Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll7. Sitzung / Seite 186

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

und jede Expertin belegen das, sagen das immer wieder: Die ElementarpädagogInnen müssen besser ausgebildet werden. – Im vorliegenden Entwurf: gleich null. Wir wollen eine gleichwertige tertiäre Ausbildung aller Pädagoginnen und Pädagogen. Wir wollen eine gleiche Bezahlung. Wir wollen – und genau dieser Punkt wurde von allen Expertinnen und Experten bestätigt ein Jahresarbeitszeitmodell. Das, was wir hier beschließen, ist ein Modell bestenfalls aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, wir befinden uns aber, bitte, im 21. Jahrhundert. Wir brauchen ein Dienstrecht, das alle Tätigkeiten von Pädagoginnen und Pädagogen beinhaltet. Das ist weit mehr, als nur in der Klasse zu stehen, zu korrigieren und die Stunde vorzubereiten. Das sind Elterngespräche, das ist Beratung für die Kinder, das ist Projektunterricht und so weiter. Da gibt es eine Vielzahl von Tätigkeiten, die hier jetzt leider nicht erfasst sind. Wir brauchen eine flexible Einteilung von Lehrerinnen und Lehrern an den Schulen. Alles das hätten wir in unserem Abänderungsantrag drinnen. (Beifall bei den Grünen.)

Ihr Vorschlag wurde im Verfassungsausschuss, also sogar von den Experten der ÖVP, vernichtend kommentiert. Mit unserem Vorschlag kommen wir aus diesem Unter­tanensystem hinaus, hinaus aus diesem Metternich’schen System, das wir in Öster­reich in der Schule immer noch haben, wo Lehrer das tun müssen, was von oben angeordnet ist, wo wir Vorstellungen haben, dass man am Minoritenplatz Klick macht und dann passiert an den Schulen irgendetwas, was sich ändert. Aber so ist es nicht. (Beifall bei den Grünen.)

Frau Ministerin, ich freue mich darauf, wenn Sie das in Zukunft ändern werden und den Schulen wirkliche Autonomie geben, sodass man dort, wo man weiß, was Sache ist, entscheiden kann, was zu tun ist, und auf die konkreten Bedürfnisse vor Ort eingehen kann.

Die Tätigkeit von Lehrerinnen und Lehrern ist vielschichtig. Wir wollen eine unab­hängige Arbeitszeitstudie. Bitte, das ist dringend notwendig! Auf deren Basis kann man dann ein Dienstrecht beschließen, und zwar mit einer genau definierten Jahresarbeits­zeit. Ich gehe jetzt einmal von diesen 1 776 Stunden aus. Wir können ja auf dem Dienstrecht der Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer aufbauen.

Da machen wir einen deutlichen Schritt zurück, leider Gottes! Wir hätten bereits ein besseres Modell, und Sie machen jetzt ohne Not ein Modell, das sich zurückentwickelt. Und daher frage auch ich – da muss ich zustimmen –: Warum jetzt? Warum peitschen wir das in einer Situation durch, wo wir fünf Jahre Zeit hätten? Sie beschließen heute ein Gesetz, das in fünf Jahren in Kraft treten muss. Und Sie haben nicht die Zeit, mit den Betroffenen entsprechend zu diskutieren? Heute sind die Straßen voll, LehrerIn­nen demonstrieren, die Eltern demonstrieren, sie werden unterstützt von Schülerinnen und Schülern. Ja, gibt Ihnen das nicht zu denken, dass da einiges faul daran ist? (Beifall bei Grünen und FPÖ.)

Ich glaube, würden Sie zu diesem Modell, das wir Ihnen heute hier vorlegen, Ja sagen, würde das auch zu einem Ende dieses unseligen Lehrerbashings führen, das derzeit überall betrieben wird. Überall wird den Lehrerinnen und Lehrern vorgerechnet – und das haben wir heute auch schon wieder gehört –, sie müssen nur 17 Stunden, 18 Stunden, 20 Stunden arbeiten. Wir wissen, dass dem nicht so ist. Gehen wir daher von einem Jahresarbeitszeitmodell aus, wie das andere Berufstätige auch haben, und wir haben diese Diskussion endlich weg.

Schlussendlich, meine Damen und Herren, sollten wir nicht vergessen: Es geht bei allem in der Schule um die Kinder. Wir diskutieren hier dieses LehrerInnen-Dienst­recht, als ob es zentral für die künftige Bildungsreform wäre. Das ist es nicht. Wir brauchen ein Dienstrecht, das aufgebaut ist auf die Bedürfnisse der Kinder, das heißt: ganztägig an der Schule bleiben, individuelle Betreuung und dementsprechend – und


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite