Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 47

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tun haben wollen, weil sie finden, dass solche Leute den Vätern schaden. Das ist die Tatsache. (Beifall bei den Grünen.)

Meine Damen und Herren, zurück zum Thema: Der Schlüssel zur Väterbeteiligung liegt darin, dass es möglich wird, dass sich Väter von Anfang an an der Familienarbeit beteiligen. Die Beziehungsarbeit am Beginn, wenn es noch gar nicht um die Trennung geht, wenn es in der Regel darum geht, dass Kinder auf die Welt kommen, dass sich Väter in gleicher Form in die Familienarbeit einbringen, das ist die Erfolgsgarantie, dass ein Verhältnis zu den Vätern entsteht. Das heißt 50/50 bei der Erziehung. Das heißt 50/50 bei der Betreuung und Versorgung, beim Kochen, beim Putzen, beim Wäschewaschen. Das heißt 50/50, wenn es Schulprobleme gibt. Meine Damen und Herren, da entstehen Beziehungen zwischen den Kindern und den Vätern.

Wenn wir uns aber die Zahlen anschauen, dann sehen wir, dass es leider immer noch so ist, dass nur ein sehr kleiner Teil der Väter in Karenz oder Teilkarenz geht. Ich will, dass es selbstverständlich wird, dass Väter genauso wie Mütter in Karenz gehen. Ich weiß, das ist nicht immer einfach, nicht alle Dienstgeber haben Verständnis dafür. Mir sind die Geschichten bekannt, wo mit Kündigung gedroht wird, wo Karriereeinbußen in den Raum gestellt werden. Aber all das sind Schicksale, die natürlich auch Frauen betreffen. Und wir im Parlament müssen dafür sorgen, dass es selbstverständlich wird, dass Väter in Karenz gehen und dadurch eine Bindung zu den Kindern entsteht, die dann auch in schwierigen familiären Situationen hält. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn es zur Trennung kommt, dann ist dies tatsächlich keine einfache Situation, und wir müssen feststellen, dass es immer wieder zu einem Abbruch der Beziehung zwischen den Kindern und den Vätern kommt. Es gibt viele Gründe dafür, etwa beruf­liche Gründe – Väter orientieren sich neu und ziehen weg – oder familiäre Gründe – Väter heiraten wieder, und der Kontakt zur alten Familie reißt ab.

Ein Grund sind auch Hochkonflikttrennungen, wo diese Konflikte dann in Besuchs­rechts- und Obsorgestreitigkeiten ausgetragen werden. Aber auch hier gilt: Einseitige Darstellungen helfen uns nicht weiter. Es wird nicht reichen, den Müttern die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wir müssen in Hochkonfliktfällen an Lösungen arbeiten. Und wir haben immer vorgeschlagen, zu versuchen, diese Probleme in einer Familien­schlichtungsstelle und nicht vor Gericht zu lösen, weil wir wissen, die besten Lösungen sind die, die von Vätern und Müttern gemeinsam erarbeitet werden.

Noch einmal zum Thema „Bankomat“: Die Unterhaltsverpflichtung ist keine Bankomat­funktion, sondern eine wichtige Voraussetzung für das Aufwachsen von Kindern. Natürlich haben wir ein Problem: geringe Unterhaltshöhen, Unterhalt, der nicht bezahlt wird, auf der einen Seite, und auf der anderen Seite – und da sehe ich schon auch einen Änderungsbedarf bei den Vätern – die Möglichkeit, dass bei Unterhaltsschulden unter das Existenzminimum exekutiert wird. Das heißt, dass Väter noch einmal unter das Existenzminimum exekutiert werden können und dann tatsächlich wenig zum Leben übrig bleibt. Da habe ich eine relativ klare Position: Unterhaltsschulden vor Versandschulden. Das Existenzminimum muss absolut gelten, und Unterhaltsschulden müssen gegenüber anderen Schulden bevorrechtet sein. Das wäre die Lösung. Damit wäre auch Vätern in schwierigen finanziellen Situationen, die Scheidungen immer darstellen, geholfen.

In diesem Sinne muss man das Thema mit der nötigen Seriosität weiter diskutieren. Schwarz-Weiß-Malerei hilft jedenfalls nicht weiter. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

10.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Wid­mann. – Bitte.

 


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