Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll3. Sitzung / Seite 32

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10.05.02

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Mei­ne sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte zu Beginn meiner Rede Folgendes festhalten: An der derzeitigen Arbeitsmarktsituation in Österreich, vor allem auch im Bereich der Jugendbeschäftigung, ist nichts zu beschönigen. (Zwischenruf des Abg. Kickl.) Aber, meine Damen und Herren, vor allem von der FPÖ, es bringt auch nichts, wenn wir permanent bei jedem Thema alles nur kritisieren und alles nur schlechtreden, und es bringt schon gar nichts, wenn hier Zahlen diskutiert werden, die so einfach nicht stimmen. (Abg. Kickl: Redet euch das mit dem Leitl aus! – Abg. Dr. Belakowitsch-Je­newein: Eure Zahlen stimmen nicht!)

Schauen wir uns doch die Daten- und Faktenlage am Arbeitsmarkt noch einmal an! Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote in Europa, aber die Arbeitslosigkeit steigt; ich sage das gleich dazu. Es kann uns nicht egal sein, dass wir mehr Arbeitslose als im Vorjahr haben. Natürlich müssen wir hier Maßnahmen setzen, aber wir haben nach wie vor die niedrigste Arbeitslosenquote. Im Jugendbereich liegen wir an zweiter Stelle hin­ter der Bundesrepublik Deutschland. – Das sind die Fakten, meine Damen und Herren.

Wir haben 8,7 Prozent Jugendarbeitslosigkeit, rund 5 Prozent, nämlich 4,9 Prozent, Gesamtarbeitslosenquote. Im EU-Schnitt sind es 11 Prozent insgesamt und 23 Prozent bei der Jugendarbeitslosigkeit. Die Beschäftigung steigt. Sie ist in Österreich um 20 000 Personen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Noch nie waren so viele Men­schen in Beschäftigung, wenn man die Oktoberzahlen vergleicht, wie im Jahr 2013. Das gehört auch erwähnt, wenn wir den Arbeitsmarkt insgesamt diskutieren.

Die Jugendlichen betreffend darf man festhalten, Österreich hat ein Erfolgsmodell. Das sind die duale Berufsausbildung und die berufsbildenden Schulen. Wir haben sogar einen Rückgang der Arbeitslosigkeit bei den 15- bis 19-Jährigen, nämlich minus 2,8 Pro­zent. Aber insgesamt steigt die Arbeitslosigkeit um 4,5 Prozent an.

Was haben wir in der Vergangenheit gemacht – hier im Parlament auch durch eine Vorlage der Bundesregierung beschlossen? Wir haben die „Aktion Zukunft Jugend!“ eingeführt. Alle Arbeitslosen zwischen 20 und 24 Jahren bekommen ein Angebot ent­weder für einen Arbeitsplatz, eine zielgerichtete Schulung oder eine geförderte Be­schäftigung. Wir dürfen die jungen Menschen nicht auf der Straße stehen lassen. Wir müssen ihnen Hoffnung geben, Perspektiven anbieten, denn Arbeitslosigkeit bedeutet Hoffnungslosigkeit.

Gerade einem jungen Menschen dürfen wir es nicht zumuten, dass es keine Perspek­tive auf einen Arbeitsplatz, auf einen Job gibt. Das ist unsere Aufgabe, meine Damen und Herren. Wir, die Abgeordneten von den Regierungsfraktionen, und auch diese Bundesregierung haben dieses Thema in den letzten Jahren sehr ernst genommen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Nur ein paar Anmerkungen dazu: 80 000 Jugendliche haben aufgrund eines Schu­lungsangebotes eine Arbeit angenommen. 46 000 waren in einem Kurs, um für einen Arbeitsplatz vorbereitet zu werden. 2 800 Jugendliche nehmen an einer Arbeitsstiftung teil, davon 2 200 an einer Implacementstiftung. Was ist eine Implacementstiftung? – Das ist eine Art Teilausbildung, bei der wir vor allem jenen unter die Arme greifen, die es nicht schaffen, einen vollständigen Lehrberuf zu erlernen.

Das ist das Wichtige, meine Damen und Herren – es gibt diese Zigtausenden Hilfsar­beiterjobs, die es früher gegeben hat, nicht mehr –: Wir müssen jenen unter die Arme greifen, die es selber nicht ganz schaffen. Daher gehört den 5 000 Jugendlichen, die von der Schule abgehen und keinen Abschluss im Pflichtschulbereich haben, unsere Aufmerksamkeit, vor allem auch in der nächsten Zeit. Das ist auch gerade Thema bei den aktuellen Regierungsverhandlungen.

 


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