Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll218. Sitzung / Seite 23

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sagen ganz viele Gründe haben kann. Es müssen nicht alle unbedingt in der Schule angesiedelt sein. Auch kann ich die Aussage über AMS-Kurse – da fehlen mir auch die Statistiken – in dem Sinn jetzt nicht nachvollziehen. Ich halte es aber für wichtig, dass wir immer wieder Menschen auch eine zweite Chance geben. Wenn es in der Schule nicht gelungen ist, müssen die Menschen auch eine zweite Chance bekommen, und deshalb war es ja so wichtig, der langjährigen Forderung von Gewerkschaft und Arbei­terkammer nachzukommen, dass Basisbildung und Nachholen des Pflichtschulab­schlusses jetzt kostenfrei möglich sind.

Und so einfach, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete, war das nicht umzusetzen, da musste ein Artikel-15a-Vertrag mit allen neun Bundesländern verhan­delt werden. Das war der erste Artikel-15a-Vertrag zum Thema Erwachsenenbildung in der Zweiten Republik, und ich bin froh, dass wir den realisiert haben. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich habe erst gestern in Mariahilf eine Volkshochschule besucht (Zwischenruf der Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein), wo eben Basisbildung, das Nachholen des Pflichtschul­abschlusses als Kurse angeboten werden, und ich kann Ihnen sagen, ganz viele Men­schen profitieren von dieser Maßnahme und nehmen dieses Angebot mit großer Freu­de und hohem Engagement an. (Beifall bei der SPÖ.)

Zur fünften Frage: Über diese Frage haben wir ja schon sehr oft im Unterrichtsaus­schuss diskutiert. Diese widmet sich dem österreichischen Bildungssystem und der Frage der Kosten und arbeitet heraus, dass wir doch eines der finanzintensivsten Bil­dungssysteme in der EU und den OECD-Ländern hätten. Da kann ich nur sagen, Herr Abgeordneter Lugar: Ja, wir haben ein sehr teures Bildungssystem, wenn Sie das so rechnen – Sie haben die Statistik betreffend Ausgaben pro Kopf genommen –, ja!

Jetzt muss man sich die Frage stellen: Warum ist das so? Erster Punkt, und da bin ich gleich im Widerspruch zu Ihren mündlichen Ausführungen: 89 Prozent der öffentlichen Ausgaben im Bildungsbereich sind Kosten für Lehrerinnen und Lehrer. Die Verwaltung ist vergleichsweise gering. Dass man in der Verwaltung einiges verbessern kann, dazu komme ich ja noch später, aber die großen Ausgabenpositionen sind die Ausgaben für Lehrerinnen und Lehrer. Es ist so; da kann man nachschauen, das ist verifizierbar.

Warum sind jetzt die Kosten der Lehrer so hoch? Erster Punkt: Ressourcensteuerungs­basis ist die Unterrichtszeit, und das hat natürlich zu tun mit der Unterrichtsverpflich­tung. Also je höher die Unterrichtsverpflichtung, umso besser dieser Indikator  jetzt gesamtwirtschaftlich gesehen, natürlich nicht argumentiert aus Sicht der Lehrergewerk­schaft.

Der zweite Punkt ist das Alter der Lehrerinnen und Lehrer. Ganz viele Lehrerinnen und Lehrer in Österreich sind über 50 Jahre alt, gleichzeitig haben wir eine steile Gehalts­kurve. Das heißt, die Lehrer verdienen derzeit relativ wenig am Beginn und relativ viel mehr, wenn sie älter sind. Diese steile Gehaltskurve in Verbindung mit dem Alter der­zeit, mit der demografischen Entwicklung, mit der Lehrverpflichtung ist ein großes Kos­tenelement.

Zweiter Punkt – und den sehe ich positiv, damit man mir jetzt nicht irgendetwas unter­stellt oder falsche Schlüsse zieht –: die österreichweit hohe Schuldichte. Wir haben ganz viele Schulstandorte in Österreich, vor allem auch im ländlichen Raum. Das heißt, die Schule ist nahe bei den Familien, nahe bei den Schülerinnen und Schülern. Das ist aber auch ein Kostenfaktor.

Dritter Punkt: Wir haben das weltweit beste berufsbildende Schulsystem. Die berufs­bildenden Schulen, meine sehr geehrten Damen und Herren – wenn ich jetzt vor allem an die HTLs denke –, kosten etwas, aber das ist keine Ausgabe, sondern das ist eine Investition, die sich rechnet. Das Ergebnis zeigt sich in der hohen Beschäftigung, die wir in Österreich haben. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

 


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