Da bin ich bei Ihnen, wenn Sie sagen, dass gezeigt werden soll, wohin der Weg geht. „Visionär“ ist für mich hingegen ein bisschen zu weit weg!
Dieser Bericht darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nach wie vor viele Brennpunkte und Baustellen gibt. Wir stecken sehr viel Steuergeld in unser Bildungssystem. Das wäre grundsätzlich richtig und gut, denn jede finanzielle Investition in die Bildung ist eine gute Investition in die Zukunft. Allerdings versickern viele dieser Steuergelder in einem sehr mehrgleisigen und doppelgleisigen System, und der Output ist letztendlich für die jungen Menschen sehr mittelmäßig. Nach wie vor fließen fast 80 Prozent der Kosten in Personalkosten für die Pädagoginnen und Pädagogen.
Es wurde heute schon ein paarmal angesprochen: Das Erschreckendste für mich sind nach wie vor die mangelnden Grundkompetenzen unserer Kinder und jungen Menschen, etwa im Bereich des Lesens. In der vierten Schulstufe ist jede sechste Schülerin beziehungsweise jeder sechste Schüler als Risikoschüler einzustufen, 28 Prozent der 15- bis 16-Jährigen können nicht sinnerfassend lesen. Sie verstehen einfachste Anweisungen nicht, der Wortschatz wird immer geringer. Das haben wir in vielen Diskussionen auch mit Expertinnen und Experten immer wieder gehört. Darauf wurden wir immer wieder hingewiesen, und es wurde stets festgestellt, dass die Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen überhaupt mehr als mangelhaft sind. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung, und dieser besorgniserregenden Entwicklung muss schnellstens Einhalt geboten werden.
Frau Bundesministerin, wir haben hier alle zugestimmt, dass wir reparieren, indem wir sagen: Wir wollen, dass jeder junge Mensch in Österreich einen Pflichtschulabschluss hat und dass dieser jetzt kostenlos nachgeholt werden kann. – Das ist richtig und gut, denn sonst werden sozusagen die Sozialhilfeempfänger der Zukunft geschaffen. Es ist aber auch wichtig, dass wir präventiv etwas tun, und zwar rechtzeitig präventiv etwas tun. Daher fordern wir seitens des BZÖ, dass mit der neunten Schulstufe ein nachweisbarer Bildungsabschluss – wie immer dieser heißt, ob Mittlere Reife oder Arbeitsmarktreife – gegeben ist. Die Zeit bis zur neunten Schulstufe soll man nicht absitzen und warten, bis die Schulpflicht erledigt ist, sondern dieses letzte Jahr soll ein ganz entscheidendes Jahr mit einem nachweisbaren Bildungsabschluss sein. (Beifall beim BZÖ.)
Das gilt vor allem auch für jene, die in die Lehre gehen. Über qualifizierte und attraktive Lehre ist heute schon sehr viel gesagt worden, und wir haben uns ja gemeinsam entschlossen, die Modellprojekte der Polytechnischen Schule jetzt in Gang zu bringen. Das ist ein erster Schritt, aber das ist sicherlich noch viel zu wenig.
Im Zusammenhang mit den mangelnden Grundkompetenzen steht natürlich auch, wie ich betonen möchte, die mangelnde Kenntnis und die mangelnde Fertigkeit im Bereich der deutschen Unterrichtssprache. Der Nationale Bildungsbericht zeigt im Kapitel „Sprachförderung“, dass gerade die Anzahl der mehrsprachigen Schülerinnen und Schüler in den letzten zehn Jahren eklatant angestiegen ist, nämlich von 111 000 auf 207 000. Das heißt: Hier haben wir Handlungsbedarf. Selbstverständlich ist einerseits sprachliche Vielfalt eine Bereicherung für ein Land, keine Frage. Andererseits gibt es dann aber auch ein Problem, wenn Kinder und junge Menschen die deutsche Sprache im Unterricht nicht verstehen und dann nicht mitkommen.
Daher ist es wichtig, nicht nur im Kindergarten die sprachliche Frühförderung – hier ist ja schon einiges geschehen – zu verstärken, sondern zu erkennen, dass die Sprachförderung auch in der Schule selbst, in der Grundschule, in der Volksschule, aber auch in der Hauptschule verbesserungswürdig ist.
Im Bericht wird ganz klar kritisiert, dass es zum Beispiel unmöglich ist, dass alle zwei Jahre die Finanzierung im Hinblick darauf ausverhandelt werden muss, welche Mittel
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