges Instrument der Souveränitätserhaltung der Repu­blik, nämlich das österreichische Bundesheer, misshandelt wurde. Es ist ja nicht so, dass das der bösen Beachtungsintentionalität der Freiheitlichen entspringt, sondern wir befinden uns da in Gesellschaft mit vielen Kommentatoren, in Gesellschaft mit Beob­achtern des In- und Auslandes.

Ich kann Ihnen das folgende Zitat nicht ersparen – es ist sehr spitz, sehr pointiert, aber von nahezu unüberbietbarer Güte zeitungsliterarischer Qualität –, Christian Ortner hat am 24. Jänner 2013 Folgendes geschrieben:

„Was einen intelligenten, umgänglichen und wahrscheinlich auch redlichen Mann wie Norbert Darabos dazu bringt, sich öffentlich demütigen, entwürdigen und der Lächer­lichkeit preisgeben zu lassen.

Verfügte Norbert Darabos über eine auch nur geringfügige Achtung vor Norbert Dara­bos, wäre er vom Amt des Verteidigungsministers zurückgetreten.“ (Beifall bei der FPÖ.)

„Verfügte Norbert Darabos über eine auch nur geringfügige Achtung vor Norbert Dara­bos, wäre er bereits im Oktober 2010 zurückgetreten – damals, als der Wiener SPÖ-Chef Michael Häupl dem überzeugten Vertreter der allgemeinen Wehrpflicht Darabos mitteilte, er habe künftig ein überzeugter Gegner der Wehrpflicht zu sein.

In dieser für einen Verteidigungsminister zentralen Frage öffentlich und dazu noch vom schon jenseits seines Zenits politischer Potenz befindlichen Häupl am Nasenring durch die Manege geführt zu werden, zum Gaudium des johlenden medialen Mobs – schlim­mer ist wahrscheinlich noch kein Minister in der Zweiten Republik gedemütigt worden.“ (Beifall bei der FPÖ.)

„Hätte Häupl“ – so schreibt Christian Ortner weiter – „seinen Parteifreund Darabos an­gewiesen, den Rest seiner Amtszeit mit einer roten Narrenkappe bei den Kabinettssit­zungen zu erscheinen, die Erniedrigung wäre nicht größer gewesen.“

Und weiter: „Faszinierend an diesem Vorgang ist die Frage, was einen eher intelligen­ten, umgänglichen und wahrscheinlich nicht einmal unredlichen Mann wie Darabos da­zu bewegt, eine so entwürdigende Behandlung durch seine Parteifreunde hinzunehmen“.

Darabos hätte durch seinen Rücktritt Rückgrat zeigen können und die Achtung bewah­ren und gegebenenfalls wieder gewinnen können. (Beifall bei der FPÖ.)

Herr Bundesminister! Das Problem ist ja nicht so sehr in der psychologischen Erörte­rung Ihrer subjektiven Befindlichkeit zu sehen – ich kann mir auf menschlicher Ebene durchaus vorstellen, dass es Ihnen die ganze Zeit hindurch nicht besonders gut gegan­gen sein mag –, sondern es ist das Ihnen anvertraute Instrument, das österreichische Bundesheer – in Summe sprechen wir von insgesamt 55 000 Menschen –, mit hinein­gezogen worden. Sie haben einen tiefen Riss innerhalb der Berufsmilitärs erzeugt.

Hier links, hier rechts, gegenseitige Belauerungen: Was kann ich denn werden, wenn das eine Modell gewinnt oder das andere? Wie geht es mit meinem Job weiter? Der ei­ne beäugt den anderen, Misstrauen.

Das größte Übel besteht darin, die Motivenlage eines Heeres zu ruinieren. Militär ist zu einem hohen Prozentsatz von emotionaler Qualität und Dienstbereitschaft getragen,


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