tuellen Europastunde, nämlich „Duales Ausbildungssystem, Ausbildungsgarantie – Österreich als Beispiel für Europa“. Ein wertschätzendes Wort vorneweg: Jawohl, wir sind die besseren Finnen! In Brüssel gelten wir mittlerweile als die besseren Finnen, wir werden dort hofiert. Das duale Ausbildungssystem ist ein Leuchtturm in der Versicherung gegen Jugendarbeitslosigkeit. Und natürlich wollen viele Länder wissen, wie wir das gemacht haben. Wir haben das unter anderem der Sozialpartnerschaft zu verdanken, die hat das in ihren besten Jahren gut geschraubt – und dafür ist der Sozialpartnerschaft auch Respekt zu zollen!
Allerdings ist die hohe Zeit längst vorüber – nicht nur für die Sozialpartnerschaft, deren Teile von Gestaltern zu teilweise Blockierern geworden sind, sondern natürlich auch für die Lehre. Wir müssen schon genau darauf schauen, wie wir dieses Erfolgsmodell für die Zukunft fit halten können. Wir wissen, dass die Lehre von vielen Seiten unter Druck steht, wir wissen, dass das Image der Lehre nicht das beste ist. Und wir wissen, dass offensichtlich nicht nur den Sozialpartnern, sondern auch der ÖVP und der SPÖ die Fantasie fehlt, wenn es darum geht, die duale Ausbildung ins 21. Jahrhundert zu bringen.
Was würde NEOS jetzt machen, wären wir in der Regierung, Herr Bundeskanzler? Was würden wir machen, wären wir in der Regierung? – Wir würden zumindest an drei Punkten in Sachen duale Ausbildung ansetzen. Wir brauchen ganz entschlossene Verbesserungen – und Sie haben das auch im Regierungsprogramm drinnen, allerdings fehlen eben die Maßnahmen mit der nötigen Entschlossenheit – bei der Laufbahn- und Berufsberatung.
Es ist eine Tragik, wenn wir auf das österreichische Schulsystem schauen. In der AHS-Oberstufe haben wir Drop-out-Raten von einem Viertel, von 25 Prozent. Ein Viertel der Jugendlichen, die eine AHS-Oberstufe beginnen, schließen sie nicht ab. Wenn wir uns das dann bei den BHS, den berufsbildenden höheren Schulen, anschauen, sehen wir, dass 100 Prozent anfangen und wir ein Drittel unterwegs verlieren. Und wenn wir in die berufsbildenden mittleren Schulen schauen, sehen wir: Dort verlieren wir mehr als die Hälfte. – So, und jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind 15, 16, 17 Jahre, und wir wären die Versammlung dieser Jugendlichen – die Hälfte dieses Saales wären Schulabbrecher! Das ist nicht erquicklich in einer Phase des Lebens, wo wir sowieso wissen, dass es die Leute mit sich nicht ganz einfach haben. Das ist eine schwierige Phase, auch eine Phase der Selbstfindung.
Wir wissen seit Jahren und Jahrzehnten, dass wir eine massive Fehlleitung haben im österreichischen Schulsystem, und diese Fehlleitung wird noch stärker, weil natürlich die geburtenschwachen Jahrgänge jetzt kommen und die Schulen versuchen, die Schüler von der Lehre abzusaugen. Deshalb werden dann die Lehrlingszahlen massiv abnehmen. Es gibt HTLs in Wien zum Beispiel, die haben eine Drop-out-Quote von über 70 Prozent. Die machen jetzt Nuller-Klassen, damit sie möglichst viele Schüler hineinstopfen können, von denen ihnen völlig egal ist, ob sie sie zum Abschluss begleiten oder nicht.
Die Anreizsysteme sind bildungspolitisch völlig falsch, die Werteinheitenzuteilung an die Schulen völlig falsch: möglichst viele hineinstopfen, völlig egal, was mit den jungen Menschen dann passiert. Das müssen wir unbedingt ändern! Das ist ein auch Appell an die Unterrichtsministerin.
Wir NEOS würden die Mobilität steigern – von den 325 000 Lehrlingen gehen nur 350 pro Jahr ins Ausland, in die internationale Fachkräfteausbildung – und wir würden natürlich die Berufsakademie umsetzen, das heißt im tertiären Sektor die duale Ausbildung verankern.
All das wird nicht kommen, weil Ihnen in der Regierung das Wirtschaftsverständnis fehlt – leider. Und ich zitiere Christoph Leitl, er sagt heute in der „Kleinen Zeitung“: „Ich
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