Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll3. Sitzung / Seite 171

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

spielt, was sich bei der Chemiefaser Lenzing abspielt, ist wirklich eine Katastrophe; was dort abläuft, ist absolut nicht zu verstehen.

Wir durften im Juni in diesem Unternehmen einer riesigen Festveranstaltung beiwoh­nen – Frau Bundesministerin, Sie waren dabei, Sie haben eine schöne Ansprache ge­halten –, da wurden alle Vorzüge in den Vordergrund gestellt. Mehr als 3 000 Men­schen aus der ganzen Welt haben dieser Feier beigewohnt, und der zuständige Vor­standsvorsitzende, der jetzt 700 Menschen auf die Straße setzt, hat damals gesagt – ich habe mir den Satz ganz gut gemerkt –, die Menschen seien das wichtigste Kapital für ein erfolgreiches Unternehmen (Zwischenruf des Abg. Steinbichler), seien das wich­tigste Kapital eines Unternehmens.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das kann so nicht funktionieren, wenn ein paar Wo­chen oder ein paar Monate später 700 Menschen auf die Straße gesetzt werden – da­bei ist diese Geschichte um Lenzing eine Erfolgsgeschichte. Es ist ja nicht so, dass es sich um ein armes Unternehmen handelt. 2011 hat es ein Rekordergebnis gegeben, mit 250 Millionen €, 2012 180 Millionen € und heuer werden es immer noch 80 Mil­lionen € sein.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geschätzten Damen und Herren! Es geht um eine Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf Verluste, und da spielen wir so nicht mehr mit. Ich sage das ganz deutlich: So kann es nicht gehen! (Beifall der Abgeord­neten Heinzl und Dr. Jarolim.)

Im „Report“, liebe Kolleginnen und Kollegen, hat der Vorstandsvorsitzende gemeint, man habe Fett angesetzt. – Diesen Terminus zu verwenden, ist ja grundsätzlich einmal grauslich. Er muss nun reagieren, denn es gibt kein Geld von der Regierung, es gibt kein Geld vom lieben Gott und es gibt kein Geld von der Gewerkschaft. Das kann ich bestätigen: Von der Gewerkschaft bekommt er ganz sicher nichts. Er hat aber nicht gesagt, wer die Boni bezahlt hat, die er 2011 kassiert hat, nämlich mehr als 1 Million €, meine sehr geschätzten Damen und Herren; das hat er vergessen, zu sagen. Es waren nämlich die Kolleginnen und Kollegen, die hart arbeiten, die Tag und Nacht im Einsatz stehen und erst die Ergebnisse dieses wunderbaren Unternehmens ermöglichen. (Abg. Dr. Mitterlehner: Falsche Rede erwischt!?) – Ich komme gleich dazu, Kollege.

Wenn wir wissen, wie das vor sich geht, dann werden wir Widerstand leisten, und die Menschen werden sich das auch nicht gefallen lassen, darf ich sagen. Wir werden natürlich vonseiten unserer Gewerkschaften alles unternehmen, um den Menschen zu helfen und ihnen zu Hilfe zu kommen.

Das ist eine Unternehmenspolitik, meine Damen und Herren, die wirklich menschen­verachtend ist. Und jetzt schließt sich der Kreis, weil Sie, Herr Bundesminister, gesagt haben, das sei die falsche Rede: Sie haben wahrscheinlich ein bisschen ein schlechtes Gewissen (Zwischenruf des Abg. Dr. Mitterlehner), aber hier schließt sich der Kreis: Jeder verlorene Arbeitsplatz fehlt uns im Budget, das wissen wir.

Wir brauchen hohe Beschäftigung, das ist wirklich die Basis für ein solides Budget. Wir brauchen hohe Beschäftigung, das sichert auch unsere Pensionen, über die so vehe­ment diskutiert wird. Konsolidieren durch Wachstum ist angesagt, und Ihr ehemaliger Chef in Ihrer Zeit als Generalsekretär, Herr Dr. Leitl, hat das gestern ganz deutlich an­gesprochen: Wachstum ist angesagt, und dem gehört Vorrang eingeräumt. (Zwischen­ruf bei der FPÖ.)

Ich möchte daher sagen: Wir kämpfen als Sozialdemokraten und auch als sozialdemo­kratische Gewerkschafter um jeden Arbeitsplatz und für faire, ordentliche Löhne und Gehälter, und das war nicht immer einfach. (Zwischenruf des Abg. Zanger. – Abg. Kickl: Offenbar nicht besonders erfolgreich! – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Zan­ger. – Gegenruf des Abg. Podgorschek.) Auch die letzten Lohnverhandlungen haben


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite