Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll200. Sitzung / Seite 40

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Forschung – das sind zwölf Stunden pro Woche für Forschung. Das sagt alles über Rankings und Arbeitsbedingungen aus. Was kannst du dagegen tun?

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Karlheinz Töchterle: Herr Abgeordneter, du hast jetzt doch sehr, sehr viele Dinge in einen Topf geworfen. Ich kann jetzt nicht dezidiert und klar antworten, es tut mir leid. Ich kann vielleicht nur deine erste Prämisse ein bisschen erschüttern: Es ist nicht so, dass alle Experten sagen, dass Österreich für den wissenschaftlichen Nachwuchs unattraktiv ist, im Gegenteil. Ich könnte dir viele andere Zahlen zum Gegenbeweis nennen, ich nenne nur eine: Das Melbourne-Ranking hat den Parameter Internationalität, und betreffend Internationalität ist Österreich weltweit an erster Stelle.

Wir sind da an erster Stelle, und nicht nur deswegen, weil wir viele deutsche und Südtiroler Studierende haben, sondern vor allem auch deswegen, weil wir viele Forschungskooperationen, viele Jungforscher anziehen. Also dieser Befund wider­spricht dem von dir am Anfang geäußerten zentral, und da müsste man sich die Sachlage wirklich genau anschauen. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glocken­zeichen.)

Ich bin derzeit an den Unis unterwegs, um die Stärken der Universitäten vor den Vorhang zu stellen, und ich höre in so vielen Gesprächen von jungen Leuten aus dem Ausland, dass sie nach Österreich kommen, weil das ein ganz toller Ort zum Forschen ist. Das ist natürlich ein subjektiver, individueller, nicht statistisch abgesicherter Eindruck, aber ein starker, und wie gesagt, das Melbourne-Ranking und andere wären statistische Belege gegen deine Behauptung. (Beifall bei der ÖVP.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Deimek.

 


Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Bundesminister! Sie haben richtigerweise gesagt, es gibt Rankings, wo wir vorne sind, und andere, wo wir sehr weit hinten sind. Ein Beispiel: Die Montanuniversität Leoben ist sicher hervorragend unterwegs, sowohl was die Absolventen als auch was die Drittmittel und so weiter betrifft, kommt aber in den Rankings üblicherweise auch nicht vorne vor.

Was halten Sie grundsätzlich von der Methode, dass man zuerst generell definiert, welche Eigenschaften man bei den Universitäten gerne an vorderster Stelle haben möchte, und dann die darauf aufbauenden Rankings betrachtet, proaktiv promotet und publiziert und die anderen vernachlässigt?

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Karlheinz Töchterle: Das ist ein sehr konstruktiver Vorschlag, nur haben wir Gott sei Dank nicht den Einfluss auf die Medien, dass wir ihnen sagen können, was sie publizieren und was nicht. Vor allem Ihr Hinweis auf die Montanuni ist aber sehr treffend.

Ich war vorgestern dort und habe die Montanuni im Rahmen meiner uni.stärken-Tour besucht. Ich habe festgestellt, wie großartig die forschen, wie stark nachgefragt ihre Absolventen sind. Manche Jahrgänge werden der Uni von der Wirtschaft nahezu zur Gänze aus der Hand gerissen. Das ist also eine tolle Uni, aber es ist eben eine Spezialuni, und deswegen hat sie nie eine Chance, in einem so großen Ranking überhaupt aufzuscheinen.

 


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