Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll203. Sitzung / Seite 101

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Und Tatsache ist: In Ballungszentren mit über 50 000 Einwohnern – so in Wien – ha­ben wir in den Volksschulen 53 Prozent der Kinder mit nicht-deutscher Alltagssprache; in Oberösterreich 47 Prozent der Kinder mit nicht-deutscher Alltagssprache; in Salz­burg 44 Prozent, in den Städten zwischen 10 000 und 50 000 Einwohnern haben wir ein Drittel der Kinder mit nicht-deutscher Alltagssprache in der Volksschule.

Ich hoffe, jeder versteht, was da gemeint ist. Und nochmals: Es sind Ihre Zahlen. Und das sind die Probleme, die Sie haben.

Wir Freiheitlichen sagen ganz klar – das Thema Leseschwäche wurde hier ja bereits angesprochen –: Es ist das ein ganz massives Problem, und ich würde anhand dieses Zahlenwerks nicht sagen, dass Österreich da im Mittelfeld ist, denn wir in Österreich sind, was alleine das Lesen betrifft, ganz weit hinten. Da können wir uns sozusagen mit Mexiko die Hand geben. Übrigens: Mexiko, auch ein Gesamtschulland; das wird aber eher verschwiegen. Brasilien und Mexiko sind da jedenfalls nicht so die Vorbilder. (Abg. Dr. Walser: Aserbaidschan!)

Schauen wir uns noch die Alterspyramide an: Lehrer im Dienst mit über 60 Lebens­jahren gibt es nahezu keinen. Und nach den ganzen Pensionierungen in den nächsten Jahren haben Sie ein neues Ausbildungsmodell vorgesehen, das dem Parlament zuge­leitet wurde. Wir wissen jedenfalls, dass in den Jahren 2016 bis 2019 Tausende Lehrer in Pension gehen werden. Und was machen Sie da bitte dagegen? – Sie verlängern die Ausbildungszeiten! Das heißt, Sie gehen sehenden Auges auf einen eklatanten Lehrermangel zu – und tun nichts dagegen!

Des Weiteren: Was ein neues Lehrer-Dienstrecht betrifft, ist bis jetzt überhaupt nichts weitergegangen. Die Verhandlungen über ein neues Lehrer-Dienstrecht sollen ja sogar zur „Chefsache“ gemacht werden. Frau Bundesministerin Schmied, ich glaube schon, dass es bei Ihrem Aufgabenbereich Unterricht, Kunst und Kultur wahrscheinlich leichter ist, im Bereich der Kultur Preise zu verleihen, Subventionen zu verteilen, zu interna­tionalen Events von Kulturschaffenden zu reisen und dort bei den Preisverleihungen dabei zu sein – und dass es sicherlich viel schwerer ist, mit Gewerkschaftern zu ver­handeln und dabei gute Verhandlungsergebnisse zu erzielen.

Frau Ministerin, machen Sie sich nicht auch Gedanken darüber, was es eigentlich bringt, Arbeitsgruppen einzusetzen, Papiere zu erarbeiten, diese Papiere Stakeholder­konferenzen vorzulegen, dann dort die Arbeitspapiere wieder zu verdichten und das einer neuen Arbeitsgruppe zu übergeben?! – Die Entscheidungen fehlen! Gerade ein neues Lehrer-Dienstrecht wäre enorm wichtig, damit in Zukunft junge Menschen wis­sen, was auf sie zukommen wird, wenn sie sich auf diesen Beruf einlassen. Sonst wird der Lehrermangel doch noch eklatanter. (Beifall bei der FPÖ.)

Ganz interessante Daten aus dem Bildungsbericht: Was das Thema Fortbildung an­langt, ist es so, dass in den letzten 18 Monaten 97 Prozent der Lehrer eine Fortbildung machen, allerdings immer nur einen Tag lang; bei den eintägigen Fortbildungen ist Österreich Spitzenreiter, Weltspitze sozusagen. Sobald es aber um mehrtägige Fortbil­dungen oder um verpflichtende Fortbildungen geht, wird die Zahl dann auf einmal nied­riger.

Was sind die Begründungen bei der Anfrage an die Lehrer, warum sie keine Fortbil­dung machen? Es sind nicht Kostenprobleme, Konflikte in Bezug auf Stundenpläne oder Sonstiges – denn da liegen unsere Lehrer unter dem OECD-Durchschnitt; der OECD-Durchschnitt bei den Fortbildungen liegt bei 42 Prozent –: Zu 65 Prozent sagen die Lehrer in Österreich, dass keine passende Fortbildung angeboten wird. – Das ist doch ein Drama!

Ja, es gibt fortbildungswillige Lehrer, aber sie sagen: Die Fortbildungsthemen passen einfach nicht.

 


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