Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll200. Sitzung / Seite 115

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Ich bin nicht berufen, das gut nachzuzeichnen, aber was heißt ALS? – Amyotrophe Lateralsklerose – das sagt einem auch nichts. Das ist eine fortschreitende neurolo­gische Erkrankung des motorischen Nervensystems. – Das ist jetzt schon ein bisschen spannender. Bitte, damit man Anträge richtig lesen lernt! Jetzt kommt es: Schädigung des Rückenmarks und bestimmter Nervenzellen im Gehirn, Verfall der Nerven­bahnen – das brauche ich nicht näher zu erklären –, und es kommt dazu, dass Reize nicht mehr den Muskel erreichen und dass die Schaltstellen dazwischen, diese Nerven­bahnen sich langsam auflösen.

Das bedeutet, zuerst wird einmal ein Fuß lahm, dann der zweite, dann die Hände, dann der Körper, dann kommt es zur Beeinträchtigung der Atemmuskulatur, zu Schluckbeschwerden, und das Teuflische an dieser Krankheit ist, dass die Leute sehen, hören und kognitiv alles erfassen können. Sie sind Gefangene in ihrem eigenen Körper – grausam!

Jetzt wird jeder sagen, das passiert in Afrika oder sonst wo. – Nein, pro 100 000 Men­schen sind zwei betroffen. Das kann ein 20-Jähriger sein, das kann ein 30-Jähriger sein, das kann eine 60-jährige Frau sein. Das beginnt dann vielleicht damit, dass man etwas fallen lässt und nicht weiß, warum. Laut „Spiegel“ hat es ein Fallbeispiel gegeben, dass eine 60-jährige Frau innerhalb von zwei Jahren elendiglich verreckt ist. Ein junger Mann hat es acht Jahre geschafft, weil man gute Methoden hat, in der Nacht zu beatmen und diese Leute mit besonderen Nahrungsmitteln aufzupäppeln, aber am Ende steht für diese Menschen der sichere Tod.

Ich würde mich gar nicht so besonders aufregen, wenn ich mir das nicht selbst angetan hätte – danke, Ursula, für diesen schönen Satz zum Thema Spenden –; ich war selbst ein „Spendenopfer“. Ich lese jetzt ganz kurz Teile aus einem Brief, einem Bettelbrief vor: Ohne die enorme Unterstützung der Bevölkerung geht gar nichts, schreibt diese Frau, die in der Südsteiermark wohnt und vor drei Jahren an ALS erkrankt ist. Sie hat acht Kinder, das jüngste ist sieben Jahre alt. Sie kann nicht mehr selbständig atmen, nicht mehr selbständig essen, nicht sprechen. Diese Frau wird liebevoll von ihrem Mann und den Töchtern gepflegt, und so weiter. Die einzige Möglichkeit, mit ihrer Familie zu kommunizieren, ist ein Computer, welcher per Augenkontakt gesteuert wird, Kostenpunkt 14 000 €. – Sie hat diesen von einer Firma bekommen, musste ihn aber wieder zurückgeben. Das ist eine Tragödie.

Das habe ich ja gemeint. Herr Grosz hat nicht unrecht gehabt. Ein systemischer Fehler ist das. Wir reformieren das bestehende System, ja, aber wir entwickeln es nicht weiter. Damals hat es keine Computer gegeben, jetzt gibt es welche.

Die Gebietskrankenkasse hat ihr dann zurückgeschrieben, ganz einfach: Bei diesem angeführten Produkt handelt es sich um keinen Heilbehelf, und es ist auch kein Hilfsmittel im sozialversicherungsrechtlichen Sinn. – Drei Zeilen, normalerweise ein Todesurteil.

Also es hat die Spendenaktion gegeben. Und da steht drinnen: Gabis Augen können wieder sprechen. – Ich möchte nicht auf die Tränendrüsen drücken, aber es ist Folgendes: Diese Frau kann jetzt mit ihrer Familie wieder kommunizieren. Und damit es jetzt ganz lustig wird: Die haben nie gewusst, warum die Mama weint. Die Mama kann sich nur mit Augenzwinkern verständigen. Das war nichts anderes, als dass diese Frau irgendwo eine Entzündung auf der Hand gehabt hat. Sie konnte nicht einmal sagen: Bitte, kratzt mich! Tut etwas! Jede Mücke war eine Qual. Diese Frau hat das wochenlang ertragen, und keiner wusste, was er tun sollte.

Da würde ich schon sagen: Oppositionelle Anträge und genau das mit der Begleit­person der Kinder. Da waren Rot und Schwarz im Ausschuss. Ja, aber die bösen Landeshauptleute sind die Schuldigen. Also, Schneider, leich ma d’ Scher’! – Das kann


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