Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll203. Sitzung / Seite 138

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Nun zum Weltmuseum: Der Begriff gefällt Ihnen offensichtlich gar nicht. Ich möchte ein bisschen darauf eingehen, warum man diesen Begriff nach dem Konzept von Steven Engelsman gewählt hat. Und zwar deshalb, weil das Motto ist: Es geht um die Men­schen in aller Welt. Es geht um Weltoffenheit, und es geht um die Begegnung mit Men­schen und Kulturen auf Augenhöhe – das ist ein wichtiger Unterschied, ein wichtiges Merkmal – und nicht von oben herab, wie wir das leider aus der Geschichte das eine oder andere Mal erlebt haben. Die Begegnung steht im Vordergrund, und zwar zwi­schen den Menschen, zwischen den Kulturen der gesamten Welt.

Ich glaube, Sie so verstanden zu haben, Sie sprechen sinngemäß von der Schaffung eines Einheitsmenschenbildes. – Sehr geehrte Frau Kollegin, da liegen Sie falsch! Das ist sicher nicht die Absicht, sondern es geht um Weltoffenheit, es geht um die Men­schen, ihre soziale, gesellschaftspolitische und kulturelle Verankerung. Das ist die Iden­tität dieses Hauses.

Daher: Wir sind, wie ich schon gesagt habe, für den ersten Antrag, was das Winter­palais betrifft, aber Ihre beiden Anträge, sehr geehrte Frau Kollegin Unterreiner, Kolle­gen von den Freiheitlichen, müssen wir leider ablehnen. (Beifall bei der SPÖ.)

15.37


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Zinggl. – Bitte.

 


15.37.02

Abgeordneter Mag. Dr. Wolfgang Zinggl (Grüne): Frau Präsidentin! Dass größere Vorhaben in der Kultur vor allen Dingen von der Finanzministerin entschieden werden, das weiß ich spätestens, seitdem die Festspiele Erl subventioniert werden. Jahrelang hat sich der Großbaumogul Haselsteiner im Kulturministerium darum bemüht, und dann ist er plötzlich draufgekommen, dass der „Schotter“ eigentlich woanders zu finden ist, nämlich im Finanzministerium. Und seither gibt es flugs diese Unterstützung, und zwar aus Ihrem Ministerium, Frau Ministerin, aus Ihrem Budget. Sie dürfen sich da­rüber freuen, Sie dürfen sich bedanken – und Sie dürfen dann in Zukunft bei allen anderen Projekten weiter sparen. Daraus lernen wir, glaube ich, ganz gut, dass das Kulturministerium wahrscheinlich von Anfang an besser beim Finanzministerium ange­hängt worden wäre.

Jetzt haben wir einen zweiten Fall. Im November des letzten Jahres hat die Finanzmi­nisterin eine neue gute Idee gehabt, nämlich die Prunkräume des ehemaligen Stadtpa­lais von Prinz Eugen, auch des ehemaligen Finanzministeriums, zu einem Barockmu­seum zu machen. Fünf Jahre lang ist mit sagenhaften 200 Millionen € dieses Bauwerk saniert worden, nach den Wünschen des Finanzministeriums umgebaut worden – be­gleitet von vehementer Rechnungshofkritik. Und jetzt plötzlich kommt das Finanzminis­terium drauf, dass es vielleicht doch besser zum Barockmuseum wird, nämlich, wie ich den Zeitungen entnehme, weil dort zu wenige Parkplätze sind.

Niemand davor hat jemals einen Bedarf an einem Barockmuseum angemeldet. Und das ist schon mit gutem Grund nicht geschehen, weil wir in Österreich ohnehin viel zu viel Barock haben, jede Menge Palais, jede Menge Kirchen, jede Menge Schlösser und Klöster. Selbst die Stephanskirche ist innen komplett barockisiert. Ich will gar nicht von den vielen Festen und von den Suppenschüsseln reden, die auch barock sind.

Aber was bedeutet das finanziell? – Finanziell bedeutet das, dass zusätzlich zu den 200 Millionen für den Umbau jetzt noch einmal um 5,6 Millionen umgebaut wird und 2,5 Millionen jährlich für den Betrieb eines Barockmuseums zur Verfügung gestellt wer­den müssen.

Jetzt frage ich mich: Wieso könnte der Betrieb eines Barockmuseums nicht genauso von einer dafür mehr als ausgezeichneten Institution, nämlich der Schönbrunn AG, ver-


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