Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll202. Sitzung / Seite 66

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Schauen wir nach Amerika! Was ist in Kalifornien? In Kalifornien ist es heute so, dass sämtliche Äpfelbetriebe pro Hektar Tausende US-Dollar bezahlen müssen, damit Kanadier kommen, kanadische Unternehmer mit Bienenvölkern kommen, die während der Blüte bestäuben. Anderenfalls gäbe es in ganz Amerika keinen Apfel. – Das weiß (in Richtung Regierungsbank) dieser Herr Chemieminister, aber er macht nichts! Das, glaube ich, ist der falsche Weg.

Wir wissen heute, dass diese Neonics gefährlichste Nervengifte sind, die schon in kleinsten Mengen Zellen zerstören, nicht nur bei den Bienen – das geht viel weiter, wie schon erwähnt –, sondern auch bei den Hummeln, den Schmetterlingen, den gesam­ten Amphibien, den Vögeln, die die verendeten Tiere fressen. Und, Herr Bundes­minis­ter, Sie wissen auch, dass diese Gifte über den Honig auch in den Nahrungskreislauf kommen. Trotzdem vertreten Sie auch weiterhin schnurstracks die Konzerne! Das ist nicht unbedingt zum Lachen. Ich meine, wenn Sie ein Rückgrat haben, Herr Bun­desminister, sollten Sie heute den Platz dafür freimachen, dass diese Politik endlich verändert wird. Niemand in der Bevölkerung will DDT in weiterentwickelter Form auf dem Teller haben, niemand, auch die Bauern wollen das nicht!

Seien wir einmal ehrlich, bereits seit 2008 fordert das BZÖ, fordere ich gebetsmühlen­artig, dass wir umdenken, dass wir die Realität zur Kenntnis nehmen, dass wir uns nicht von Konzernen kaufen lassen und nur Konzernpolitik machen, sondern dass wir die Landwirtschaft umstrukturieren. Ich bitte Sie, Herr Minister, gehen Sie heim, machen wir eine neue Agrarpolitik, führen wir eine Wende herbei, eine Aufbruchs­stimmung! Es ist ja alles erstunken und erlogen (He-Rufe bei der ÖVP), was Sie sagen! Die Bauern haben Jahrtausende altes Wissen. (Beifall beim BZÖ.) Den Maiswurzelbohrer gibt es schon seit ewigen Zeiten.

Bereits im Jahre 2008 habe ich Ihnen gesagt, was wir tun müssen. – Aber nein! In Deutschland hat die Behörde alles verboten. Herr Minister, denken Sie zurück, ich habe Ihnen bereits 2008 gesagt, machen wir eine Aufklärung, ein sofortiges Verbot, zeigen wir den Bauern die Alternativen auf, denn es gibt nicht nur die Fruchtfolge, das ist einfach nicht wahr! Jeder Agrarier, jeder Bauer hat so viel Stolz und weiß, dass er es kann. Herr Minister, diese Konzernpolitik muss aufhören!

Wenn wir die Bauern beraten, wenn wir ihnen sagen, wie das mit den Fadenwürmern funktioniert, wird selbstverständlich das Argument kommen, das wird ein bisserl mehr kosten, aber wir werden ein Feinkostladen! Eine gesunde Natur, eine gesunde Kultur kann man nur mit solchen Maßnahmen erhalten. Ein Feinkostladen, Herr Bundes­minister, machen wir die Wende! Sorgen wir dafür, dass das Bauernsterben ein Ende findet und Bauer-Sein wieder möglich wird, wie das heute in Südtirol geschieht. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Scheibner: So ist es! Neue Bauern braucht das Land!)

Sie waren es, der die Biolandbau-Förderung vor drei Jahren eingefroren hat. Wenn wir die Neonicotinoide verbieten, können wir sie sofort wieder auffahren. Herr Bundes­minister, die Bauern brauchen die Bienen! Denken Sie einmal an die unzähligen Obstbetriebe! Ohne unsere Bienen, ohne unsere Insekten gibt es keine Befruchtung! Trotzdem verteidigen Sie Ihre Argumente, die Ihnen wahrscheinlich BASF vorgeschrie­ben hat, gegen jede Erkenntnis, gegen jedes Wissen der besten Universitätspro­fessoren – Professor Dr. Pechlaner, Dr. Hoppichler, alle haben es Ihnen gesagt –, und tun nicht weiter!

Gehen wir aber einmal weiter: Was geschieht mit diesen Neonics? – Diese 10 000 Kilo, die ausgebracht werden und 7 000 mal stärker sind als DDT – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen –, bringen wir auf 1,4 Millionen Hektar Ackerflächen aus. Wissen Sie, was das bedeutet? – Wir haben heute so viele Neonics in ganz Österreich, dass wir auf jedem Quadratzentimeter 20 Bienen töten können. Das, bitte, sagt nicht


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