Die Frage ist, ob Österreich in dieser Hinsicht, wenn man den Spitzensport hernimmt, groß genug ist, um zu sagen: Wir fokussieren nicht, und es gelingt uns, auch Erfolg zu haben über die Fläche betrachtet. Die Diskussion ist nach den Olympischen Spielen in London neu aufgetaucht, da ist das Problem offenbar evident geworden, nicht nur dass wir keine Medaille gemacht haben, sondern dass es zumindest im Sommersport einfach auch an der Breite fehlt, weil ja auch die Anzahl der Medaillenanwärter durchaus überschaubar war, wenn wir uns ehrlich sind, und es sozusagen keine Sportarten gibt, wo man echt sagen kann: Dort haben wir eine Bank, dort kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die österreichischen Sportler beispielsweise bei olympischen Spielen erfolgreich sind.
Unsere Meinung ist: Ja, Prime-Sportarten machen Sinn. Das heißt ja nicht, dass man den Rest nicht fördert, sondern das heißt, dass es eine stärkere Form von Fokussierung bei diesen Sportarten geben kann. Das ist im Gesetz jetzt nicht enthalten.
Es ist so, dass die Strukturen sehr stark auf dem Bestehenden aufbauen. Wir haben das schon im Ausschuss diskutiert. Der Sportminister hat gemeint, es seien nicht die Sportler schuld – das teile ich –, es seien auch nicht die Trainer schuld – das teile ich auch. Dann haben Sie selbst, glaube ich, gesagt, dass die Strukturen ein Problem sind. Wenn man sich den Entwurf dieses Sportförderungsgesetzes anschaut, dann sieht man, es steht ganz vorne drinnen, dass auf den bestehenden Strukturen aufgebaut wird. Wenn also die Strukturen ein Problem sind, dann müsste man sie wahrscheinlich verändern und kann nicht auf ihnen aufbauen. Genau das ist aber die Zielsetzung dieses Gesetzes.
Meine These ist – und das werden wir heute schwer klären können, weil wir uns die Wirkung des Gesetzes anschauen müssen –, dass sich mit dieser Form, wie das Gesetz gestaltet ist, sehr wenig verändern wird.
Wir haben eine Entscheidungsstruktur, wo in den Gremien – das brauchen wir jetzt nicht im Detail zu beschreiben – letztlich ein Sportfonds, ein Förderungsfonds gegründet wird, wo Entscheidungen getroffen werden, wobei die BSO die absolute Mehrheit hat; die BSO-Vertreter haben sogar eine Zweidrittelmehrheit. Die BSO repräsentiert die gesamte Breite des Sports, und wenn man BSO-Präsident werden will, wie Herr Wittmann, wird man die Stimmen der gesamten BSO brauchen und wird es sich schlecht leisten können, hier auf einen gewissen Fokus hinzugehen.
Meine Einschätzung ist: Es hat sich vieles verändert bei der Kontrolle – das gestehe ich zu, das war auch eine der wesentlichen Forderungen –, die zahlenmäßige Kontrolle ist verbessert worden. Wenn man ins Detail geht – auch das war eine Debatte im Ausschuss, die wir nicht wirklich austragen konnten, weil Sie dann gesagt haben, das stimme so nicht –, wenn man sich genauer anschaut, wie die inhaltliche Kontrolle ausschaut, dann sieht man, da wird es sehr dünn. Es gibt zwar die Voraussetzung, dass man um Förderbeiträge ansuchen muss, dass es nur einen Teil als Grundstruktur gibt – okay, sinnvolle Maßnahme, dass für den anderen Teil im Wesentlichen Förderanträge geschrieben werden müssen –, aber wenn diese Förderungsziele, die man auch hineinschreiben muss, nicht erfüllt werden, dann gibt es laut Gesetz auch nicht die Notwendigkeit, dass man erklärt, warum es nicht erfolgt ist und welche Strukturmaßnahmen getroffen werden.
Meine Prognose ist also: Es wird sich relativ wenig ändern. Wir werden das in den nächsten Jahren sehen, ob sich an den Strukturen, an den Förderkriterien, etwas ändert. Ich würde davon ausgehen, dass Verbände, die sich über die Zeit einfach herunterwirtschaften, auch entsprechende Konsequenzen tragen müssen.
Wenn man sich etwa den Österreichischen Schwimmverband anschaut – ich sage das hier auch in dieser Form –, dann sieht man, dort ist in den letzten Jahren einiges
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