Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll203. Sitzung / Seite 102

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Nun zu den Klassengrößen und was diesbezüglich alles aus Ihrem Bericht im Detail herauszulesen ist: die großen Unterschiede zwischen einer Hauptschule beziehungs­weise einer Neuen Mittelschule, die im Durchschnitt unter 20 Kinder in der Klasse ha­ben – oder aber einer AHS-Unterstufe mit mehr als 25 Kindern im Durchschnitt. Mittel­gerechtigkeit gibt es für diese Schulstufen nicht, weil es eben nicht gewollt wird, und was nicht gewollt wird, wird auch nicht finanziell dotiert.

Interessanterweise ist aber die Zufriedenheit der Schüler mit dem Bildungssystem re­lativ hoch. Es gibt kaum Schüler, die sagen, dass sie mit dem Bildungssystem nicht zu­frieden sind.

Interessant ist auch die Frage der Kriminalität und der Aggression zwischen Kindern untereinander, aber auch gegen Lehrer; natürlich sind Aggressionen von Lehrern Kin­dern gegenüber auch im Bericht enthalten. Das sind ganz interessante Zahlen: 78 Pro­zent der Schulleiter sagen, in Bezug auf Aus- und Fortbildung gibt es kein Fortbil­dungsangebot, wie man mit Aggression an der Schule umgehen soll. – Das sind die wahren Themen!

Fast schon über Jahrzehnte hatte das Bildungssystem in der Bevölkerung eine hohe und gute Akzeptanz – und hat diese nach wie vor. Das sage ich nur, weil seitens der Sozialdemokratie immer gesagt wird, was alles unter früheren Regierungen in der Schule schlecht gewesen sei.

Den besten Akzeptanzwert in der Bevölkerung hatte das Bildungswesen im Jahr 2003. Sie wissen ja, wer damals die Regierung gestellt hat. (Abg. Mag. Rudas: Ministerin Gehrer war ja auch eine der beliebtesten Bildungsministerinnen! – Abg. Dr. Glawisch­nig-Piesczek: Der war gut! Der war wirklich gut!) Und nachher mit BZÖ und ÖVP in der Regierung beziehungsweise Sozialdemokratie und ÖVP hat es dann wiederum schlechtere Bewertungen gegeben, aber immer noch in einem Grad, den man als sehr schmal bezeichnen kann.

Insgesamt gesehen ist die Bevölkerung einverstanden mit dem, was unser Bildungs­system derzeit hergibt. Das ist in Ihrem Nationalen Bildungsbericht, Frau Ministerin, auch nachzulesen.

Erfreulich ist, dass Mädchen, junge Frauen, wenn sie sich zu einem Bildungsweg ent­scheiden – egal in welcher Stufe –, eine sehr hohe Erfolgschance haben. Das heißt, Frauen sind äußerst erfolgreich, wenn sie einen Bildungsweg einschlagen, diesen auch fertig zu gehen.

Zum Schluss zur Problematik der Risikogruppen: Bei Mathematik und Naturwissen­schaften schaut es Gott sei Dank im internationalen Vergleich besser aus. Was aber das Lesen betrifft, ist in Österreich die Situation geradezu als dramatisch zu bezeich­nen. Das heißt, es muss da eine Volksschuloffensive geben. Die Frage der besseren Beurteilung und Möglichkeiten für Volksschulen sind ja, wie ich glaube, durchaus im In­teresse aller Parteien. Und in der Volksschule wird eben der Grundstein für alles ge­legt.

Es wird daher notwendig sein, dass in der Volksschule jeder das Lesen lernt und dass schon da der Umgang mit Büchern gepflegt wird; natürlich ist das auch eine Frage der Erziehung durch die Eltern, denn kein Kind wird mehr ein Buch lesen, wenn ein El­ternteil im Leiberl und mit einer Bierdose in der Hand vor dem Fernsehapparat sitzt und dann zum Kind sagt: Geh, lies ein Buch! – Wenn ein solches „Vorbild“ gegeben ist, dann wird wohl alles nichts nützen. (Beifall bei der FPÖ.)

Jede Bildungsoffensive muss daher auf jeden Fall auch mit einer Elternbildungsoffen­sive einhergehen.

 


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