Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll9. Sitzung / Seite 82

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Ich bin mir nicht sicher, ob es alleine die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen wäre, aber ein Umdenken betreffend das Ausbildungsziel, das heißt, was Schule für unsere Kinder bringen soll, wäre auch nötig, dass wir da vielleicht auch nachjustieren.

Zur Frage, wie viele Menschen in berufsbildende höhere Schulen, allgemeinbildende höhere Schulen drängen: Das ist, glaube ich, nicht allein auf die Werbetechnik der Schulen zurückzuführen, sondern auch auf das Verständnis, das Eltern haben. Also ich komme aus einer Generation, wo es noch sehr wichtig war, dass die Kinder studieren, in die Mittelschule gehen, das heißt ins Gymnasium gehen. Ich bin die Erste und Ein­zige aus meiner sehr großen Familie, die damals das Gymnasium gemacht hat.

Diese Geschichte hat sich durchgezogen. Dieser Wert der Lehre, der Wert eines Lehr­abschlusses fehlt. Es gibt Facharbeiter, die fehlen. Wenn man sich aber anschaut, was ein Facharbeiter heute verdient, da kommt so mancher Praktikant nach einer Univer­sität an dieses System nicht heran. Das heißt, man muss in den Köpfen der Eltern ein Umdenken herbeiführen, um zu sagen: Es ist vielleicht die Lehre, es ist vielleicht die gemeinsame Ausbildung! Es muss nicht der Schulabschluss einer höheren Schule sein, ein Fachhochschulstudium, sondern es könnte die Lehre sein!

Ich weiß nicht, wer von Ihnen sich auf YouTube in der letzten Zeit dieses Video der deutschen Poetry-Slammerin, das durch alle möglichen Kanäle gegangen ist, angehört hat. Da sagt eine junge Frau: „Eines Tages, Baby, werden wir alt sein und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können.“ Sie spricht dann fünf Minuten über die Situation der Jugendlichen – sie ist eine Deutsche. Einer ihrer Sätze lautet: „Mein Leben ist ein Wartezimmer, niemand ruft mich auf.“

Das ist das, was wir in Europa rundherum erleben: dass viele Jugendliche im Warte­zimmer einer Arbeitssuche stehen, einer Perspektive stehen und das Gefühl haben, es ruft sie keiner auf.

Und in der Situation macht die Europäische Union jetzt nichts anderes, als Geld in die Hand zu nehmen, das heißt, zu versuchen, diese Ausbildungsgarantie, die wir haben, auf den europäischen Raum auszudehnen. Es sind 6 Milliarden, 6 plus 2 Milliarden, die aus den ESF-Mitteln kommen. Es sind noch einmal 6 Milliarden  wovon, glaube ich, ein Teil bereits zugesagt ist  aus der Europäischen Investitionsbank, um in Regionen, wo über 25 Prozent Arbeitslosigkeit herrscht, Geld zu investieren, um Perspektiven, um auch wieder eine Chance zu bieten, am Leben teilzuhaben.

Wir wissen, dass in vielen Ländern die Jugendlichen gezwungen sind, zu Hause zu bleiben, keine eigenen Haushalte mehr gründen können oder wieder zurück ins Kinder­zimmer kommen müssen, weil sie es sich nicht mehr leisten können, irgendwohin zu ziehen.

Und was dann daraus wird, wenn wir eine Generation an perspektivlosen Jugendlichen haben, das sehen wir, wenn wir Nachrichten schauen: Das sind Unruhen. Es gab in Schweden, einem sehr reichen Land, Jugendunruhen, einfach weil Perspektivenlosig­keit, weil Arbeitslosigkeit herrscht. Ganz zu schweigen davon, was in Griechenland und in vielen Ländern mit der Austeritätspolitik, mit dem fraglichen „Gesund“-Sparen, das heißt mit dem Zu-Tode-Sparen durch Budgets angerichtet wurde, wo Jugendliche, wo der Arbeitsmarkt und alles völlig ruiniert wurden.

Ich glaube, es wird in Zukunft auf die Europäische Union und auf die dort Verantwortli­chen eine große Aufgabe zukommen. Ich glaube auch, dass wir uns im Rahmen einer Sozialunion mehr entwickeln sollten – und hoffe, dass wir mit den nächsten Wahlen diesen Weg auch gehen können. (Beifall bei der SPÖ.)

11.30


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Dr. Winzig zu Wort. – Bitte. (Abg. Neubauer: Vielleicht hören wir jetzt einmal was über die EU!)

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite