Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll200. Sitzung / Seite 193

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wo die Handelsketten und auch die Möbelhäuser geschlossen sind, kann man zum Beispiel mit seinen Kindern am Wochenende nicht Möbel oder Bekleidung oder Sonstiges einkaufen. (Anhaltende Zwischenrufe bei SPÖ, ÖVP und FPÖ.) Warum kann ich das nicht? Weil ich eben nicht in einer Tourismusregion lebe!

Beruhigen Sie sich wieder! (Abg. Riepl: Dann red nicht so einen Blödsinn! Weiterer Ruf bei der SPÖ: Die armen Kinder!) Ich kann Ihnen sagen: Es gibt einen Platz, der sehr beliebt ist und der immer offen hat – 24 Stunden, auch am Sonntag (Abg. Dr. Pilz: Möbelix!), und der nennt sich Internet. Das hat sich vielleicht zur Gewerkschaft noch nicht so durchgesprochen. (Beifall beim Team Stronach.)

Im Internet wird permanent eingekauft. (Rufe bei den Grünen: Auch am Montag! Auch am Dienstag! Auch am Mittwoch!) Da gibt es Bekleidungsgeschäfte, die auch am Sonntag offen haben, die ins Haus liefern, wo man dann vor Glück schreit, und das Geld fließt nach Deutschland ab! (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Sie sollten nicht so viel Werbung schauen!) Jetzt raten Sie einmal, wann diese Bekleidungsgeschäfte den größten Umsatz machen! Ist es der Montag? Ist es der Dienstag? Na, da kommen Sie nicht drauf! Was glauben Sie, welcher Tag das ist? – Es ist der Sonntag! (Ah-Rufe bei den Grünen.)

Am Sonntag macht Zalando – jetzt mache ich auch gleich ein bisschen Werbung – den meisten Umsatz. Warum ist das wohl so? – Weil wir es nicht schaffen, die Möglichkeit zum Aufsperren am Sonntag zu beschließen. Ich sage nicht, dass wir aufsperren müssen. (Die Abgeordneten Riepl und Dr. Belakowitsch-Jenewein: Wir müssen es Gott sei Dank nicht!) Ich sage, wir müssen die Möglichkeit geben aufzusperren. (Beifall beim Team Stronach.)

Letztlich haben das nämlich wir als Politiker nicht zu entscheiden. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Oh doch!) Ich maße mir als Politiker nicht an, zu wissen, ob es gut, ob es wirtschaftlich ist, ob es auch mit den Mitarbeitern partnerschaftlich ist, am Wochenende aufzusperren. Ich maße mir das nicht an. Ich kann das nicht entscheiden. Wissen Sie, wer das entscheiden muss? Wissen Sie, wer das entscheidet? (Rufe bei Grünen und ÖVP: Frank!) – Das entscheidet der Betrieb, das entscheidet der Vorstand, das entscheidet der Manager gemeinsam mit seinen Mitarbeitern (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Aber wirklich nicht! Abg. Riepl: Glauben Sie das wirklich?), und dann sperren sie entweder auf oder nicht.

Genau so macht das auch ein Installateur oder ein Elektriker. Der entscheidet auch partnerschaftlich mit seinen Mitarbeitern, ob sie auch am Sonntag auf der Baustelle arbeiten, weil es notwendig ist oder eben nicht. Deshalb: Wenn die Gewerkschaft sagt, das bringt ja nichts, die wollen ja gar nicht aufsperren!, dann sagen wir: Lassen wir sie doch! Lassen wir sie selbst entscheiden! – Und genau das wollen Sie nicht. Das ist die Präpotenz der Politik: zu glauben, dass Sie alles besser wissen. (Beifall beim Team Stronach.)

Genau das ist das Problem. Die Politik legt eine Präpotenz an den Tag und glaubt, immer alles besser zu wissen, und das gehört abgestellt. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Aber Sie sind auch Politiker, Sie wissen auch alles besser! Abg. Öllinger: Frank weiß, was gut ist! – Anhaltende Zwischenrufe bei SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grünen. Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Ich höre den ganzen Tag immer wieder, der Sonntag gehört der Familie, der Sonntag gehört – wie wir heute gehört haben – den sozialen Kontakten, der Sonntag ist für die Religion da. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Richtig!) Jetzt sagen Sie mir einmal eines: Wer zwingt den Familienvater, der sich am Sonntag mit seinen Kindern beschäftigen will, der mit seiner Familie ins Grüne gehen will, in ein Geschäft zu gehen? (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Frank!) Glauben Sie, wenn wir ein Ge-


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