Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll204. Sitzung / Seite 242

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schief­gelaufen: weg von einem der Verbände, die eine gewisse Breite hatten, dahin, dass de facto fast alle Spitzensportler aufgehört haben. In der Förderstruktur ändert sich da jetzt relativ wenig und tut sich wenig.

Also: Wenn man das im Spitzensport ändern will, dann hätte man auch dort ansetzen müssen.

Zweiter Punkt: Der Fehler im österreichischen Sport ist meiner Meinung nach die feh­lende Verbindung zwischen Schule und organisiertem Sport. Da ist auch etwas drinnen, kleine Möglichkeiten an Förderung sind drinnen. Aber solange es nicht eine massive Kooperation zwischen dem Unterrichtsministerium und dem Sportministerium gibt, werden wir das Problem nicht lösen.

Der Punkt ist, dass die österreichische Sportinfrastruktur – und ich rede jetzt von jenen Orten, an denen sie am meisten vorhanden ist, nämlich in den Schulen – genau zu dem Zeitpunkt zugesperrt ist, zu dem die Kinder die Möglichkeit hätten, sie zu nutzen, nämlich in den Ferien. Da sieht man, dass wir ein massives Nutzungsproblem und ein massives Problem beim Sport haben. Wenn es nicht gelingt, die Schulen in den Ferien zu öffnen – vor allem in den Sommerferien, aber in den Ferien generell –, dort Angebote zu machen, dann wird der Breitensport in Österreich eine große Schwierigkeit haben.

Und da muss man ganz objektiv sagen: Selbst in einer Situation, in der jetzt seit einiger Zeit Sportministerium und Bildungsministerium in der gleichen politischen Gestaltung sind, also beides bei der SPÖ, ist es nicht gelungen, diese strukturellen Hürden zu überwinden. Das ist nach wie vor das Kernproblem, die Debatte ist immer gleich gelaufen: Das Sportministerium sagt, das machen die Schulen; das Bildungsminis­terium sagt, das ist der Sport – und damit gelingt es nicht, da die Verbindung herzu­stellen.

Die Verbindung zwischen Breitensport und Spitzensport ist relativ simpel. Wann entsteht Breitensport? – Wenn im Spitzensport in diesen Sportarten Erfolge da sind. Es gab auch in Österreich einen Tennis-Boom, Mitte der neunziger Jahre. Er ist relativ wirkungslos verpufft, das muss man auch sagen, was den Spitzensport betrifft, mittler­weile auch was den Breitensport betrifft. Wenn man Tennis spielt und sich die Hallen anschaut, dann wird man feststellen, dass die Hallen zunehmend zugesperrt werden. In Tattendorf haben wir jetzt einen Hundeabrichteplatz in der Tennishalle, andere Tennishallen gehen zusammen.

Was eigentlich wirklich fehlt, ist, dass dort, wo im Spitzensport Erfolg auftritt, relativ schnell reagiert werden kann und Angebote geschaffen werden. Genau dort kommen nämlich Jugendliche, und die warten nicht drei Jahre, nachdem Muster in Paris gewon­nen hat, dass sie den Tennisschläger in die Hand nehmen. Sie stehen dann zwei Wochen später da, und man muss ihnen ein Angebot machen können. Und ich frage mich, wo diese Flexibilität hier drinnen sein sollte.

Zugestanden, es gibt Verbesserungen bei der Kontrolle, viele Dinge sind aber nicht wirklich erfolgt.

Abschließend möchte ich festhalten, es wäre vielleicht auch noch möglich gewesen, hier zumindest gewisse Freiräume zu schaffen. Ich sage einmal ein Stichwort: Ein­bindung von österreichischen Sportidolen. Es hat ja einige Kritik gegeben, von Herrn Muster beispielsweise, um nicht nur vom Tischtennis zu reden; auch Muster hat massiv die Verbandsstrukturen kritisiert. Herr Seisenbacher – das haben wir damals im Sportausschuss diskutiert, ob man sich das leisten kann; mag sein, zu einem gewissen Zeitpunkt hätte man es sich leisten können. So viele Olympiasieger haben wir in Österreich ja nicht; es wäre nicht so, dass die drinnen sind.

 


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