Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll219. Sitzung / Seite 74

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einzuarbeiten und so viel Neues zu bringen? Wäre das nicht ein Signal für Ihren Partner in der Koalition, es Ihnen gleich zu machen? – Das ist wie in der Volksschule, das ist peinlich.

Ich kann mich erinnern: Bundesministerin Forstinger – ich habe nicht geschwärmt von dieser Frau – war ein Monat im Amt und stand dann im Budgetausschuss zu allen Dingen der Forschung und Technologie Rede und Antwort. Das kann kein Mensch, kein Mensch, das ist sinnlos. Es ist peinlich für die Frau oder den Mann, die/der das machen muss. Es hat keinen Sinn. Ich habe auch nie verstanden, dass Kanzler stante pede zu allen Kapiteln der Politik Rede und Antwort stehen sollen. Das geht nicht. Wir sollten dem Rechnung tragen!

Ich kann mich erinnern, um vielleicht auch ein bisschen etwas Fröhliches zu sagen, dass in der SPÖ einige sehr findige, kluge, tapfere Frauen eine Denksportübung gemacht haben, um im Parlament mehr Aufmerksamkeit, mehr Zuhörer zu bekommen und nicht immer dieselben Worte – „Quantenhüpfen“, „Meilensteine“ für die Archäolo­gen, denen das besser gefällt, und „Quantensprünge“ für die Modernisierer – zu ver­wenden.

Die Frauen haben sich immer ein Wort aufgegeben, das in einer Rede vorkommen muss, ohne das Parlament zu brüskieren, ohne es in eine billige Hetz zu bringen, sondern einfach, um den Verstand zu schärfen. Einmal hat meine Kollegin und Wissen­schaftssprecherin das Wort U-Boot verwendet, trefflich, tiefgründig, tief bis an den Grund der Politik oder nicht sichtbar, geheimnisvoll, gefällig. Das passt wunderbar in eine Rede. Ich kann mich erinnern, ich habe ganz begeistert geklatscht und alle haben sich umgedreht und gedacht, was hat denn der Grünewald, der klatscht bei „U-Boot“. Ich habe dann das Wort Gartenzwerg bekommen, das war dann schon gefährlich, das wirklich raffiniert und ohne Brüskierung und ohne die Ehre des Parla­ments zu verletzen zu gebrauchen. Da ist mir jedoch Staatssekretär Waneck sehr entgegengekommen, der im Ministerium Reklame gemacht hat für Dr. Auers Basen­pulver, eine medizinisch völlig abstruse – esoterisch wäre noch heilig dagegen – Rezeptur. Ich habe dann gesagt, dieses Basenpulver würde ich nicht einmal meinen Gartenzwergen verschreiben. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Nichts gegen Basenpulver!)

Das war treffend! Solche Dinge sollen das Parlament nicht lächerlich machen, aber sie zeigen, worüber hier geredet wird. Wir hören nichts Neues mehr, wir haben uns in den Ausschüssen alles gesagt, was zu sagen ist.

Ich glaube, wir bräuchten mehr Zeit zum Denken und Erklären, und das Parlament kann, wenn Abgeordnete sich nicht ein bisschen distanzieren können von ihrer eigenen Partei, auch nicht den Auftrag erfüllen, die Regierung zu kontrollieren. Wie soll das gehen, wenn alles super ist?

Was nicht sein darf: Eine sehr prominente ÖVP-Abgeordnete, die später zu höheren Weihen gekommen ist, hat mir nach wenigen Tagen gesagt: Dr. Grünewald, tun Sie sich beim Reden nicht so viel an, das hieße ja, Perlen vor die  zu werfen!  Das ist nur mehr peinlich. Diesen Eindruck sollten wir unseren Zuhörern und der Galerie auf jeden Fall nicht verschaffen.

Was ich aber schon noch mitgeben möchte, ist eine Sache, die mir immer sehr wichtig war, nämlich die Hospiz- und Palliativ-Bewegung, damit endlich wirklich Schwung in die Debatte kommt und man nicht mehr hören muss, es wird alles getan. Wir sind noch meilenweit von einer befriedigenden Lösung entfernt, und es ist nicht möglich in einer 8 Millionen-Republik, die Schere zwischen Sozialzuständigkeit und Gesundheitsressort zu schließen. Mir klingt immer noch der Satz von Kdolsky „Sterben ist Ländersache“ in den Ohren, und ich möchte nicht die Vereinigten Staaten von Österreich, in denen das


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