Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll199. Sitzung / Seite 82

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Begründung

Zypern bekommt eine Finanzhilfe im Ausmaß von 10 Mrd. Euro durch den Europäi­schen Rettungsschirm ESM und den IWF. Die wirtschaftspolitischen Auflagen im dies­bezüglichen "Memorandum of Understanding" zeigen vor allem auch, wie wichtig strenge Maßnahmen zur Bekämpfung von internationaler Geldwäsche und Steuerhin­terziehung sind.

Blockade gegen die Bekämpfung von Steuerbetrug

Die österreichische Bundesregierung, insbesondere aber die Finanzministerin, blo­ckiert seit Jahren eine schlagkräftige Zusammenarbeit der EU-Länder in Sachen Steu­erbetrugsbekämpfung. Die Bundesregierung, allen voran die Finanzministerin, betreibt dabei eine Blockadepolitik auf drei Ebenen:

Die Finanzministerin blockiert den automatischen Datenaustausch

Österreich spricht sich nunmehr als einziges Land der Europäischen Union gegen den automatischen Datenaustausch gemäß der Zinsenrichtlinie aus. Artikel 9 der Zinsen­richtlinie schreibt vor, dass alle Länder mindesteins einmal pro Jahr die Zinserträge von Konten ausländischer Steuerpflichtiger an die ausländischen Steuerbehörden übermit­teln. Österreich hat jedoch die Ausnahmeregelung gezogen und beteiligt sich nicht an diesem Datenaustausch. Finanzministerin Fekter hält an dieser Ausnahme uneinsichtig fest, obwohl nunmehr sogar der letzte Verbündete in dieser Ausnahmeregelung, Lu­xemburg, angekündigt hat, den automatischen Datenaustausch ebenfalls anwenden zu wollen.

Die Finanzministerin blockiert die Reform der Zinsenrichtlinie

Die Finanzministerin verhindert die längst notwendige Ausweitung der Zinsenrichtlinie auf weitere Kapitaleinkommen, wie Zinserträge von juristischen Personen und von Wertpapieren, Versicherungsverträgen etc.

Die Finanzministerin blockiert Betrugsbekämpfungsabkommen mit Drittstaaten

Die Europäische Union wird dadurch gehindert, Steueroasen mit entsprechendem Ver­handlungsdruck und neuen strengen Abkommen in die Pflicht zu nehmen. Dies ist um­so perfider, als sich Österreich im Rahmen der Zinsenbesteuerungsrichtlinie auch ver­pflichtet hat, in den automatischen Datenaustausch einzutreten, wenn fünf europäische Drittstaaten und die USA den Informationsaustausch auf Anfrage einführen. Der Euro­päischen Kommission sind durch diese Blockadehaltung Österreichs die Hände gebun­den, wodurch in weiterer Folge auch der automatische Datenaustausch nicht in Kraft treten kann. Zusätzlich wurde die Verhandlungsposition der Europäischen Union ge­genüber Drittstaaten von Österreich durch den Abschluss bilateraler Separatverträge, die weiter die Anonymität von Steuerhinterziehern schützen, untergraben.

Eine Billion Euro Schaden für die EU-Staaten durch Steueroasen

Die Organisation "Tax Justice Network" geht in ihrer Publikation "The Price of Offshore" für das Jahr 2012 davon aus, dass ca. 25.000 Milliarden Dollar weltweit in Steueroasen gebunkert sind. Eine Billion Euro geht den Mitgliedsstaaten der EU jedes Jahr durch Steuerhinterziehung und -umgehung verloren. "Das ist ein skandalöser Verlust an drin­gend benötigten öffentlichen Einnahmen, den wir uns gerade in wirtschaftlichen Krisen­zeiten nicht leisten können", sagt Steuerkommissar Algirdas Šemeta. Letztlich ist die groß angelegte internationale Steuerhinterziehung auch ein Betrug an der Demokratie.

Zu allem Überdruss wird dadurch Geldwäsche in Zusammenhang mit Drogen-, Waffen- und Menschenhandel massiv begünstigt.

 


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