Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll218. Sitzung / Seite 15

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Die zweite Frage, die sich für mich stellt, ist: Wie kann es sein, dass jemand  (Unru­he im Saal.) – Ich meine, ich kann verstehen, dass Sie das heute hier nicht allzu sehr interessiert, aber ich würde Sie wirklich bitten, ein bisschen zuzuhören, weil ich glaube, das haben sich alle verdient, dass wir, bevor wir jetzt auf die Dringliche Anfrage einge­hen, auch ganz kurz darüber sprechen, was da passiert ist.

Wenn man sich den Tathergang ansieht, dann sieht man, dass da ein Mann einen Poli­zisten vorsätzlich erschießt, dann 50 Minuten im Gebüsch ausharrt und wartet, bis der Sanitäter herbeieilt – ein 70-jähriger Sanitäter, der diesen Beruf aus Leidenschaft aus­übt, der nichts anderes will, als diesem Polizisten zu Hilfe zu eilen. Dieser Mann wartet 50 Minuten im Gebüsch, und bevor dieser Sanitäter noch aus dem Auto aussteigen kann, tötet er ihn mit einem gezielten Schuss in den Kopf.

Die Frage, die ich hier stelle, ist: Wie ist das möglich? Wie ist es möglich, dass unsere Gesellschaft solche Kreaturen hervorbringt? Wie ist es möglich, dass unsere Gesell­schaft Menschen hervorbringt, die überhaupt keinen Respekt vor dem Leben haben, die kaltblütig andere Menschen umbringen und sogar 50 Minuten auf einen Sanitäter, der nur zu Hilfe eilt, warten, um auch ihn töten zu können? – Das sind die zentralen Fragen. Und da stellt sich die Frage: Was haben wir falsch gemacht? (Unruhe im Saal. – Rufe: Bildung! Bildung! – Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Die Frage ist: Was haben wir falsch gemacht? Wir können diese Frage heute hier nicht klären, aber ich glaube, dass wir heute hier etwas besprechen sollten, nämlich einen Ort, wo wir den Grundstein legen für Verantwortungsbewusstsein, für Mitmenschlich­keit, für all diese Dinge, und dieser Ort heißt Schule. Deshalb sind wir heute bei diesem Thema angekommen, um auch darüber zu sprechen: Was kann die Schule leisten, um zu verhindern, dass es auf dieser Welt Menschen gibt, die keinen Respekt vor dem Le­ben haben und andere auf so grausame Weise umbringen?

Bei allem Mitgefühl für die Opfer und natürlich auch für die Familien und die Kinder – es sind ja immerhin sieben Kinder, die zu Halbwaisen geworden sind – müssen wir uns überlegen, was wir besser machen können und wie wir das in Zukunft verhindern kön­nen. Deshalb sind wir jetzt beim Thema Bildung; ich habe das bewusst hier überge­leitet, weil ich es für sehr wichtig halte.

Ich glaube, dass wir den Grundstein in der Schule legen können, den Grundstein dafür, ob ein Mensch ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft ist oder eben nicht. (Beifall beim Team Stronach.) Wenn man sich Länder wie Frankreich ansieht und sieht, was dort alles falsch läuft, oder andere Länder, in denen es besser läuft, dann sieht man, dass man als Gesellschaft sehr viel beeinflussen kann. Man wird nicht komplett ausschlie­ßen können, dass es Wahnsinnige gibt, die solche Taten begehen, aber wir können den Grundstein legen.

Und da sind wir jetzt beim Thema, und da ist die Frage: Tun wir alles, um einen guten Grundstein zu legen? Es geht nicht nur darum, den Kindern Mitmenschlichkeit, Verant­wortungsbewusstsein, Hilfsbereitschaft, Respekt vor dem Leben beizubringen, sondern es geht auch darum, den Kindern eine ordentliche Bildung zu geben, um ihnen auch die Möglichkeit zu geben, sich in der Gesellschaft entsprechend zu integrieren und in der Gesellschaft eine wertvolle Rolle zu spielen. Ich glaube, dass das ganz, ganz wich­tig ist.

Heute sprechen wir über das Lehrerdienstrecht, und ich komme jetzt zu diesem The­ma, weil das ja auf der Tagesordnung steht; ich wollte eben nur aufgrund dieses Schocks, der bei mir noch so tief sitzt, hier ein bisschen einleiten und auch die Frage stellen, was wir besser machen können. Im Schulbereich gibt es vieles, das wir besser machen können, wir tun es aber nicht. Und da frage ich mich, warum. Warum tun wir nichts?

 


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