Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll204. Sitzung / Seite 188

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noch nie ordentlich wirtschaften konnten. Da ist ja kein Geheimnis. Die Griechen waren von den letzten 200 Jahren 100 Jahre Pleite. Das ist eine Tatsache. (Abg. Brosz: Die waren schon bei Aristoteles pleite!)

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren sie praktisch immer Pleite. Das ist fast schon ein Teil der griechischen Kultur, Pleite zu sein. (Zwischenruf des Abg. Rädler.) Das ist eine Tatsache, eine statistisch belegbare. Wenn Sie jetzt hergehen und sagen, wir machen aus den Griechen bessere Deutsche, dann sage ich Ihnen: Da werden Sie scheitern!

Das heißt, Sie können sich etwas aussuchen: Entweder lassen Sie diesen Selbst­reinigungsprozess zu, der die Griechen wieder auf solide Beine stellt, oder Sie machen das, was viele andere Länder schon mit ihren schwachen Regionen gemacht haben, Sie halten sie zwanghaft am Leben und behindern damit Reformen.

Wenn Sie nach Griechenland schauen und ehrlich sind, dann sehen Sie in den letzten fünf Jahren praktisch null Veränderung. Okay, die Löhne sind gesunken, es ist auch einiges passiert, was die Pensionen betrifft, ganz wenig im Beamtenbereich, aber strukturell  und da müssen Sie mir doch recht geben!  ist doch nichts passiert.

Das heißt, sie haben dort immer noch keine gescheite Finanzverwaltung. Die haben ja dort auch keine gescheiten Steuerprüfer, das interessiert sie scheinbar gar nicht, ob die Leute Steuern zahlen oder nicht. All das wurde nicht angegangen. (Abg. Dr. Oberhauser: Was ist der Lösungsvorschlag?)  Das heißt der Lösungsansatz ist ganz einfach: Wenn man die Griechen pleitegehen lässt, dann bekommen sie kein frisches Geld. (Abg. Dr. Oberhauser: Und was machen die Griechen dann?) Was machen die Griechen dann?

Die Griechen machen dann Reformen (Ah-Rufe bei der SPÖ), so wie es in Brasilien nach der Pleite passiert ist, wie das auch in Russland zweimal nach der Pleite passiert ist, wie das in Argentinien passiert ist, und wie sie alle heißen, die 30 Länder, die in den letzten 30 Jahren pleitegegangen sind. (Abg. Dr. Oberhauser: Völlig absurd!) Das ist doch nichts Neues. (Beifall beim Team Stronach.)

Eine Pleite eines Staates ist doch kein Beinbruch. Die Einzigen, die ein Problem damit haben, sind die Gläubiger. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Dr. Oberhauser.– Tun Sie doch nicht so, als wäre das etwas Neues für Sie! (Abg. Markowitz: Komplett überheblich, die SPÖ!)

Schauen Sie doch bitte einmal: Alleine in den letzten 30 Jahren sind über 30 Länder pleitegegangen. Wenn Sie sich die letzten 800 Jahre der Geschichte ansehen, ist Frankreich 14 Mal pleitegegangen, Deutschland zwölfmal, also praktisch jedes Land bis auf zwei, drei Ausnahmen ist schon einmal pleitegegangen. Was ist passiert? – Die Gläubiger hatten ein Problem. Genau das Gleiche wäre mit Griechenland passiert, und genau das wollte man verhindern.

Erzählen Sie mir nicht, dass Sie den Griechen helfen wollen und Mitgefühl mit der Bevölkerung haben! Sonst hätten Sie die griechische Bevölkerung nicht in diesem Euro gelassen, sondern Sie hätten die Initiative gesetzt, dass die Griechen aus dem Euro austreten und sich gesunden und mit einem ordentlichen Schnitt wieder auf gesunde Beine gestellt werden. Das ist doch in der Vergangenheit immer wieder passiert.

Deshalb: Wenn Sie hier vorschieben, Sie wollen den Griechen helfen, dann helfen Sie nur den Großbanken. Das reiht sich ein in die Historie, wo sie von 2008 an immer wieder die Banken unterstützt haben.

Aber sagen Sie das doch einfach! Ich habe auch kein Problem damit. Entscheidend ist jetzt nicht, ob das gut oder schlecht ist. Entscheidend ist, ob der Bürger das so haben will. Wenn Sie dem Bürger reinen Wein einschenken und ihn dazu befragen, dann


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